Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Titel: Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Ferris
Vom Netzwerk:
abschließenden Cognacs). Mit dem offenen blonden Haar – die Klemmen hatte sie herausgezogen –, dem starken Make-up und ihrem vom Alkohol geröteten, koketten Gesicht wirkte sie wie das aufreizende Alter Ego der nüchternen, sturen Anwältin, für die ich sie bei unserer ersten Begegnung gehalten hatte. Ihr Lächeln machte sie zehn Jahre jünger. Fast hätte ich sie in den Arm genommen, aber dann hätte ich unsere Spielregeln verletzt.
    »Der hat tatsächlich versucht, mir unter den Rock zu fassen, ist das zu glauben?«
    »Beim Essen?«
    »Nee, du Dummerchen. Als wir aus dem Hotel kamen. Da hat er mich gepackt und mir gesagt, er sei schon immer scharf auf mich gewesen. Dieser alte Bock!«
    »Und was hast du daraufhin getan?«
    »Ich wünschte, ich hätte ihm in die Eier getreten!«
    »Aber?«
    »Hab nur gekichert und ihm ’nen scherzhaften Klaps verpasst. Das erwarten die Männer doch von uns schwachen Frauen, stimmt’s? Das ist doch das Einzige, wozu wir fähig sind, nich?«
    »Sam, wenn du dich über die Rechte von Frauen streiten willst, hast du dir die falsche Zeit und den falschen Kerl dafür ausgesucht. Ich kenne weibliche Spione, die schon vor dem D-Day in Frankreich gelandet sind und mehr Mut hatten als ein komplettes Highland-Regiment. Ich bin auf deiner Seite.«
    »Dann isses ja gut, Mister Douglas Brodie.«
    »Diesmal mach ich den Tee!«
    Eine Stunde später – Sam hatte sich übergeben und saß mir jetzt mit aschfahlem Gesicht gegenüber, ein Wasserglas mit sprudelndem Alka-Seltzer vor sich – kamen wir endlich zum entscheidenden Punkt.
    »Offenbar hat mich Ihre Lordschaft Oberrichter Craig Allardyce höchstpersönlich als Strafverteidigerin vorgeschlagen. Hat jedem – außer mir, natürlich – erzählt, er täte es meinem Vater zuliebe. Man müsse der Tochter beim Aufstieg auf der Karriereleiter doch ein bisschen unter die Arme greifen.«
    »Wie nett von ihm.«
    »Nein, ganz und gar nicht, verdammt noch mal! Wüsste mein Vater, wer das veranlasst hat, würde er unverzüglich ins Leben zurückkehren, um ihm die Hölle heißzumachen. Mein Vater konnte Allardyce nicht ausstehen. Hat ihn immer als kleines Arschloch bezeichnet, soweit ich mich erinnere. Das Problem war, dass sie zusammenarbeiten mussten. Allardyce war nach meinem Vater als stellvertretender Oberstaatsanwalt die Nummer zwei in der Hierarchie.«
    »Und wurde später Richter?«
    »Viel später. Zunächst wurde das kleine Arschloch Nachfolger meines Vaters.«
    Wir hingen beide eine Weile stumm unseren Gedanken nach.
    »Irgendwas Neues über die Slatterys? Wusste der alte Lustmolch was über die Fälle, die dein Vater vor Gericht gebracht hat?«
    Sie nickte. »Die haben damals, Ende der 20er-Jahre, Anfang der 30er, viel Staub aufgewirbelt. Kurz vor deiner Zeit im Polizeidienst. Die Presse hat laufend darüber berichtet, besonders, als die Slatterys mit breitem Grinsen den Gerichtssaal als freie Menschen verließen und vor den versammelten Journalisten ihre Unschuld verkündeten.«
    »Ging es dabei um beide Brüder?«
    »Nach Aussage des alten Schürzenjägers hat meistens nur Gerrit auf der Anklagebank gesessen, manchmal auch dessen Handlanger – wilde Kerle, von den Slatterys aus Belfast oder aus dem Hinterland von Ulster nach Glasgow geholt.«
    »Und Dermot war der Drahtzieher im Hintergrund?«
    »Offenbar ja. Dermot hält sich gern bedeckt.«
    »Um was ging’s bei den Anklagen?«
    »Nichts Außergewöhnliches, wenn man mal von einem Verfahren 1932 absieht.«
    »Und zwar?«
    »Da ging’s um Waffenschieberei. Verdacht auf Mitgliedschaft in der IRA. Waffenschmuggel in die Republik Irland.«
    Ich stöhnte auf. »Perfekt. Also sind sie nicht nur Gangster, sondern dazu noch Revolutionäre. Killer mit einer Mission.«
    Plötzlich passte alles zusammen. Wieso hätten sie sich sonst die Mühe gemacht, Zeugen zum Schweigen zu bringen und Beweismittel verschwinden zu lassen? Sicher ließ sich damit auch die Beteiligung eines irischstämmigen katholischen Priesters wie Cassidy erklären. Aber wieso hatten sie ihn dann ermordet? Und wie war Hugh in all das hineingeraten? Wieso gerade jetzt? Nachdem man die Slatterys ein einziges Mal erwischt, aber nicht eingebuchtet hatte, waren sie mehr als ein Jahrzehnt lang nicht mehr besonders aufgefallen. Hieß das, dass sie erst seit Kurzem wieder Aktivisten der irischen Aufständischen waren? Dass irgendeine große Sache vorbereitet wurde? Hatte Cassidy versucht, sie davon abzuhalten?
    Blieb noch eine

Weitere Kostenlose Bücher