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Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Titel: Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Ferris
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zu ihrer kultivierten Hochsprache so, als hätte man meine Stimmbänder durch den Fleischwolf gedreht.
    Es war ein makellos schöner Morgen in einer idyllischen Umgebung. Warme Sonne, Schäfchenwolken. Ich war froh, dass ich keinen Mantel mitgenommen hatte. Am liebsten hätte ich meinen Hut abgesetzt, den Krawattenknoten gelockert und mir das Jackett über die Schulter gehängt, aber dann wäre ich vor den sorgfältig gestutzten Ligusterhecken und Lorbeerbüschen noch deutlicher als Fremdkörper zu erkennen gewesen.
    Ich nahm den gewundenen Weg den Hügel hinauf, bis ich zu einer malerischen Straße mit bildschönen, an den Hügel geschmiegten Villen gelangte, die auf weitläufigen Grundstücken thronten. In jedem Garten sprang mir die Blütenpracht blauer Hortensien ins Auge. Es herrschte überhaupt kein Verkehr, nicht einmal Fußgänger waren unterwegs. Ich zählte die Hausnummern ab, sofern ich welche entdecken konnte. Oft trugen die Häuser nur Namen wie Lochinvar oder sogar eine gälische Bezeichnung, die gar nicht hierher passen wollte. Sicherheitshalber blieb ich auf der Straßenseite mit den geraden Hausnummern, denn der Festung der Slatterys war eine ungerade Zahl zugeordnet.
    Auf einmal entdeckte ich, um welches Gebäude es sich handeln musste. Knapp 50 Meter vor mir stand ein Bau, der im Unterschied zu den anderen Villen mit ihren Vorgärten voller Büsche und Bäume von einer hohen Mauer mit einer Brüstung und einem Tor umgeben war. Der Nummer nach musste es die Residenz der Slatterys sein. Ich verlangsamte meinen Schritt, aber in dieser elitären Wohngegend konnte man nicht einfach unschuldig herumbummeln. Sich nicht einfach lässig gegen einen Laternenpfahl lehnen und eine Zigarette anstecken. Mit Sicherheit würde dann jemand aus einem der Häuser kommen und sich erkundigen, was man hier trieb. Falls solche Leute nicht sogar direkt die Polizei riefen, damit sie den Kerl, der sich erdreistete, hier ohne Kopfbedeckung herumzuspazieren, schnellstens in Gewahrsam nahm.
    Plötzlich drang vom Grundstück der Slatterys ein Kettenrasseln herüber. Das große Eisentor schwang zurück und eine Frau trat auf die Straße. Sorgfältig zog sie die Kette wieder durch die Eisenstäbe und sicherte das Tor mit einem massiven Vorhängeschloss. Ein weiteres Schloss im Tor selbst sperrte sie mit einem riesigen Schlüssel zu. Als sie auf mich zuging, überquerte ich die Straße.
    »Guten Morgen«, rief ich ihr zu. Sie war vermutlich um die 50 und schlicht angezogen. Keineswegs wirkte sie wie jemand, der in so einem großen Kasten wohnte.
    »Morgn«, erwiderte sie argwöhnisch. Trotzdem nutzte ich die Chance.
    »Entschuldigung, aber vielleicht können Sie mir helfen? Ich suche das Haus von Mr. Slattery. Hab einen Termin bei ihm, er hat mir nämlich Arbeit in Aussicht gestellt.« Ich lächelte ihr zu, doch sie blieb weiterhin auf der Hut. Falls es Dermots Ehefrau war, hatte ich die Sache gründlich vermasselt.
    »Oh, die sinnich da, die ham se verpasst. Mr. Slattery hat wohl keine Zeit mehr gehabt, Ihnen Bescheid zu gebn. Haben se denn Telefon?«
    »Nein. Sie sagen, die sind weggefahren? Das kam aber überraschend!«
    Sie taute ein bisschen auf. »Tja, ham gepackt und sin gestern Abend abgefahrn. Ham mir ’ne Nachricht hinterlassn, dass ich sauber machn und danach gut abschließn soll. Abba kein Gedanke daran, mir Geld für die Arbeit hinzulegn. Ham mir auch nich verratn, wie langese wegbleibn. Eigentlich sinns ja gute Arbeitgeba, abba manchma ...«
    »Wissen Sie, wo die Slatterys hingefahren sind?«, unterbrach ich sie.
    »Nach Hause. In die alte Heimat, wie die’s nenn.«
    »Also nach Irland?«
    »Ja. Soll ja schrecklich feucht da sein.«
    Ich sah zu, wie sie davonstapfte, und dachte mir, dass sich wohl nur Schotten von der Westküste einen Ort vorstellen konnten, an dem es noch feuchter war als in Glasgow. Erneut musterte ich die zugezogenen Gardinen sowie das große, gut gesicherte Tor und verfluchte mich dabei für mein Vorgehen. Offenbar hatte der Stein, den ich ins Wasser geworfen hatte, so hohe Wellen geschlagen, dass die Kröten, die sich darin getummelt hatten, geflüchtet waren. Ich machte kehrt und rannte der Frau hinterher.
    »Hallo? Entschuldigung, dass ich Sie nochmals belästige, aber haben Sie zufällig Mr. Slatterys Adresse in Irland? Dann könnte ich ihm eine kurze Nachricht schicken.«
    Sie musterte mich von Kopf bis Fuß. »Sinn se etwa vonne Polizei?« Ihr Blick blieb an den Narben in meinem Gesicht

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