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Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Titel: Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Ferris
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wurde, desto naiver kam ich mir vor – nicht umgekehrt. Dabei hatte ich angenommen, in den Augen der von mir verhörten SS-Offiziere schon das Übelste der Spezies Mensch gesehen und aus ihren Mündern das schlimmste Vorstellbare gehört zu haben.
    Ihr Teufelswerk in den Konzentrationslagern bei Bremen hatte ich damals als eine der von Hitlers Ideologie geprägten Perversionen des Dritten Reiches eingestuft. Ich nahm an, nur eine Minderheit habe ihn als Heilsbringer verehrt: die Durchgeknallten und Fanatiker, die Psychopathen und Kriminellen, die Bewohner des siebten und achten Höllenkreises. Der übrigen Bevölkerung unterstellte ich wohlwollend, dass sie auf dem Rücksitz eingeschlafen war, während die Unmenschen das Steuer ergriffen und Deutschland in den Rheinfall gelenkt hatten.
    Dass das Böse so flächendeckend verbreitet war, desillusionierte mich. Nie hätte ich damit gerechnet, ihm in diesem Ausmaß ausgerechnet in meiner Heimat mit ihren sanft geschwungenen Hügeln und feinen Sandstränden zu begegnen.
    Ich hielt an, kurbelte das Fenster herunter, zündete mir eine Zigarette an und blickte auf die faszinierende Landschaft vor dem Fenster. Im Osten lag das Festland, die Küste von Ayrshire. Im Süden, etwa einen Kilometer von hier entfernt, fiel mir in der Bucht eine winzige, keilförmige Insel auf, in deren Mitte ein Leuchtturm wie ein Phallus aufragte. Weiter draußen, im Südosten, entdeckte ich Ailsa Craig, den Granitbrocken, der aussah, als wäre er vom Himmel ins Meer gefallen. Dahinter lag die Küste Irlands, die jedoch von hier aus nicht zu sehen war.
    Kildonan bestand aus weit verstreuten weißen Häusern und einem Sandstrand. Sicher konnte man hier ein paar schöne Tage verbringen – mit Angeln, Paddeln und einem guten Buch im Liegestuhl am Meer. War es auch ein guter Ort zum Sterben? Wohl so gut wie jeder andere. Meine Überlebenschancen standen hier wahrscheinlich schlechter als in Lisnaskea. Und ich glaubte nicht mehr daran, Sam lebend zu finden. Wie satt ich alles hatte! Die bei vielen Menschen ausgeprägte Boshaftigkeit machte mich so krank, dass mir nicht mehr viel am Leben lag. Mittlerweile war ich bereit, es gegen die Gewissheit einzutauschen, Gerrit Slattery mit in den Tod zu reißen.
    Hielt Kildonan für mich parat, was ich an diesem Tag brauchte? Da es noch früh im Jahr war, hatten sich die Einheimischen vielleicht noch gar nicht auf Feriengäste eingestellt. Mein Blick fiel auf eine Strandhütte, vor der vier umgedrehte Holzboote lagen, jedes mit einem am Heck befestigten Zweitaktmotor ausgerüstet. Kurz entschlossen fuhr ich hinüber und hielt an. Sie boten Platz für jeweils drei oder vier Passagiere, die einen kleinen Angelausflug unternehmen wollten.
    Eine an jedem Bug durch einen Ring gezogene Kette, die mit Vorhängeschlössern gesichert war, verband die Boote untereinander. Ein Schild besagte, dass man sie für 9 Pence pro Stunde oder 30 Pence am Tag mieten konnte. Angelausrüstungen kosteten extra. Der Bootsverleiher organisierte auch Tagesausflüge zur Insel Pladda mit Besichtigungen des Leuchtturms. Aber von ihm war nichts zu sehen; nun ja, es war mittlerweile fast 18 Uhr und würde in etwa zwei Stunden dunkel werden.
    Im Dorf war es so ruhig, als hätten sich sämtliche Bewohner zur Teestunde zurückgezogen. Einen halben Kilometer außerhalb hielt ich nach einer Abzweigung Ausschau. Von hier aus konnte man den Strand nur noch sporadisch sehen. Hinter der Bucht von Kildonan wand sich die Straße wieder enger am Küstenstreifen entlang. Zu meiner Rechten erblickte ich eine zweite Bucht, viel kleiner als die vor Kildonan.
    Auf der Landzunge, halb von Bäumen verborgen, stand ein weißes, zweistöckiges Haus mit zahlreichen Fenstern und eigenem Anlegesteg. Davor schaukelte eine geräumige Jacht in den Wellen – ein Zweimaster mit eingeholten Segeln, dessen Hauptmast zum Bug ausgerichtet war. Der Schiffskörper, schlicht und durch keinen plumpen Deckaufbau verunziert, war elegant geschnitten und deutete darauf hin, dass diese Jacht mühelos schnelle Fahrt machen konnte.
    In der Auffahrt zum Haus stand ein Wagen. Aufgrund des typischen, steil abfallenden Hecks vermutete ich, dass es sich um einen Flying 12 der Standard Motor Company handelte. Nichts rührte sich, bis ich schließlich eine Gestalt beobachtete, wie sie an einem der unteren Fenster vorbeiging. Falls ich richtig lag, hatte Gerrit Slattery drei der restlichen Bandenmitglieder bei sich. Und einer dieser Männer

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