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Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Titel: Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Ferris
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sie erneut.
    »Was ist passiert? Erzählen Sie’s mir mit Ihren eigenen Worten.«
    Ihre Augen flehten mich an, ihr das zu ersparen. Aber ich hielt ihrem Blick stand und ließ nicht locker.
    »Wa schon spät, lang nach Schlafenszeit. Hab Schritte von zwei Leutn gehört, hat die Kleinen aufgeweckt. Der eine wa nich mehr sicha aufm Bein. Dann Stimmen. Der eine hat dem andern gesacht, er solln Mund haltn. Dann hamse de Tür aufgeschlossn und sind ins Zimma rein.«
    »Wer war das, Mrs. Reid? Wer ist ins Zimmer gegangen?«
    »Der eine wa Donovan. Hat nur noch gelallt, abba ich kenn dem seine Stimme.«
    »Und der andere?«
    »Dieser Priester.«
    Mir stockte der Atem. »Pater Cassidy?«
    »Genau der.«

21
    Ich fuhr mit dem Bus zurück nach Brodick und erwischte gerade noch die Fähre, die am späten Nachmittag von dort zum Festland übersetzte. Was für ein Glück: Die Glen Sannox war wegen Maschinenschadens für einige Tage aus dem Verkehr gezogen, aber die Fährgesellschaft hatte kurzerhand den schnittigen Schaufelraddampfer Jeanie Deans von seiner normalen Route von Loch Long nach Arrochar abgezogen und hierherbeordert, damit er auf dem Umweg zusätzliche Passagiere aufnehmen konnte. Zwar würde das Schiff in Craigendoran anstelle von Ardrossan anlegen, aber die Bahnverbindung von dort aus führte am Nordufer des Clyde entlang nach Glasgow, was sogar eine Zeitersparnis bedeutete.
    Als wir in Richtung Festland ablegten, spuckten die beiden rot-weiß-schwarz gestreiften Schornsteine des Dampfers dichte Wolken aus. Ich stellte mich aufs Oberdeck, beugte mich über die Reling und sah zu, wie das von den Schaufeln aufgewirbelte, weißlich schäumende Wasser hinter mir zurückblieb. Das Meer war so ruhig wie selten zwischen der Insel und dem Festland. Die Wellen rollten eher sanft vorbei, als dass sie gegen den Bug klatschten. Immer wieder tauchte das Schaufelrad so rhythmisch klatschend ins Wasser, dass es mir vorkam, als wäre mein Kopf, in dem sich ebenfalls alles drehte, unmittelbar damit verbunden.
    Nichts passte zusammen. Warum, in Gottes Namen (und das war hier wörtlich zu nehmen), hatte der Geistliche Patrick Cassidy uns eine so wichtige Information vorenthalten? Und wieso hatte er dennoch dafür gesorgt, dass ich von der Sache erfuhr?
    Ich war so in meine grübelnden Gedanken vertieft, dass ich die beiden Männer, die zu mir ans Geländer traten, um mich in die Zange zu nehmen, anfangs gar nicht bemerkte. Sie standen eindeutig nicht hier, um frische Luft zu schnappen, denn ihre Schultern berührten meine, und sie hatten die Hüte tief ins Gesicht gezogen. Schließlich sprach mich der linke an: »Alles kla, Brodie?«
    Als ich mich zurückziehen wollte, nahmen sie meine Arme in den Polizeigriff. Einen Moment lang hielt ich sie tatsächlich für Polizisten. Bis derjenige, der mich angesprochen hatte, seinem Kumpel zunickte. Rasch und fachmännisch beugten sie sich hinunter und packten meine Knie. Plötzlich befand ich mich in der Luft und knallte mit den Hüften gegen die hölzerne Reling. Mein Hut ging zuerst über Bord. Während ich ihn davonsegeln sah, versuchte ich krampfhaft, mich am Geländer festzuklammern. Aber die beiden Männer standen direkt unter mir, und mein Gewicht hatte sich unvorteilhaft verlagert. Ein weiterer Schub – und ich folgte meinem Hut auf ausgesprochen unelegante Weise über Bord.
    Mein Körper flog über das Geländer, aber meine Hände krampften sich nach wie vor um das Holz. Ich drehte mich, als ich gegen den seitlichen Rumpf des Schiffs schlug. Verzweifelt warf ich mich herum und griff mit der rechten Hand nach der Stange unterhalb des Geländers. Jetzt hing ich, das Gesicht der Reling zugewandt, in der Luft, während meine Beine herunterbaumelten und wild um sich schlugen. Ich blickte zu den grinsenden Gesichtern hinauf. Einen der beiden erkannte ich wieder: Er war an der Auseinandersetzung in der Herrentoilette des Pubs beteiligt gewesen.
    »Schöna Tach zum Schwimm, Arschloch!«, schrie der Kerl, den sein Kumpel Fergie genannt hatte, und zog eine Fahrradkette unter der Jacke hervor. Er schlug nach mir und traf mich mit den scharfen Kettengliedern an Kopf und Schultern. Danach nahmen er und sein Begleiter sich jeweils eine meiner Hände vor und trampelten darauf herum. Vergeblich versuchte ich mich weiter festzuhalten. Ehe mir der nächste Schlag das Gesicht zerfetzte, zog ich mich in die Höhe, bekam einen Fuß aufs Deck, holte aus und versetzte Fergie einen Faustschlag ins Gesicht.

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