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Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Titel: Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Ferris
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halb taub. Sicherlich würde ich nicht bis zum nächsten Morgen durchhalten.
    So hatte ich mir meinen Tod nun wirklich nicht vorgestellt. In der Wüste hatte ich im Krieg heftige Panzerangriffe überlebt, in Italien verheerende Bombendetonationen, war in Nordfrankreich die ganze Strecke bis zum Rhein beschossen worden – und hier paddelte ich nun und würde demnächst ein paar lächerliche Seemeilen vom Strand entfernt ertrinken. Dazu noch vor dem Strand, an dem ich als Kind im Urlaub meine Sandburgen gebaut hatte. Fast kam es mir so vor, als hätte ich von geliehener Zeit gelebt, bis es dem großen Boss, der darüber Buch führte, doch noch aufgefallen war. Mir fielen all diese Monate nach meiner Entlassung aus der Armee ein, in denen ich mir den Tod herbeigesehnt hatte. Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich unbedingt am Leben bleiben wollte. Doch jetzt war es zu spät, um meine restlichen Kröten für wilde Besäufnisse und hemmungslose Nutten zu verprassen.
    Schließlich zog die Sonne nach Westen weiter, doch seltsamerweise wurde es trotzdem nicht völlig finster. Ein Nordlicht tauchte die große Wasserfläche in ein unheimliches Zwielicht. Als sich der Halbmond am Himmel zeigte, brachte er die Wellenkämme in meiner unmittelbaren Umgebung zum Glitzern. In diesem Moment sah ich in der Ferne die Lichter.

22
    Anfangs dachte ich, es müsste sich um die Lichter von Ortschaften an der Küste handeln – von Troon oder Ayr, vielleicht sogar schon von Girvan. Doch dann merkte ich, dass diese Lichter deutlich näher waren und zudem schwankten. Sie mochten eine Seemeile entfernt sein, aber das konnte ich unter diesen Umständen nur schwer abschätzen. Wenigstens dämmerte mir langsam, was hier leuchtete: Ich konnte vier oder fünf Boote mit Masten ausmachen, an denen die Lampen aufgrund der Dünung hin und her schwankten. Die Boote hatten ihre Segel aufgezogen und hielten Kurs auf ... keine Ahnung. Es waren Fischer, die nachts hinausfuhren, so viel war mir klar. In der Ferne hörte ich sogar jemanden rufen. Ein lautes Lachen schloss sich an.
    Ich brüllte irgendetwas, versuchte es zumindest, aber es klang wie Gebell. Mehrmals schluckte ich, um Speichel zu sammeln, dann probierte ich es erneut – so prägnant wie möglich: »Hilfe!«
    Ich schrie, bis meine vom Salzwasser ausgedörrte Kehle nichts mehr hergab. Danach lauschte ich. Nichts. Offenbar nahmen die Boote jetzt Fahrt auf und entfernten sich immer weiter von mir – aber das war im schimmernden Zwielicht schwer zu beurteilen.
    Das Problem war, dass ich viel zu tief im Wasser lag, wenn mich nicht gerade eine Welle nach oben trug. Ich musste mich wie ein Prediger in der Speaker’s Corner auf die Kiste stellen. Also ließ ich mich ein wenig ins Wasser zurücksinken, stützte mich gleich darauf mit den Händen auf die Holzbox und versuchte mich hinaufzuziehen, als würde ich mich aus einem Swimmingpool an den Beckenrand stemmen. Als die Kiste ins Wanken geriet, setzte ich meine Bemühungen trotzdem fort und schaffte es, ein Knie nach oben zu bringen. Mit einer letzten, verzweifelten Anstrengung richtete ich mich auf und spürte im selben Moment, wie die Kiste kippte und unter mir versank. Während ich ins Wasser fiel, legte ich die Hände zu einem Trichter vor den Mund und brüllte immer wieder »Hilfe«, bevor ich in der Tiefe versank.
    Ich besaß kaum noch Kraft, um mich wieder hinaufzukämpfen, deshalb ließ ich mich einfach nach oben treiben. Die Kiste war anscheinend abgesoffen. Doch als ich mich umsah, entdeckte ich sie knapp unter der Wasseroberfläche, überspült von Wellen. Mit Hundepaddeln schaffte ich es hinüber und klammerte mich am Holz fest. Allerdings fehlte mir die Kraft, sie so aufzurichten, dass sie sich mit einer Luftblase füllte. Ich blieb einfach liegen und ließ mich treiben, bis ich aus weiter Ferne, aber klar und deutlich ein Rufen hörte: »Hallo!«
    Von drei Seiten richteten sich Petroleumlampen auf mich. Gleich darauf zogen mich raue Hände in ein kleines Fischerboot. Zitternd und nach Luft schnappend blieb ich wie ein ins Netz gegangener Hering auf dessen Boden liegen. Sie bombardierten mich mit Fragen, aber auch – Wunder über Wunder – mit heißem Tee aus einem Flachmann.
    Sie stammten aus dem winzigen Fischerdorf Dunure, fünf Seemeilen südlich von Ayr. Mir zuliebe unterbrachen sie ihre Arbeit und setzten mich in ihrem von hohen Kaimauern umgebenen Hafen ab. Im gerechten Zorn über das, was man mir angetan hatte, waren sie alle

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