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Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Titel: Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Ferris
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los.« Obwohl der Tee eigentlich noch viel zu heiß war, nahm sie einen Schluck und klapperte dabei nervös herum.
    »Sicher haben Sie von den schrecklichen Ereignissen gehört. Vom Prozess und allem anderen?«
    Sie nickte.
    »Ich arbeite mit Hugh Donovans Verteidigerin zusammen. Wir prüfen derzeit, ob es Möglichkeiten gibt, in Berufung zu gehen. Ich hoffe sehr, dass Sie uns verraten können, was in jener Nacht passiert ist.«
    »Welche Nacht meinen se, Mr. Brodie?«
    »Die Polizei hat Hugh eines Morgens abgeholt und bei dieser Gelegenheit alle möglichen Beweismittel in seiner Wohnung gefunden. Wir möchten wissen, ob Sie in der Nacht davor irgendetwas gesehen oder gehört haben.« Jetzt war’s heraus, mit schlichten, einfachen Worten.
    Und genauso schlicht und einfach erwiderte sie: »Nee, gar nix.«
    Sie griff nach einer Handtasche neben dem Sessel, fischte eine Zigarette heraus und zündete sie an. Während sie den Rauch tief inhalierte und danach langsam in einem Wölkchen ausstieß, kamen ihre zitternden Hände allmählich zur Ruhe.
    Wie dumm von mir! Ich war zu schnell vorgeprescht. Also versuchte ich es mit einer anderen Methode. »Wussten Sie, dass Hugh ein kleines Problem hatte, Mrs. Reid? Dass er wegen seiner Schmerzen Drogen nahm?«
    »Klar doch. Dem armen Mann ginget furchba mies.«
    »Ist Hugh manchmal spätabends völlig fertig nach Hause gekommen? Als hätte er zu viel getrunken?«
    »Habn manchma gehört.«
    »Aber nicht an diesem Abend?«
    »Kann sein oder auch nich. Man hört ja nich imma hin. Und steckt ja auch nich gern die Nase in andere Leute ihre Angelegenheitn, oda?«, versetzte sie spitz.
    »Haben Sie in den zwei Wochen vor seiner Festnahme irgendetwas Seltsames oder Ungewöhnliches gehört oder bemerkt?«
    »Wat denn?«
    »Zum Beispiel ein weinendes oder schreiendes Kind in Hughs Wohnung. Irgendwas in dieser Richtung?«
    »Nee, war alles ganz normal.«
    »Wieso sind Sie dort weggezogen, Mrs. Reid?«
    Sie stand auf, warf ihren Zigarettenstummel ins Feuer und stocherte danach in dem kläglichen Häufchen Kohlenasche herum, um ihm eine Flamme zu entlocken. Mit dem Schürhaken in der Hand drehte sie sich zu mir um. »Wir wolltn uns einfach ma verändern, also hamwas auch getan. Is ja nich verbotn, oda?«
    Sie hatte die Stimme erhoben und klang jetzt ziemlich genervt – ganz, als wäre sie mit ihrer Geduld am Ende.
    »Nein, natürlich nicht. Es ist nur ... ungewöhnlich. Und wieso sind Sie gerade hierher gezogen?«
    »Weilwa den Ort mögn. Seeluft un so weita. Gut für die Kleinen.«
    »Wo stecken die denn?«
    »Die spieln draußn.«
    »Und wie geht es Ihren Kindern, Mrs. Reid?«
    Sie riss den Schürhaken wie einen Degen in die Höhe und richtete ihn auf meine Brust. Vor Erregung war Farbe in ihr blasses Gesicht geschossen. »Wat gehtn Sie dat an? Wieso erkundigen se sich nach meinen Bälgern?«
    »Muss doch eine große Veränderung für Ihre Kinder gewesen sein, umzuziehen. Wollte nur fragen, wie die Kleinen damit klarkommen.«
    Einen Moment lang rührte sie sich nicht vom Fleck – eine fette, unansehnliche Raubkatze, bereit, mir wegen der bloßen Erwähnung ihres Nachwuchses den Schürhaken über die Rübe zu ziehen. Doch dann fiel sie in sich zusammen, legte den Haken weg und zündete sich die nächste Zigarette an.
    »Denen geht’s gut, könnt nich besser sein.« Sie rang um Beherrschung. Nach und nach verschwand der Zorn aus ihrer Stimme, und ihr Gesicht nahm einen Ausdruck an, den ich als nackte Verzweiflung deutete. Ich hasste mich zwar selbst dafür, musste sie aber weiter unter Druck setzen. Auch moralisch.
    »Mrs. Reid, im Gefängnis sitzt ein Mann ein. Ihr früherer Nachbar. Ein Kriegsheld. Und in ein paar Wochen wird man ihn für etwas aufhängen, das er vielleicht gar nicht getan hat. Wenn Sie mir irgendetwas zu sagen haben, das uns bei der Wahrheitsfindung helfen könnte, dann ... na ja, dann wäre das sehr edelmütig von Ihnen.«
    Nach und nach füllten sich ihre Augen mit Tränen, die das faltige Gesicht hinunterrannen. Ihr Brustkorb hob und senkte sich so heftig, dass ich schon eine Herzattacke befürchtete. Schließlich begann sie zu schluchzen und sackte keuchend auf ihrem Sessel zusammen. »Kann’s Ihnen nich sagn. Kann’s einfach nich.«
    »War in jener Nacht noch ein anderer dabei? Haben Sie noch jemanden gehört?«
    Als sie wieder bei Atem war, sah sie mich aus verschwollenen, nassen Augen an und nickte.
    »Wissen Sie, wer das war?«
    Erst zögerte sie, dann nickte

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