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Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Titel: Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Ferris
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fort. »Außerdem habe ich Ausschau nach dem Bus gehalten. Ich bin Pater Connor O’Brien, Mr. Brodie.« Er streckte mir die Hand entgegen.
    »Nennen Sie mich einfach Brodie. Und danke, dass Sie dazu bereit waren, sich so kurzfristig mit mir zu treffen.« Ich schüttelte ihm die Hand.
    »Dann nennen Sie mich einfach Connor. Gestern wurde mir mitgeteilt, dass Sie im Laufe des Tages eintreffen würden. Aber heute Morgen rief mich Pater Cassidy an und sagte, Sie wären schon am frühen Vormittag hier.«
    »Ja, wir stehen extrem unter Zeitdruck. Sie wissen sicher, warum?«
    Er nickte. »Sollen wir hier sitzen bleiben? Es ist wirklich ein selten schöner Tag.«
    Während wir uns beide auf der Bank niederließen, nahm er eine Zigarette von mir entgegen. Vermutlich war er in meinem Alter, litt aber unter frühzeitigem Haarausfall. Die Frisiercreme sorgte dafür, dass die spärlichen Strähnen die Kopfhaut so gut wie möglich überdeckten und nicht verrutschten. Die dicke Brille verstärkte den Eindruck, einen durch und durch vergeistigten Menschen vor sich zu haben, doch seine verblüffend kräftige Stimme deutete auf innere Zähigkeit und Härte hin – und das lag nicht allein am rauen irischen Dialekt.
    »Wie kommt’s, dass Sie an diesen Ufern gestrandet sind, Connor?«, fragte ich.
    »Ich bin in Belfast aufgewachsen und wollte irgendwohin, wo es friedlicher ist. Also hat man mich hierhergeschickt.« Er lächelte.
    »Ist es hier nicht fast schon zu friedlich?«
    »Eher zu klein. Schon komisch, wo hier doch nun wirklich Platz genug wäre.« Er deutete auf den weiten Himmel und die auf und ab tanzenden Wellen. »Es wirkt auf mich ein bisschen zu ...«
    »Beengt?«
    Er nickte. Ich wusste, was er damit meinte: die Nähe und Neugierde einer so kleinen Dorfgemeinschaft. All das hatte ich in Kilmarnock selbst erlebt. Einerseits zählen Vertrautheit und Anteilnahme zu den Vorzügen kleiner Gemeinden, doch es gibt auch Schattenseiten. Schmust man mit einem Mädchen in irgendeinem dunklen Hauseingang, kann man beinahe augenblicklich hören, wie die ganze Nachbarschaft empört nach Luft schnappt.
    »Und Sie, Brodie? Wie kommt’s, dass Sie ausgerechnet hier gelandet sind? Welche Entschuldigung haben Sie vorzubringen?«
    Mir war klar, dass er sich nicht nach meinem Auftrag erkundigte, schließlich wusste er in etwa, um was es ging. Er stellte mir eine gewichtigere Frage. Natürlich hätte ich ausweichen und sagen können, es dauere zu lange, das zu erklären. Oder auch so tun können, als hätte ich die Frage missverstanden. Doch da war etwas an ihm, das mir Vertrauen einflößte.
    Die Situation erinnerte mich an die Begegnung mit einem Fremden im Pub beim Bier: In der Gewissheit, dass man sich ohnehin nicht wiedersehen wird, rückt man bereitwillig mit den jeweiligen Lebensgeschichten heraus. Also erzählte ich ihm, woher ich stammte, deutete über das Wasser zum Festland und zu den Stränden, an denen ich als kleiner Junge gespielt hatte. Berichtete ihm von meiner Zeit bei der Armee und davon, dass ich mit einer nicht allzu üppigen Abfindung ausgeschieden war und danach die journalistische Laufbahn eingeschlagen hatte, um meine angeschlagenen Finanzen aufzubessern. »Der Journalismus«, erklärte ich, »hat mir zwar schon nach dem Universitätsabschluss offengestanden, aber ich bin stattdessen zur Polizei gegangen. Und nun liegt der Journalismus auf Eis, weil man mich nach Glasgow geholt hat. Ich soll dabei helfen, Hugh Donovans Kopf aus der Schlinge zu ziehen.«
    Der Priester hatte sich vorgebeugt, blickte mit auf die Knie gestützten Ellenbogen aufs Meer hinaus und warf nur hin und wieder ein »Verstehe« oder »Aha« ein, während ich meinen Monolog hielt.
    »Meine Ermittlung auf Arran ist sozusagen ein Schuss ins Blaue«, gestand ich, »aber wir müssen auch die kleinste Chance nutzen.« Anschließend erläuterte ich ihm, warum die Suche nach Hughs ehemaligen Nachbarn so wichtig für uns war.
    »Nun ja, Brodie, bis zu diesem Punkt in Ihrem Leben haben Sie’s nicht gerade leicht gehabt, wie? Aber zumindest kann ich Ihnen den nächsten kleinen Schritt erleichtern. Die Familie, um die’s geht, nennt sich Kennedy. Ich kann nicht sagen, ob die Leute wirklich so heißen. Aber sie sind Anfang des Jahres hier eingetroffen und stammen dem Dialekt nach eindeutig aus Glasgow. Sie gehören nicht zu meinen Schäfchen, doch diese Ortschaft ist, wie gesagt, so klein, dass neue Gesichter sofort auffallen. Und natürlich wird im Postamt

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