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Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Titel: Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Ferris
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Sohlen und das dicke Leder. Sicherlich würde beides den gegenwärtigen Besitzer genauso überleben wie seinen Vorgänger.
    »Noch etwas.« Sie ging zum Büfettschrank hinüber, zog eine Schublade auf, griff mit beiden Händen nach einem in einen Lappen gewickelten Gegenstand und legte ihn vor mich auf den Tisch. Es schepperte.
    Als ich den Lappen entfernte, sah ich, dass es sich um einen martialischen Webley-Mark-VI-Revolver handelte. Im Ersten Weltkrieg hatte er den britischen Streitkräften als Ordonnanzwaffe gedient. Das Magazin konnte sechs tödliche Patronen vom Kaliber 455 aufnehmen. Der 152 Millimeter lange Lauf verlieh der Waffe eine Reichweite von bis zu 50 Metern. Und jeder Schuss traf, sofern man es schaffte, das verdammte Ding ruhig zu halten. Der Rückstoß war nämlich in etwa so heftig wie der Tritt eines nach hinten ausschlagenden Maultiers.
    »Gehörte der auch Ihrem Vater?«
    Sie nickte. »Er hat ihn 1918 aus Frankreich mitgebracht und später bei der Jagd eingesetzt. Für den coup de grâce. Aber benutzen Sie ihn nur, wenn es gar nicht anders geht, Brodie, das ist mir sehr wichtig. Ich möchte nicht, dass Sie Glasgow in den Wilden Westen Schottlands verwandeln.«
    Ich wog den Revolver in der Hand, klappte ihn auf und untersuchte den Lauf. Es war eine schöne, einfach zu bedienende Waffe. Mit eingebauter Hahn- und Abzugsspannung, sodass man nicht erst jedes Mal neu spannen musste, bevor man schoss. Wunderbar dazu geeignet, einen Schuft ein für alle Mal zu erledigen. Ein Patroneneinschlag würde eine riesige Austrittswunde und jede Menge innerer Verletzungen hinterlassen, unabhängig davon, wo genau die Kugel traf.
    Als ich das Tweedjackett aufknöpfte, entdeckte ich eine doppelt verstärkte, passgenaue Innentasche, die Sams Vater offenbar als Holster gedient hatte. Zwar beulte der Revolver das Jackett vorne ein bisschen aus, saß ansonsten aber so gut im Futter, als wäre er gerade nach Hause zurückgekehrt.
    Sam ging nochmals zum Schrank hinüber und brachte mir eine Patronenschachtel. Die Patronen mussten mindestens zehn Jahre alt sein, sahen aber noch funktionstüchtig aus. Ich klappte den Revolver ein zweites Mal auf und schob die Munition ins Magazin. Danach vergewisserte ich mich, dass die Waffe gesichert war, und verstaute sie, in das Tuch gehüllt, wieder in der Schublade des Büfetts. Dort konnte sie sich für meine nächste Auseinandersetzung mit der Slattery-Bande bereithalten. Beim Besuch der Sonntagsmesse konnte ich meiner Meinung nach auf eine Waffe verzichten.

23
    Wir fuhren zur katholischen Kirche in den Gorbals, die auf mich wie ein Klotz wirkte. Auf dem Weg dorthin erklärte mir Sam, sie habe den wunderbaren Kestrel nach dem Tod ihrer Eltern eigentlich verkaufen wollen, sei aber nicht dazu gekommen. Ich war äußerst dankbar für dieses Versäumnis. Als wir vor der Kirche anhielten, hatten sich vor den Toren bereits zahlreiche Gläubige im schwarzen Sonntagsstaat eingefunden.
    »Sollen wir wirklich nicht die Polizei einschalten?«, fragte sie mittlerweile zum dritten Mal.
    »Was sollten wir denen denn erzählen? Dass der angesehene Priester einer bekannten katholischen Gemeinde gemeinsame Sache mit einem Drogenbaron macht und mir Auftragskiller auf den Hals gehetzt hat? Und dass sich derselbe moralische Eckpfeiler der Gesellschaft in Donovans Wohnung aufhielt, ehe man Donovan als mutmaßlichen Täter inmitten von derart erdrückendem Beweismaterial aufgriff, dass man ihn dafür gleich zweimal hätte hängen können? Wie würde die Polizei das Ihrer Meinung nach aufnehmen?«
    Sie warf resigniert die Hände in die Luft. »Also statten wir ihm einfach einen kurzen Besuch ab? Passen ihn vielleicht im Beichtstuhl ab, weil die Chance, dass er redet, dort am größten ist?«
    »Ich möchte wissen, wie er darauf reagiert, mich lebend zu sehen. Danach schauen wir weiter. Einverstanden?«
    »Einverstanden.«
    Wir stiegen aus und legten den kurzen Weg zum Eingang der Kirche zurück, vor dem Menschen herumstanden und sich angeregt miteinander unterhielten.
    Eine kleine weißhaarige Frau sah zu mir auf. »Sie verschwendn nur Ihre Zeit. Is nich offn.«
    »Was heißt ›ist nicht offen‹?«, fragte ich und merkte, dass ich ihr damit eine Steilvorlage für eine typische Glasgower Antwort geliefert hatte.
    »Heißt, dass hia zu is«, gab das kleine Ungeheuer zurück.
    »Kommt das häufig vor?«
    »Is noch nie passiert, soweit ich weiß«, erklärte sie triumphierend.
    »Gibt es hier einen

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