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Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Titel: Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Ferris
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Hintereingang?«
    Sie schenkte mir einen Blick, als wäre ihr gerade aufgegangen, dass sie mit einem zu ewiger Verdammnis verurteilten Ketzer sprach. »Nur den Privateingang vom Priester. Zu seim Ankleideraum. Sie könn da nich einfach zur Tür reinspaziern.« Sie wandte den Kopf in die entsprechende Richtung, also machten Sam und ich uns trotz der bösen Blicke, die sie uns hinterherschickte, auf den Weg zur Rückseite der Kirche.
    Hier wurden die regelmäßigen Sandsteinlinien durch einen kleinen Ziegelbau mit Seiteneingang durchbrochen, der sich gegen die rechtwinklige Kirchenfassade lehnte. Die Tür war leider abgeschlossen. Ich musste mir wirklich dringend anständiges Einbruchswerkzeug zulegen.
    »Haben Sie irgendwelche Haarklemmen oder eine Nagelfeile in Ihrer Handtasche?«, fragte ich Sam.
    »Sie wollen doch nicht etwa ...«
    »Er wollte mich umbringen lassen.«
    Wortlos kramte sie in ihrer Tasche und drückte mir schließlich ein ordentlich zusammengerolltes Wachstuchbündel in die Hand. Als ich es aufmachte, fiel mein Blick auf drei Schraubenzieher, einen verstellbaren Sechskantschlüssel, eine kleine Kneifzange und zwei Zündkerzen.
    »Mein Vater hat darauf bestanden, dass ich mir zumindest gewisse technische Grundkenntnisse aneigne«, versetzte sie schnippisch.
    Nachdem ich den Verriegelungsmechanismus inspiziert hatte, machte ich mich mit den Schraubenziehern ans Werk. Es dauerte nicht mal eine Minute, bis das Schloss aufschnappte.
    Im Inneren des Anbaus war es stockdunkel. Ich wartete, bis sich meine Augen daran gewöhnt hatten, dann tastete ich mich zu den Gardinen vor und ließ Licht herein. An einer Wand entdeckte ich eine Spüle und einen kleinen Kocher mit zwei Gasringen. Ansonsten war der Raum nur mit einem Teppich, einem alten Sessel, einem Bücherregal und einem schmalen Schrank möbliert.
    An der hinteren Wand befand sich eine kleine Holztür, die ich öffnete. Dahinter lag ein kurzer Gang, durch einen Vorhang vom Kirchenschiff abgeteilt. Als ich ihn aufzog und in die Kirche trat, stellte ich fest, dass ich unmittelbar unterhalb der Kanzel vor den leeren Bankreihen stand. Zusammen mit Sam, die mir gefolgt war, ging ich zum Altar hinüber. Von dort aus konnten wir den gesamten Innenraum perfekt überblicken.
    Sam brauchte eine Sekunde länger als ich, bis sie Pater Cassidy entdeckte. Wie angewurzelt blieben wir stehen und starrten auf die jüngste lebensechte Ergänzung der tragischen künstlerischen Darstellungen, die uns umgaben. Unmittelbar hinter dem Altar ragten mehr als sechs Meter hohe glänzende Orgelpfeifen in die Höhe. Der Strick war an einem Ende um den schweren Sockel des Altars geschlungen. Von dort aus stieg er fest gestrafft nach oben, wand sich um vier Orgelpfeifen, sackte wegen des daran hängenden Gewichts nach unten und mündete drei Meter über dem Boden in eine Schlinge.
    Von der Schlinge baumelte Pater Cassidy herunter. Sein bläulich angelaufenes Gesicht war in der tragischen Erkenntnis verzerrt, dass alle Ave Marias dieser Erde nicht ausgereicht hatten, um ihn zu retten. Er war seinem Schöpfer begegnet und für unzulänglich befunden worden. Sein langer, magerer Körper hing nackt und ungeschützt vor unseren Augen, sah man von der Kette mit Priesterkreuz ab, die sich um den gedehnten Hals wand. Seine Brust- und Schamhaare waren schneeweiß. Die Finger klammerten sich auf eine Weise um die Schlinge, als hätte er es sich noch einmal anders überlegt, nachdem er die Leiter weggestoßen hatte, die jetzt zu seinen Füßen lag. Wegen der Darmentleerung ging ein heftiger Gestank von dem Leichnam aus.
    Als ich ein leises Stöhnen hörte, drehte ich mich um und konnte Samantha, die gerade zusammenklappte, gerade noch rechtzeitig auffangen. Ich schleifte sie zu einer Kirchenbank in der ersten Reihe und brachte sie dazu, den Kopf zwischen die Beine zu beugen. Sie keuchte, als hätte sie gerade einen Marathonlauf absolviert, Als ich mir sicher war, dass sie die Ohnmachtsattacke überwunden hatte, kehrte ich zu Cassidy zurück, um den Tatort genauer zu untersuchen.
    Sein Tod war nicht nur tragisch, sondern kam für uns auch verdammt ungelegen. Ein Selbstmord zu diesem Zeitpunkt erschien mir auch nicht sonderlich plausibel, aber im Fall Hugh Donovan tauchten ohnehin von Tag zu Tag weitere Ungereimtheiten auf. Allerdings vermasselte uns Cassidys plötzliches Ableben Hughs Verteidigung – es sei denn, wir konnten das Gericht davon überzeugen, dass der Priester sich aus Reue für

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