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Galgentod

Galgentod

Titel: Galgentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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Sträuchern versteckt lag. Ein Spalt öffnete sich, durch den die Polizeibeamten hindurchgehen konnten.
    »Darf ich bitten?«
    Schnur trat mit großen Schritten auf die Vegetation los. Die kleine Steintreppe bemerkte er erst, als er die Stufen hinauf gestolpert und schmerzhaft auf seinen Knien gelandet war.
    »Wenn das so weitergeht, werde ich stinkwütend auf Fred Recktenwald, ohne ihn überhaupt zu kennen«, grummelte er.
    »Nur weil er sein Anwesen nicht pflegt, muss er nicht gleich ein Mörder sein«, bedachte Andrea schmunzelnd. Insgeheim war sie froh darüber, dass sie Schnur den Vortritt gelassen hatte. Sie selbst hatte diese Treppe auch nicht gesehen.
    Zwischen dem dichten Grün konnten sie einen Trampelpfad ausmachen. Sie kämpften sich durch das Gestrüpp, bis sich in tiefstem Schatten ein Haus abzeichnete. Klein und verwittert lag es im Schutz der Vegetation, in der es wie zusammengekauert wirkte. Kletterpflanzen rankten sich daran hoch, hatten schon fast die Fenster im ersten Stock erreicht.
    »Ein Hexenhaus«, schwärmte Schnur und stieß ein lautes Lachen aus. »Dass es in Picard noch so etwas gibt, habe ich bisher nicht gewusst.«
    »Was redest du da?« Andrea stutzte.
    »Ihr solltet lieber zuerst mal nachsehen, ob nicht ein brodelnder Kessel hinter dem Haus steht«, fügte Schnur grinsend an.
    Andrea suchte tatsächlich nach einem Seitenweg und fand ihn. Sie stieß Schnur an die Schulter und zeigte ihm ihre Entdeckung.
    »Jetzt wird es wirklich spannend.«
    Doch dieser Weg erwies sich als Sackgasse. Dornensträucher hielten die Beamten davon ab, weiter zu gehen. Also kehrten sie um und steuerten die Treppe an, die in der Mitte durch eine Mauer getrennt wurde.
    »Auf welcher Seite fangen wir an?«, fragte Schnur.
    Erik überholte seinen Vorgesetzten, stieg die Treppe auf der rechten Seite hoch, überquerte eine kleine Terrasse, die notdürftig mit dickem Pappkarton zusammengekleistert war und steuerte die Tür an. Eine Klingel gab es nicht. Also klopfte er.
    »Hier hängt eine wunderschöne schmiedeeiserne Glocke«, rief Andrea und zog daran. Ein blechernes Geräusch ertönte, das nur entfernt an eine Glocke erinnerte.
    »Die hängt wohl schon länger da«, spekulierte Schnur sofort.
    »Tja. Egal, wie die Glocke klingt – oder mein Klopfen. Wenn Recktenwald zuhause wäre, hätte er uns hören müssen«, murrte Erik.
    »Dann versuchen wir es mal nebenan«, schlug Schnur vor und stieg auf der linken Seite die Treppe hoch.
    »Hier gibt es sogar einen Klingelknopf«, rief er und drückte drauf.
    Aber sie bekamen nichts zu hören. Er drückte wieder – kein Läuten – nichts.
    »Ein Dummy.« Schnur stieg die Stufen wieder hinunter. Er schaute sich um, konnte aber nur Unrat, zerborstene Holzelemente und Schrott entdecken. Bis seine Augen eine Tür mit einem Herzchen erfassten.
    »Was sehe ich da?«, rief er aus. »Fred Recktenwald hat noch ein Plumpsklo.«
    »Sowas gibt es doch gar nicht mehr«, stritt Andrea ab.
    »Das will ich jetzt aber genau wissen.« Schnur ging auf die Herzchen-Tür zu und öffnete sie. Mit einem lauten Aufstöhnen und einem Naserümpfen warf er sie wieder zu.
    »Deine Gesichtsfarbe sagt mir, dass ich mich geirrt habe«, stellte Andrea lachend fest. »Es gibt noch Donnerbalken.«
    »So was habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Das erinnert mich wieder an meine Jugendzeit. Da sind wir in alle leer stehenden Häuser geklettert, die wir finden konnten. Heute gibt es so etwas kaum noch.«
    »Außer hier in Picard«, stellte Erik fest. »Ich habe herausgefunden, dass dieses Haus nach einem Todesfall von der Saarlouiser Stadtverwaltung einfach vergessen worden war. Genauso sieht es aus. Recktenwald hat sich hier eingenistet, ohne etwas daran zu verändern.«
    »Jetzt werde ich auf diesen Kerl immer neugieriger«, gab Schnur zu. »Aber bevor wir hier Wurzeln schlagen, schlage ich vor, dass wir ihn anrufen.« Er warf noch einen letzten Blick auf das skurrile Haus, bevor er den Rückweg zum Dienstwagen antrat. »Er soll zusehen, dass er so schnell wie möglich nach Hause kommt, damit wir ihn befragen können. Sonst müssen wir ihn nach Saarbrücken bestellen.«
    »Das würde ich ja gern machen«, meinte Erik.
    »Aber?«
    »Recktenwald hat weder Telefon noch Handy.«
    »Und woher weißt du, dass er heute nicht arbeitet?«
    »Ich habe bei der Fördergemeinschaft der Teufelsburg angerufen. Die haben ein Telefon.«
    »Okay! Dann können wir hier nichts mehr ausrichten. Also fahren wir zu

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