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Galgentod

Galgentod

Titel: Galgentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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bekommen wir auch heraus, wo er den peinlichen Film hingeschickt hat.«
    Er ließ den Rechner hochfahren, suchte in einer Kiste voller Kabelsalat, bis er das richtige hatte, und steckte es in die dafür vorgesehene Buchse im Handy, das er über einen USB-Anschluss mit dem Computer verband.
    Bernhard musste nicht lange suchen, schon lief in aller Deutlichkeit der Film auf dem Bildschirm. Mit Ton.
    Erik glaubte, sein Kopf müsste ihm platzen, so schämte er sich.
    Es dauerte nicht lange, da stieß Bernhard seinen ersten Kommentar aus: »Wow! Was für ein Weib!« Er schaute Erik an und sprach aus, was ihn beschäftigte: »Solche prallen Möpse und so ein Knackarsch – und du konntest widerstehen? Ich ziehe vor dir den Hut.«
    »Danke. Jetzt fühle ich mich direkt besser«, murrte Erik.
    Bernhard ließ von seinen Bemerkungen ab und sagte stattdessen: »Dieses Filmchen hat eine verdammt gute Bildqualität! Damit hätten die beiden dich vernichten können.«
    »Haben sie das nicht?« Erik schöpfte neue Hoffnung.
    »Soweit ich das sehen kann, nicht.«
    »Aber sie wollten«, stellte Erik klar. »Kannst du herausfinden, wo Yannik den Film hinschicken wollte?«
    Bernhard hackte auf der Tastatur und las einige Daten ab, bis er antwortete: »Nein. Klappt nicht. Tut mir leid. Dafür musst du den Netzbetreiber kontaktieren.«
    »Warum will Mirna mich vernichten?«, fragte Erik verzweifelt, ohne auf eine Antwort zu hoffen.
    Trotzdem konnte Bernhard ihm eine geben. »Sie will dich unglaubwürdig machen.«
    Erschrocken schaute Erik seinen Kollegen an. »Unglaubwürdig?«
    »Ja. Vermutlich bist du in dem Fall an etwas dran, von dem sie nicht will, dass du dahinterkommst.«
    Erik überlegte eine Weile, bis ihm sein letztes Streitgespräch mit Mirna einfiel. Sein abschließender Vorwurf hatte gelautet »Ich habe dich für intelligenter gehalten.« Sollte das ausreichen, ihm derart zuzusetzen?
    »Welche Richtung haben eure Ermittlungen angenommen?«, fragte Bernhard in Eriks Gedanken.
    »Keine bestimmte. Mirna Voss und Yannik Hoffmann gehören zu den Verdächtigen. Ebenso Fred Recktenwald.«
    »Und wen hältst du für den Mörder: diese Mirna oder diesen Fred Recktenwald?«
    Erik überlegte eine Weile, bis er zugab: »Mirna hat ihr Abitur nicht geschafft, weil die nötige Punktzahl in den Fächern von Bertram Andernach und Mathilde Graufuchs fehlten. Ich traue ihr inzwischen alles zu. Fred Recktenwald ist seit vierundzwanzig Jahren von dieser Schule weg. Welchen Grund sollte er haben, nach so langer Zeit die Lehrer zu töten, die ihn damals genervt haben?«
    »Eben.« Bernhard nickte. »Mirnas Motiv ist stärker. Und jetzt will sie erreichen, dass dir keiner glaubt. Mit diesem Video wäre ihr das gelungen. Auch die Polizei hätte dadurch Schaden genommen.«
    Erik schüttelte sich bei dieser Vorstellung.
    »Wie sind die beiden überhaupt in deine Wohnung gekommen?«
    Erik zuckte die Schultern.
    »War die Tür aufgebrochen?«, fragte Bernhard weiter.
    »Nein.«
    »Dann hatten sie einen Schlüssel.«
    Erik verschluckte sich am Kaffee. Ganz plötzlich fiel ihm ein, bei welcher Gelegenheit Mirna an seinen Haustürschlüssel gekommen sein konnte. Warum hatte er nicht weiter darauf geachtet? Er könnte sich ohrfeigen.
    »So wie du aussiehst, weiß du auch, woher sie den Schlüssel hat«, kommentierte Bernhard Eriks Reaktion.
    Erik nickte und antwortete fast flüsternd: »Ich hatte irgendwann bemerkt, dass ein Wohnungsschlüssel gefehlt hat. Der einzige Zeitpunkt, an dem Mirna daran gekommen sein konnte, war, als wir im Flur zusammengestoßen sind. Dabei ist mir der ganze Schlüsselbund auf den Boden gefallen. Sie hat ihn aufgehoben.«
    »Die Frau ist wirklich gefährlich.« Bernhards Blick haftete immer noch auf dem Film, der weiterhin über den Bildschirm lief. »Zum Glück konntest du dich beherrschen, was angesichts dieser geilen Teufelsbraut kaum zu glauben ist. Damit hast du deinen Job gerettet.«
    »Soll ich unseren Vorgesetzten auf diesen Überfall ansprechen?«
    »Auf jeden Fall! Du hast nichts Falsches getan. Jetzt zu schweigen wäre falsch.«

Kapitel 53
    Fred Recktenwald fühlte sich desorientiert, als er die Augen aufschlug. Wo war er? Er schaute sich um, erkannte seinen alten Mahagoni-Schrank, daneben das Sideboard mit den vielen verschnörkelten Vasen. Dann eine weiße Tür, die offenstand.
    Endlich kapierte er. Er war zuhause, in seinem Schlafzimmer und in seinem Bett.
    Wie kam es, dass er sich so erschlagen fühlte?
    Er

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