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Galgentod

Galgentod

Titel: Galgentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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noch Mittel und Wege.
    Und noch weitere Lehrer …

Kapitel 54
    »Wir haben einen ersten Durchbruch erzielt«, lautete die frohe Kunde, als Erik das Büro der Kriminalpolizeiinspektion betrat. Sämtliche Kollegen waren in Hochstimmung. Sie wollten ihn mitreißen, was ihnen aber nicht gelang. Das Gegenteil war der Fall: Erik verband mit dieser Nachricht seine Entlarvung. Hatte er die Handy-Verbindung doch nicht richtig abgebrochen, als Yannik den brisanten Film versenden wollte?
    Er hielt Yannik Hoffmanns Handy immer noch in der Hand. Es fühlte sich plötzlich ganz heiß an – so heiß, dass er Mühe hatte, es nicht fallen zu lassen.
    Doch zum Glück erkannte er rechtzeitig, dass es um etwas ganz anderes ging. Die Art, wie die Kollegen an ihm vorbeiliefen, ihn nur kameradschaftlich anstießen, ließ ihn vermuten, dass nicht er Bestandteil dieses Durchbruchs war. Aber wirklich erleichtert fühlte sich Erik nicht. Mit dem brandheißen Handy musste er zu Jürgen Schnur, den er im Augenblick nirgends finden konnte. Sein Vorsatz, dem Vorgesetzten diese peinliche Geschichte zu gestehen, geriet von Sekunde zu Sekunde mehr ins Wanken, in der er Schnur nicht finden konnte. Vielleicht nahm er einfach diesen Durchbruch als Ausrede, um sein eigenes Anliegen in Vergessenheit geraten zu lassen. Zu günstig war die Gelegenheit.
    Hastig schüttelte er über sich selbst den Kopf. Er musste standhaft bleiben. Er durfte sich nicht ablenken lassen – was er jedoch viel zu gerne täte. Der Gedanke, Schnur haarklein zu enthüllen, was in der Nacht mit ihm passiert war, trieb ihn fast wieder hinaus aus dem Gebäude. Was fiel ihm schwerer: Die Scham oder die Angst vor den Folgen?
    Er wusste es nicht und das kam zu seiner Nervosität noch dazu.
    »Komm mit in den Besprechungsraum!«, spornte Andrea ihn an. »Oder willst du hier Wurzeln schlagen?«
    Erik raffte sich auf und folgte dem Tross, der aus Kollegen seiner Abteilung und den Mitarbeitern der SokoLehrer bestand. Der Besprechungsraum war innerhalb von Sekunden voll. Die Aufregung steigerte sich. Von Schnur keine Spur.
    Erik musste in sich hineinlachen.
    Seit Jürgen Schnur zum Dienststellenleiter aufgestiegen war, hatte sich eine Verwandlung in ihm vollzogen. Er zeigte gute Führungsqualitäten, was ihm vorher niemand zugetraut hätte. Und er verstand es, alle Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Dieses Szenario gab dem neuen Ermittlungsstand eine besondere Bedeutung. Da war es am Ende egal, was der Durchbruch war. Die Sensation machte die Wichtigkeit.
    Jürgen Schnur betrat den Raum. Er war in Begleitung der Staatsanwältin Ann-Kathrin Reichert. Die Gerüchte um die beiden kursierten schon fleißig in der Abteilung. Das war ein Punkt, den Erik seinem Vorgesetzten abzog. Er selbst kannte sich damit aus. Hatte er doch ebenfalls Affären als verheirateter Mann gehabt. Aber Eriks damalige Ausgangssituation war wohl kaum mit der von Jürgen Schnur zu vergleichen. Schnur war immer Herr der Lage. Erik vermutete, dass er auch jetzt genau wusste, wie er seine Affäre mit der Staatsanwältin einschätzen musste. Jedenfalls hoffte Erik das für seinen Vorgesetzten.
    Schnur hob beide Hände, womit er die aufgeregte Menge zum Schweigen brachte.
    »Es hat sich wohl schon herumgesprochen, dass wir mit unseren Ermittlungen weitergekommen sind«, begann er, worauf es unruhig im Raum wurde.
    »Und jetzt wüssten wir auch gerne, welchen Durchbruch wir erzielt haben«, rief Anton durch das Stimmengewirr, wobei er Mühe hatte, seine Stimme gegen die anderen abzuheben.
    »Darauf komme ich noch, wenn wir uns wieder beruhigt haben.«
    Sofort verstummten alle. Die Stille war erschreckend – stand sie doch im krassen Gegensatz zu dem Lärm, der noch Sekunden zuvor geherrscht hatte.
    »Wir haben das Seil untersucht, mit dem Bertram Andernach erhängt wurde«, begann Schnur. Alle sahen aus, als hätten sie mehr erwartet. »Das Seil war neu, weshalb die Kollegen der SokoLehre r die Möglichkeit hatten, herauszufinden, wo es verkauft worden ist. Außerdem war es nicht schwer, den Käufer zu identifizieren, denn er ist in dem Geschäft ein Stammkunde.«
    »Und den haben wir ermittelt?«, fragte Esther, die sichtlich enttäuscht wirkte.
    »Genau das«, bestätigte Schnur.
    »Das nennst du Durchbruch?«
    Schnur lachte.
    Erst jetzt merkten sie, dass er sein Spielchen, alle auf die Folter zu spannen, unbeirrt weitergespielt hatte. Buh-Rufe ertönten, gegen die sich Schnur mit erhobenen Händen wehrte.
    »Ich gebe

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