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Galgentod

Galgentod

Titel: Galgentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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Turnhalle zu verbringen, gab es nicht.
    Mit beschwingten Schritten eilte er über den Sportplatz und steuerte die silbrig glitzernde Halle an.
    Er schaute sich um wie ein Dieb.
    Unsinn, dachte er sich.
    Und doch wäre es besser, wenn niemand sah, wie er sich an einem freien Tag in die Turnhalle schlich. Einen Ruf hatte er nicht mehr zu verlieren. Aber das Bier könnte entdeckt und entfernt werden, bevor er die Gelegenheit bekommen hatte, es zu trinken. Und das wäre das Schlimmste, was sich Laug in diesem Augenblick vorstellen konnte.
    Es war niemand in der Nähe. Er lauschte, hörte auch nicht das geringste Geräusch, außer den Vögeln, die trotz Hitze munter zwitscherten.
    Hastig sperrte er auf, betrat die Halle und sperrte hinter sich wieder zu. Nun musste es ihm nur noch gelingen, unbemerkt an der gläsernen Wand entlang zum Innern zu gelangen. Mit schnellen Schritten eilte er durch den kurzen Flur zu den Kabinen, die alle durch Verbindungstüren mit der großen Turnhalle verbunden waren.
    Endlich fühlte er sich sicher.
    Und seine Vorfreude machte ihm diesen Ausflug zu einem richtigen Erlebnis.

Kapitel 56
    Das Surren des Audi A 6 schwoll an. Erik spürte, wie sich seine Muskeln immer mehr anspannten, bis sie verkrampften. Ängstlich suchte er den Dienstwagen nach Sicherheitsvorrichtungen ab. Zum Glück fand er den Beifahrerairbag und ein Kopfairbagsystem, das beim Seitenaufprall schützen sollte. Aber wirklich beruhigen konnte ihn das nicht. Er tastete nach dem Haltegriff über der Seitentür, fand ihn und griff hastig zu.
    Andrea drehte sich zu ihm um und lachte. »Kann es sein, dass du Angst hast?«
    Erik schwieg.
    »Typisch Macho«, murrte sie. »Ihr Männer glaubt wirklich, ihr seid die einzigen, die Auto fahren können.«
    »Ich sage doch gar nichts«, wehrte sich Erik schwach. Aber seine zerfurchte Stirn verriet ihn.
    »Ich bin früher Tourenwagen-Rennen gefahren«, erklärte Andrea mit bissigem Unterton. »Und habe sogar eine Meisterschaft gewonnen.«
    »Wann war das?«
    »In den Achtzigern.«
    »Und da soll eine Frau mitgefahren sein?« Erik konnte sein Erstaunen nicht verbergen.
    »Das war damals die absolute Sensation.« Andrea lachte bei der Erinnerung daran. »Es hieß immer, Westrich am Steuer. Mein Vorname wurde mit keinem Wort erwähnt. Und als ich dann durch die Zielgerade kam, ausstieg und den Helm auszog, war das Staunen natürlich groß.«
    Erik staunte ebenfalls. Er hätte Andrea wirklich alles zugetraut – nur das nicht. »Und warum hast du damit aufgehört?«
    »Ich wurde schwanger.«
    Das erklärte alles.
    Erik lachte verlegen, löste die Hand von dem Haltegriff und ließ sie auf seinen Schoß zurücksinken. Andrea hatte ihm mit dieser Geschichte tatsächlich die Angst genommen.
    »Ich gebe zu, dass ich nicht auf die Idee gekommen wäre, dass du früher Autorennen gefahren bist«, gab Erik nach einer Weile zu.
    »Ihr haltet mich alle für die Mutti der Abteilung.«
    Erik fühlte sich ertappt, weil es genauso war.
    »Aber das ist in Ordnung. Das kommt wohl daher, dass ich sogar älter bin als unser Chef. Aber auch ich war mal jung.«
    »Tja, wir haben wohl alle unsere Vergangenheit«, seufzte er, wobei ihm klar war, dass seine eigene weitaus weniger rühmlich war.
    Sie verließen die Autobahn, fuhren noch wenige Meter und bogen in die breite Straße ein, die sie in das Dorf Picard führte.
    Dort war alles menschenleer. Die Sonne brannte auf den Asphalt und hielt die Dorfbewohner in ihren Häusern. Außer ihrem Audi A6 fuhr kein einziges Auto durch das Dorf. Nur wenige waren am Straßenrand geparkt. Von weitem sahen sie einen roten Opel Corsa mit Vollgas wegfahren.
    »Fahr schneller!«, rief Erik. »Ich will das Autokennzeichen sehen.«
    Andrea gab Gas. Die Beschleunigung drückte sie beide tief in die Sitze. Doch der Abstand war zu groß. Der Opel Corsa bog nach links ab, schon war er aus dem Sichtfeld verschwunden.
    »Soll ich die Verfolgung aufnehmen?« Andreas Kampfgeist war erwacht.
    »Nein.« Erik hingegen hatte von Abenteuern zurzeit die Nase voll. Er wollte sich streng an seine Anweisungen halten und jegliche Ausbrüche vermeiden. Die Loyalität seines Chefs am Morgen hatte ihm gut getan. Deshalb wollte er sie nicht überstrapazieren.
    Sie parkten in der kleinen Einbuchtung vor dem Grundstück, das zu Fred Recktenwalds Haus gehörte. Die überhängenden Sträucher boten Schatten.
    Als sie ausstiegen, wurden sie von der Hitze regelrecht erschlagen. Der Kontrast zum klimatisierten

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