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Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian McGilloway
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darstellte.
    »Danke übrigens. Für gestern Abend. Sie haben da meine Haut gerettet, schätze ich«, begann ich.
    »Vergessen Sie’s«, sagte Dempsey, um seine Verlegenheit zu überspielen. »Dafür sind wir NBCI -Jungs doch da – mitten rein und die Bauerntrampel retten!«
    »Sie sind mein Held!«, witzelte ich.
    »Und wie«, erwiderte er augenzwinkernd.
    Auf dem Heimweg machte ich an der Wache Halt, um die Mappen mit den Unterlagen, die ich nicht mehr zu Hause haben wollte, loszuwerden. Alles sah aus wie immer: Burgess hockte am Empfang, einige Uniformierte machten Kaffee und plauderten am hinteren Notausgang, wo die Raucher sich versammelten. Ich weiß nicht, welche Veränderung ich erwartet hatte. In meiner Abwesenheit war jedenfalls keine eingetreten.
    Als ich aus dem Büro kam, lief ich Harry Patterson in die Arme. Er trug Zivil und war offenbar nur hier, um mit Costello zu sprechen oder etwas vorbeizubringen.
    Beide versuchten wir, wortlos aneinander vorbeizugehen, doch in der daraus resultierenden Schlacht der guten Manieren bewegten wir uns immer in dieselbe Richtung.
    »Wie geht’s Caroline?«, fragte Patterson schließlich.
    Ich starrte ihn an und fragte mich, ob diese Frage ein implizites Schuldeingeständnis war oder von aufrichtigem Interesse zeugte.
    »Sie liegt noch im Krankenhaus.«
    Er nickte. »Hab ich gehört.«
    Ich ging an ihm vorbei.
    »Wegen Ihrer Nase«, sagte er und deutete mit einem Nicken darauf. »Es tut mir leid.«
    Ich blieb wieder stehen, konnte mich jedoch nicht dazu überwinden, mich umzudrehen und ihn anzusehen. Ich hörte ihn hinter mich treten.
    »Es tut mir leid. Costello hat mir erzählt, dass Sie nichts gesagt haben. Ich hatte nur … Sie waren einfach … Sie haben einfach ein bisschen auf dem hohen Ross gesessen.«
    Nun, da ihm das Poltern vergangen war, erkannte ich meinen Kollegen kaum wieder. Allerdings war ich von der Aufrichtigkeit seiner Entschuldigung auch nicht völlig überzeugt.
    »Schon merkwürdig, dass noch am selben Tag mein Auto manipuliert wurde, Harry. Komischer Zufall.«
    Patterson trat vor mich hin, und seine alte Persönlichkeit schimmerte wieder durch. »Hören Sie, Devlin«, sagte er. »Treiben Sie’s nicht zu weit. Das mit Caroline tut mir leid, aber ich hatte nichts damit zu tun, also fangen Sie jetzt nicht an, so einen Scheiß zu verbreiten.«
    Ich sah ihm kurz in die Augen, dann wandte ich mich ab und ging. Ich wusste nichts zu sagen, was meine wirren Gedanken und Gefühle adäquat ausgedrückt hätte.
    Am späten Abend saß ich im Garten hinter dem Haus, rauchte eine Zigarette und sah zu, wie die Sonne hinter dem mächtigen Kirschbaum am oberen Ende des Rasens abtauchte. Es war kurz nach zehn Uhr, und die Nacht würde vermutlich nicht völlig dunkel werden, der Himmel bis zum Morgen anthrazitfarben bleiben. Schon bald würden die Tage wieder kürzer werden, dachte ich, dann würde die Luft vom scharfen Tanningeruch des Herbstes erfüllt sein. Doch einstweilen gab es noch reichlich Sommer zu genießen.
    Das Klingeln meines Handys riss mich aus meinen Gedanken. Ich erkannte die Rufnummer nicht. Auch die Stimme konnte ich nicht sofort einordnen.
    »Seamus Purdy hier, Inspector.«
    »Mr   Purdy«, sagte ich. »Ist alles in Ordnung?«
    »Ich habe im Radio gehört, dass Sie jemanden festgenommen haben. Wegen dem, was Rebecca zugestoßen ist. Und dem anderen Mädchen.«
    »Karen Doherty«, sagte ich.
    »Ja. Ich habe gehört, Sie haben jemanden festgenommen. Ich hatte gedacht, Sie würden mich anrufen.« Es war keine Anklage, eher eine simple Feststellung.
    »Verzeihen Sie, Sir«, sagte ich. »Das hätte ich tun sollen. Wir haben jemanden unter polizeilicher Bewachung im Krankenhaus. Wir haben allen Grund zu der Annahme, dass er der Mann ist, der über Rebecca hergefallen ist. Allerdings wissen wir das noch nicht mit Sicherheit, Sir. Er wurde bei der Festnahme angeschossen und ist noch nicht wieder bei Bewusstsein. Ich hätte Sie angerufen, sobald wir sicher sind, das er der gesuchte Mann ist«, fügte ich hinzu. »Vielleicht muss Rebecca irgendwann noch zu einer Gegenüberstellung kommen, wenn das in Ordnung ist.«
    »Wer ist er?«, wollte er wissen.
    »Das kann ich Ihnen noch nicht sagen, Sir. Das Opferhilfeteam wird Sie über alles bestmöglich auf dem Laufenden halten.«
    »Sie haben gesagt, er wurde angeschossen?«, fragte Purdy nach, doch eigentlich war es eine reine Feststellung.
    »Ja, Sir – das ist richtig.«
    »Wird er sterben?«, fragte

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