Galileis Freundin (German Edition)
Versuchungen der Lust am Körper des anderen. Wie viel von euch werden wieder bei diesem Fest ihre Frauen verleumden und einer Hure ins Bett folgen.
Ich sage euch, Gott der Herr wird euch mit Krankheiten und Unglück strafen. Nicht nur die Pest von 1348 hat die Florentiner bestraft. Was euch, ihr Sünder betrifft, waren es die Strafen des Jahres 1630, in dem euer Vaterland mit einer neuen Pestwelle überzogen wurde. "
Girolamo machte eine lange, künstliche Pause. Er schwieg. Die Menschen wurden aufmerksam und schauten dem Prediger ins Gesicht. Der Dominkaner nahm die Herausforderung an und wandte sich direkt an einzelne Gläubige. Dabei wies er mit ausgestrecktem rechten Arm und nach vorne gerecktem Zeigefinger auf die Menschen.
"Du, und du, und du", rief er empört aus. "Bist du unschuldig? Wenn du es bist, so sei dir der Herr gnädig. Doch ihr vielen anderen, die ihr weiterhin in der Sünde und der Wollust, der fleischlichen Lust lebt, ihr bereitet euch am besten jetzt gleich auf die heißen Qualen in der Hölle vor. Mit Donner und Blitz wird das Schwert Gottes herabsausen und euer Haupt ze r schmettern, bis eure glänzenden Schädel im eigenen Blut in den Töpfen des Satans schmoren. Kehret um, kehret um. Verleugnet das Fleisch und wendet euch den himmlischen Freuden des allmächtigen Gottes zu. Seid keusch und sittsam. Tuet Gutes für die Armen und Kranken. Helft den Witwen und nehmt die reuigen und zur Umkehr bereiten Huren auf. Ich sage euch, auf dem Wege hierher von dem fernen Marseille habe ich an manchem Wegesrand elende We i ber hocken gesehen, die nicht mehr fähig waren, ihren hungernden Kindern die vertrocknete Brust zu reichen. Ich sah Bettler und verwilderte Landstreicher, die ihr Brot mit Diebereien und Mord zu ergaunern suchten. Seid glücklich, wenn es euch nicht so geht. Aber seid nicht hochmütig. Betet zu Jesus, er möge euch jeden Tag einen Bettler vor eure Türe schicken, d a mit ihr ihm eine warme Suppe reichen könnt. Ihr Mütter, erzieht eure Kinder in Keuschheit und Sittlichkeit. Ihr Mädchen, haltet eure Seele rein für den Gatten. Ihr verheirateten Frauen, bleibt keusch, auch wenn eure Männer durch eine lange Reise für Geschäfte in fremde Länder geführt werden. Verweigert euch dem Freund, verweigert euch dem Freund des Mannes und verwe i gert euch jedem dahergelaufenen Landstreicher, der euch euren heißen Schoß mit Wonne b e füllen will. Aber wie ist es wirklich in diesem Sündenbabel Florenz?"
Girolamo, machte erneut eine künstliche Pause und schaute einige der Frauen direkt an.
"Was erzählen mir meine frommen Brüder aus der Beichte? Kaum hat der Ehemann das Haus auf seinem Pferd verlassen, klopft der Liebhaber an die rückwärtige Tür. Sie fragt noch nicht einmal wer da sei. Willig und willfährig öffnet sie jedem geilen Bock das Tor und lässt ihn in seine Kammer, öffnet ihm ihren Schoß und beschenkt ihn und sich mit den fleischlichen Lüsten, die euch in die Hölle hinabfahren lassen. Aber auch an die Herrschenden wende ich mein Wort", rief Girolamo laut aus. "Der Glanz eurer Kleider und das Gold am Zaumzeug eurer Kutschpferde ist nichts anderes als die verlockenden Rufe des Satans. Tuet auch ihr Buße. Ich schließe euch alle ein. Herren und Grafen, Fürsten und Fürstinnen, ja selbst die hochwürdige Familie des Granduca ist von der Hölle bedroht. Zuviel Sünde n sehen eure Palazzi, zuviel Wollust wird auf euren Festen und Feiern getrieben. Mord und Unzucht, Schlemmerei und Habgier, Betrug und Vergewaltigungen haben in euren Häusern Einzug gehalten. Gott wird jede Sünde bestrafen, er verdammt auch Fürsten und Grafen in die Hölle. Ihr alle werdet de r einst in der Glut des Satans braten, wenn ihr nicht zur Umkehr bereit seid. Denkt an die armen verwaisten Kinder, die den Staub der Straße fressen müssen und die das schmutzige Wasser der bekoteten Tümpel zu trinken haben. Helft den armen kleinen Würmern, deren Väter das Geld in den Wirtshäusern versaufen und in den Betten der Huren vergeuden."
Einige Frauen hielten ein Tüchlein vor ihren Mund und trockneten ihre Tränen. Männer blic k ten ernst und schamhaft zu Boden und dachten an die Untaten ihrer Nachbarn.
Mit donnernder Stimme rief Girolamo in die Kirche hinein:
"Schätzt euch glücklich, wenn ihr, ihr Sünder, jetzt noch lebt, und wenn euch nicht der heimt ü ckische Mörder mit seinem langen Dolch für eure Untaten an seiner Frau meuchelmörderisch bestraft."
Mit einem lauten Bersten
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