Gallagher-Chroniken 01 - Gallaghers Mission
blutunterlaufen, seine Zunge rollte aufgequollen in seinem Mund hin und her, seine Glieder waren taub, und er hatte pausenlos Muskelkrämpfe. Ein Mensch wäre vielleicht schon gestorben, doch der Teräer hatte bisher durchgehalten.
»Ein schönes, kühles Bierchen wäre jetzt nicht verkehrt«, schlug Quint vor.
»Halts Maul«, entgegnete Esperanza matt. Jedenfalls konnte man das heisere Krächzen, das seiner trockenen Kehle entsprang, für eine solche Äußerung halten.
»Oder eine Flasche Rotwein und ein saftiger, fetter Braten«, fuhr Quint fort. »Mit Soße. Und Zwiebeln. Und hinterher ein Eis. Natürlich mit Sahne.« Er wusste, dass das, was er tat, äußerst grausam war, aber er hatte allen Grund, Esperanza zu hassen.
Dieser miese Verräter!
Seinetwegen hatte Quint geglaubt, der Anführer der Piraten sei Hidalgo Rutherford gewesen. Nur wegen dieser Annahme war Quint überhaupt bereit gewesen, seine Leute zu opfern – in der Hoffnung, den Ruhm dafür zu ernten, die Galaxis ein für alle Mal von einem der gefürchtetsten Verbrecher gesäubert zu haben.
Hidalgo Rutherford war aber als alter Mann friedlich in seinem Bett verstorben, wenn er seine Tochter richtig verstanden hatte. Und nun saß Quint in der Falle, gefangen in einer Raumstation, die in wenigen Tagen Besuch von einer Galeone erhalten würde, welche bis unters Dach voller Sprengstoff steckte.
Großartig.
*
Celia Rutherford betastete vorsichtig die kleine Narbe an ihrem rechten Oberschenkel. Sie tat eigentlich gar nicht weh.
Probeweise drückte sie darauf und wünschte sich sofort, es nicht getan zu haben. Vor ihren Augen explodierten kleine Sterne, und sie sackte mit einem leisen Aufschrei zurück in ihre Kissen.
Sie blieb einige Minuten so liegen.
»Verdammt!«, murmelte sie.
Irgendwann öffnete sich die Tür, und ein Serviceroboter rollte herein. Er balancierte ein Tablett mit ihrem Frühstück auf dem kleinen, flachen Kopf und stellte es auf den Beistelltisch neben ihrem Bett. Nach getaner Arbeit verschwand er so lautlos, wie er gekommen war.
Celia öffnete die Augen und sah aus dem Fenster. Die Sonne war soeben über dem MediCentre aufgegangen. Die Gebäude sahen in dem fahlen Licht wie Modelle aus. Aus den weitläufigen Sumpflandschaften, welche die Ärztestadt umgaben, stiegen dichte Nebelschwaden auf.
Sie blickte wieder an sich herab und runzelte die Stirn.
Ttojjs Kollege hatte gute Arbeit geleistet. Das dumpfe Klopfen in ihrem durchbohrten Oberschenkelknochen hatte aufgehört. Er hatte das verbrannte Knochenmark ersetzt und die Wunde fachmännisch versiegelt. Ihr Bein war so makellos wie eh und je, wenn man von der kleinen Narbe absah.
Egal. Sie wollte keinen Schönheitswettbewerb mehr gewinnen, und so eitel, wie man es ihr nachsagte, war sie nicht.
Sie hob neugierig den Deckel von ihrem Frühstückstablett. Rührei, Suppe, Brot und Milch. Genau das Richtige, um wieder zu Kräften zu kommen. Sie griff nach dem Milchglas.
»Guten Appetit«, sagte Nnuddz.
Celia zuckte wie vom Blitz getroffen zusammen. Sie ließ die Milch fallen. Die Bettdecke weichte sofort durch, und zwischen ihren Knien bildete sich eine Pfütze.
»Nnuddz!«, schrillte sie. »Du verdammter Bastard!«
Nnuddz sah sie mit schuldbewusster Miene an und rutschte von seinem Stuhl, der links neben ihr stand. Sie hatte bisher nur zur anderen Seite gesehen, wo das Fenster war und das Frühstück stand, und da das Kopfende ihres Bettes leicht angewinkelt war, hatte er für sie völlig im toten Winkel gesessen.
»Aber Celia«, tadelte er sie.
Celia rutschte in ihrem Bett herum, um nicht mitten in der Milchlache zu sitzen. »Du Mistkerl! Mich so zu erschrecken!«
»Ich wollte nur da sein, wenn du wach wirst«, sagte er sanft und blinzelte mit seinen großen Froschaugen, »meine Maschine ist mitten in der Nacht hier gelandet.«
Celia sah ihn finster an. Sein einschmeichelnder Tonfall ging ihr auf die Nerven. Gut, sie brauchte ihn und seinen Einfluss, sie mochte ihn eigentlich sogar ein wenig, aber sie würde sich nie an den Gedanken gewöhnen können, dass der Symiruse sie begehrenswert fand.
»Schon gut«, sagte Celia süßlich. »Du hast mich nur erschreckt. Was gibt's denn? Ttojj sagte, du müsstest dringend mit mir reden.«
*
Die Tür glitt auf, und Claire, Clou und Debi traten ein.
»Hallo, Mami! Hallo, Nnuddz!« Claire lief strahlend auf die beiden zu.
Clou und Debi blieben an der Tür stehen. Clou musterte den Symirusen skeptisch. Er sah aus wie alle
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