Gallagher-Chroniken 01 - Gallaghers Mission
jedenfalls als das Kindermädchen, das ihr verboten hatte, draußen zu spielen.
Und ihre Mutter hatte sie immerhin ermahnt, sich von niemandem außer ihr etwas verbieten zu lassen …
Sie überlegte nicht lange.
Claire glitt lautlos vom Tisch, schlüpfte an ihrer Aufpasserin vorbei und huschte durch die angelehnte Tür.
*
»Ich drehe hier allmählich durch«, heulte Celia und trat frustriert gegen die Tür ihrer Zelle.
Quint hatte sich in dem dunklen Keller, in den man sie gesperrt hatte, in eine Ecke zurückgezogen und brütete dumpf vor sich hin.
»Sie vergeuden Ihre Energie«, tadelte er sie.
Sie fuhr herum und funkelte ihn böse an. »Ich werde verrückt bei dem Gedanken, dass meine Tochter irgendwo da draußen bei diesem miesen Dreckstück ist.«
»Setzen Sie sich bitte hin«, sagte er ruhig.
Sie blieb stehen und stampfte zornig mit dem Fuß auf, sodass die schwere Kette, die sie festhielt, rasselte.
»Hinsetzen«, sagte er scharf.
In der Stimme des alten Söldners war jetzt etwas, das ihr Angst machte, Respekt einflößte und sie zu Gehorsam zwang. Die Worte, die dieser Schatten im Dunkeln gesprochen hatte, hätten die ihres Vaters sein können. Sie hockte sich vor Quint auf den Boden.
»Ich habe auch einmal eine Tochter gehabt. Ihr Name war Susannah. Ein hübsches, kleines Mädchen mit einem Gesicht wie dem einer Porzellanpuppe«, erzählte er traurig, »und ich habe sie sehr geliebt.«
Celia schwieg betroffen.
»Sie war mit ihrer Mutter an Bord eines Passagierschiffes, das sie von Greater Durkesh nach Kzafta bringen sollte.«
Der jungen Frau lief eine Gänsehaut über den Rücken. Im Ofru-Sektor also. Sie ahnte, was passiert sein musste.
»Die Sunliner wurde überfallen. Es kam zu einem Gefecht. Dabei entwich die Atemluft aus dem Passagierschiff. Meine Frau und meine Tochter sind qualvoll gestorben.«
Celia schloss die Augen.
»Der Captain des Piratenschiffes hieß Hidalgo Rutherford«, fuhr Quint heiser fort. »Und jetzt nennen Sie mir bitte einen einzigen Grund, warum ich mit Ihnen Mitleid haben sollte, Miss Rutherford!«
Celia schluckte. »Ich habe Nnuddz immerhin nicht gesagt, wer Sie sind, Mister Quint.«
*
»Da kommt jemand«, flüsterte Clou. Er rüttelte Debi wach. Sie schreckte hoch und lauschte.
Draußen hörten sie Schritte. Jemand näherte sich dem Schuppen. Dann wurde der Öffnungscode in die Türverriegelung eingetippt. Das kleine Gerät piepte eine Bestätigung, und die Tür schwang auf.
»Ah, der werte Senator«, Clou sah ohne große Begeisterung auf, »was macht die liebe Politik?«
»Sie sind ein Komiker, Mister Gallagher«, sagte Nnuddz glucksend.
»Was können wir für Sie tun?« Clou machte sich über ihre unmittelbare Zukunft, wenn es denn eine gab, keine Illusionen. Er rechnete fest damit, entweder als Sklave oder tot diesen Raum zu verlassen.
»Ich weiß eine Menge über Sie, Mister Gallagher«, fuhr der Senator fort, und Clous Mundwinkel zuckten mit verhaltenem Optimismus nach oben.
»Wirklich?«
»Oh ja.« Nnuddz setzte sich zu ihm auf den Boden, an die andere Wand des Schuppens. Die Tür blieb dabei offen stehen. Debi lugte an Clou vorbei und sah, dass es draußen heller Tag war. Der Schuppen stand im Garten der Villa, die dem Senator gehörte. Als man sie hergebracht hatte, war es überall gleich dunkel gewesen, und sie hatte sich nicht orientieren können.
»Sie wurden im Jahre 2468 auf Trusko VII geboren. Ihr Vater Nathan, der Gouverneur dieser Kolonie, wurde ebenso wie Ihre Mutter Elena 2484 von den Putschisten unter Colonel Vargas ermordet, ehe die Kerianer den Aufstand niederschlugen. Sie besuchten die Militärakademie auf Kerian, kämpften unter anderem in den Lokxxo-Feldzügen und wurden danach Söldner.«
»Freiberuflich tätig«, korrigierte ihn Clou sanft.
»Über Sie habe ich eine ähnlich interessante Geschichte gefunden, Miss Branigunn.« Nnuddz sah sie freundlich an. »Sie sind, wenn ich richtig informiert bin, die Witwe des Schmugglers Max Branigunn.«
Debi nickte und wich Clous fragendem Blick aus.
»Sie haben während der letzten fünf Jahre unter anderem für die Systeme Kastella, Daneb und Kerian gearbeitet, zuletzt für die Kaffi-Liga. Genau wie Sie, Mister Gallagher.«
Debi nickte. »Richtig, wir sollten die Frachter der Liga vor den Überfällen der Piraten schützen.«
»Begleitflüge«, sagte Nnuddz süßlich, »ist das nicht eigentlich unter Ihrer Würde? Ich denke, Sie beide sind erfahrene Söldner!«
»Sind wir auch«,
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