Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
vergessen hatte. Oder Jack hatte ihm inzwischen von den Ereignissen des Nachmittages erzählt. Er seufzte.
»Schatz, da kommt gerade noch ein Anruf. Kann ich dich hinterher zurückrufen?«
Debi lächelte tapfer. »Beeil dich, wenn du mit einer deiner vielen Verehrerinnen flirtest.«
»Ich bin immer bei dir«, sagte er und hauchte dem Bildschirm einen Kuss zu.
Debi beendete die Verbindung und der Monitor wurde wieder dunkel. Clou wartete darauf, dass O’Reillys Gesicht wieder ins Bild kam.
Der Bildschirm blieb schwarz, die Rufleuchte blinkte noch immer. Dann endlich flackerte der Bildschirm auf, aber anstelle einer Person erschien lediglich eine Zeile Buchstaben.
»Bitte mach weiter wie bisher. Ich bin stolz auf dich, Dad. Mir geht es gut. Deine Becky.«
*
Was für ein Tag, dachte Iljic Rajennko. Er schüttelte den Kopf.. Geschichte wird geschrieben und die Stellar News Agency ist immer mit dabei.
Der Morgen hatte mit einer Explosion begonnen, die ausgerechnet den Teil der kerianischen Hauptstadt in eine Trümmerwüste verwandelt hatte, in dem sich das Kriegsministerium befand. Dabei war auch ein Fünf-Sterne-Hotel vernichtet worden, in dem eine Konferenz aller wichtigen Vertreter der kerianischen Rüstungsindustrie tagten. Die kerianische Kriegsmaschinerie war bis auf Weiteres kopflos. Zum Glück hatte sich April Giohana, die über die Konferenz hätte berichten sollen, verspätet. Wäre sie fünf Minuten früher eingetroffen, hätte die junge Reporterin keine Chance gehabt, aus dem Inferno zu entkommen. So aber war sie unmittelbar nach der Explosion am Unglücksort angekommen und hatte geistesgegenwärtig ihre Kamera eingeschaltet. Die heute entstandene Reportage könnte für April der große Durchbruch sein, dachte Rajennko und schmunzelte. Er wünschte es ihr jedenfalls.
Kaum war die Meldung über die Explosion in den Frühnachrichten ausgestrahlt worden, da hatte sich der selbsternannte truskonische Präsident vor die Kameras des örtlichen SNA-Korrespondenten begeben und sich live zu dem Bombenanschlag auf Kerian bekannt. Live, dachte Rajennko, das musste man sich erst mal vorstellen! Angeblich war Clou Gallagher, den O’Reilly in Rajennkos Augen als Symbolfigur für die truskonische Unabhängigkeitsbewegung aufbauen wollte, der Kopf hinter dem Attentat gewesen. Die Kerianer rotierten vermutlich vor Wut.
Ausgerechnet Gallagher …
Die Nachrichten hatten sich förmlich überschlagen, als dann schließlich Nigel Faulckners Bericht über den Ausbruch einer Raumschlacht um den umstrittenen Planeten Bulsara eingetroffen war. Faulckner, der eigentlich über die Verhandlungen um die Zukunft von Bulsara hatte berichten sollen, war beim ersten Aufflammen des Konflikts in sein verbeultes blaues Raumschiff gesprungen und hatte die Schlacht aus nächster Nähe gefilmt. Er hatte live berichtet, wie die Kerianer sich aus einer aussichtslosen Situation befreit und wie durch ein Wunder den Kampf gewonnen hatten. Tragisch war nur, dass Faulckners Übertragung abrupt beendet worden war. Es stand nicht mit Sicherheit fest, ob er den Einsatz überlebt hatte oder nur die Sendeanlage der Sunflare ausgefallen war. Schade um Faulckner, dachte Rajennko.
Der Aufzug, der den Redakteur ins oberste Stockwerk der Stellar News Agency befördert hatte, wurde langsamer und hielt an. Die Tür öffnete sich und Rajennko betrat die Etage, die nur dem Chef und denen, die er für eine Audienz zu sich rief, vorbehalten war.
»Guten Tag, Mister Rajennko«, zirpte die gutgelaunte symirusische Sekretärin. »Sir Percy erwartet Sie bereits.«
»Danke, Miss Ddweebb«, sagte Rajennko. Er durchquerte das Vorzimmer, das ungefähr sechsmal so groß war wie sein eigenes Büro, und pochte an die verschlossene Tür von Lord Percy Thorne.
Zu seiner Überraschung rief niemand: »Herein!« Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet und der gelbe Schädel des drobarianischen Chefredakteurs spähte vorsichtig um die Ecke.
»Rajennko«, sagte Katachara und seufzte erleichtert. »Kommen Sie doch bitte rein.«
Er öffnete die Tür einige Zentimeter weiter. Rajennko wunderte sich zwar, sagte aber nichts und zwängte sich durch den Spalt.
»Warum so geheimnisvoll, Katachara?«, fragte er, nachdem der Drobarianer die Tür hinter ihm geschlossen und verriegelt hatte.
»Deswegen.« Katachara nahm seine Pfeife aus dem Mundwinkel und deutete auf den reglosen Körper von Lord Percy Thorne, der in einer großen Blutlache vor dem Fenster auf dem Boden
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