Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
Sie geopfert, Colonel Rrahnn, um an unser eigentliches Ziel zu gelangen. Genauso, wie man mich aus dem gleichen Grund opfern wird, wenn man den besagten Industriellen im Keller meiner Jagdhütte hier finden sollte. Vergessen Sie nie, dass wir ersetzbare Figuren sind«, ermahnte er den anderen Symirusen.
Rrahnn nahm einen großen Schluck von seinem Bier. Das süßliche, lauwarme Getränk hatte sich der Senator von Symirus importieren lassen. Ein Schluck aus der Heimat, hier in der Wildnis …
»Ich frage mich oft, ob es das wert ist«, murmelte er verbittert.
Ttrall klopfte ihm auf die Schulter. »Irgendwann haben wir genug Staub aufgewirbelt, und dann wird Gallagher aus seinem Versteck gekrochen kommen. Und dann sind es nicht wir, die geopfert werden.«
*
Cartier konnte nicht schlafen. Er hatte es zwar geschafft, die Zimmerbeleuchtung auf ein erträgliches Maß abzudunkeln, aber trotzdem konnte er sich nicht entspannen. Die räumliche Enge machte ihm weniger zu schaffen; schließlich war seine Zelle nicht so anders als das Innere eines Raumschiffes.
Was ihm keine Ruhe ließ, waren die Absichten der beiden Symirusen, die sich nach dem gemeinsamen Abendessen zu ein paar Drinks unter vier Augen zurückgezogen und ihn allein gelassen hatten.
Was er von Senator Ttrall halten sollte, wusste Cartier nicht so recht. Colonel Rrahnn hingegen schien ein Hardliner im Sinne der symirusischen Freien Volkspartei zu sein. Einer von denen, dachte Cartier mit beiläufiger Belustigung, die in Clou Gallagher immer noch ihren Erzfeind sahen, so als ob es allein Clous Verschulden gewesen sei, dass die Partei in der heutigen symirusischen Tagespolitik nicht mehr die erste Geige spielte.
Eigentlich, sinnierte Cartier zynisch, sollte die symirusische Freie Volkspartei Clou Gallagher dankbar sein – schließlich war die Partei stets gegen Kaiser Sseggi gewesen und es gab nicht wenige Symirusen, die Clou Gallagher die Schuld am Tod des Kaisers gaben.
Cartier seufzte und drehte sich auf die andere Seite. Am meisten beunruhigte ihn, dass er noch nicht verstanden hatte, welche Rolle ihm in diesem Komplott eigentlich zufiel. Warum war er überhaupt entführt worden?
Und warum zum Teufel hatte Faulckner wieder Interesse an Gallagher?
*
Kachetareks Schiff setzte lautlos am Fuße eines Berges auf. Feiner Pulverschnee verdampfte, wo die heiße Luft aus den Manövrierdüsen auftraf.
Der drobarianische Polizist war auf der Tagseite des Planeten in die Atmosphäre eingetaucht und hatte Tlozzhaf fast in Bodennähe umrundet. Er hatte unterwegs nur vereinzelte Siedlungen ausmachen können, allesamt schwer befestigt und gegen herumstreifende Tirkassen gesichert. Soweit Kachetarek es beurteilen konnte, kam er unangemeldet.
Er öffnete das Cockpit und kletterte heraus. Aus dem Fach hinter seinem Pilotensitz kramte er seine Rüstung und ein Sortiment Waffen hervor. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis er seinen matt glänzenden Kampfpanzer angelegt hatte. Der Helm allein wog gut zehn Kilogramm und war mit empfindlichen Sensoren und Sehverstärkern ausgerüstet, deren taktische Displays ihm direkt von innen auf das Helmvisier projiziert wurden und ihm eine Überlegenheit bei eventuellen Schusswechseln boten. Der rechte Panzerhandschuh endete nicht in Fingern wie das Gegenstück für die linke Hand, sondern in einer rasiermesserscharfen, gebogenen Klinge. An der Innenseite des Armes befand sich darüber hinaus ein eingebauter Blasterkarabiner.
Kachetarek schnallte sich einen weiteren Blaster an die Hüfte und befestigte eine Handvoll Granaten an seinem Waffengurt.
Er hatte sich bereits einige Dutzend Schritte von seinem Schiff entfernt, als ihm einfiel, dass er die Kamera vergessen hatte.
*
Die Felswand nahm kein Ende, dachte Kachetarek frustriert. Mit der rechten Hand holte er erneut weit aus und schlug die daran befestigte Klinge in das hartgefrorene Gestein über seinem Kopf. Mit den Fußspitzen schob er sich hoch, die linke Hand bereits wieder nach einem neuen Halt suchend. Und wieder der rechte Panzerhandschuh.
Der Drobarianer hatte inzwischen so etwas wie einen Rhythmus in seinen Bewegungen gefunden, wie ein Insekt, das eine ebene Oberfläche hinaufkrabbelt. Dank der geringen Schwerkraft auf Tlozzhaf kam er schnell voran. Das Atmen fiel ihm leicht, verglichen mit den Strapazen, die solch eine Kletterpartie auf anderen Planeten mit sich gebracht hätte.
Er gönnte sich eine kurze Pause. Reglos an die Felswand gepresst, genoss er
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