Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gallaghers Tochter (German Edition)

Gallaghers Tochter (German Edition)

Titel: Gallaghers Tochter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Hiltrop
Vom Netzwerk:
Falten. »Von dem Unfall?«
     
    »Sie sagten, ich hätte einen schweren Unfall gehabt. Damals. Vorher.«
     
    Rajennkos Miene hellte sich auf. »Ach so, von dem Unfall! Natürlich, natürlich. Wollen Sie damit sagen, Sie erinnern sich daran auch nicht mehr?«
     
    »Ich dachte, das sagte ich gerade«, brummte Gallagher gereizt. »Wer hat hier Erinnerungslücken, Sie oder ich?«
     
    *
     
    Clou hörte mit versteinertem Gesicht zu, wie der Mann, der sich als Iljic Rajennko vorgestellt hatte, Clous Leben vor ihm aufrollte.
     
    »Sie wurden vor sechsundsechzig Jahren geboren, auf Trusko VII. Erinnern Sie sich an die Namen ihrer Eltern?«, fragte Rajennko.
     
    Clou schüttelte stumm den Kopf.
     
    »Ihr Vater hieß Nathan Gallagher, ihre Mutter Elena.«
     
    Ein dumpfes Gefühl des Wiedererkennens regte sich in Clous Gehirn. »Ja«, sagte er.
     
    »Was, ja? Ich dachte, Sie sagten, Sie könnten sich an nichts erinnern«, rief Rajennko erschrocken.
     
    »Kann ich auch nicht«, murmelte Clou, »aber es … fühlt sich irgendwie richtig an.«
     
    »Ach so.« Rajennko konsultierte einen winzigen tragbaren Computer, der auf seinem Schoß ruhte. »Im Jahre 2484 kamen Ihre Eltern ums Leben. Mit sechzehn Jahren schrieben Sie sich in die Marineakademie auf Primwelt K ein, seinerzeit noch Regierungssitz des Königreichs Kerian. Von 2487 bis 2491 dienten Sie in der damaligen kerianischen Flotte.«
     
    Clou nickte wieder. Was Rajennko ihm erzählte, schien einerseits völlig neu zu sein, andererseits klangen die Namen, Orte und Jahreszahlen, die Rajennko aufsagte, seltsam vertraut. Es kam ihm beinahe so vor, als sei dies die Biografie einer anderen Person, von der er nie etwas gehört hatte, dessen Lebenslauf sich aber irgendwann mal mit seinem eigenen gekreuzt haben musste.
     
    »Weiter!«, drängte er Rajennko.
     
    Rajennko zögerte einen unmerklichen Augenblick, ehe er fortfuhr. »Sie gingen als großer Kriegsheld aus den Lokxxo-Feldzügen hervor.«
     
    Clou stöhnte unerwartet auf. Vor seinem inneren Auge waren Bilder, Geräusche und Gerüche wieder lebendig geworden, die er längst vergessen zu haben glaubte. Explosionen. Die gellenden Schreie verwundeter und sterbender Kameraden. Das Fauchen von Flammenwerfern. Dröhnende Raketentriebwerke. Sumpfige Schlachtfelder, über denen phosphoreszierende Schwaden von Giftgas waberten. Er presste die Augenlider zu und schüttelte heftig den Kopf, um die ungebetenen Erinnerungen zu verdrängen.
     
    Rajennko musste einen Rufknopf gedrückt haben, denn schon nach wenigen Sekunden der Qual waren Doktor Paneema und ihre Assistenten zurück. Jemand drückte Clou sanft in die Kissen zurück, eine zitternde Hand tupfte den Schweiß von seiner Stirn, dann spürte er kühles Metall an seiner nackten Armbeuge. Ein Einstich. Ein kurzer Druckschmerz.
     
    Dann Stille.
     
    Clou blinzelte benommen. Als er die Augen wieder aufschlug, war er mit Rajennko alleine.
     
    »Besser?«, fragte Rajennko besorgt.
     
    Clou krächzte ein heiseres Lachen. »Verrückt«, brummte er, »dass ich mich nicht an den Namen meiner Mutter erinnern kann, aber an den ersten großen Krieg meines Lebens.«
     
    »Muss ein schweres Trauma gewesen sein«, sagte Rajennko vorsichtig.
     
    »Muss wohl«, stimmte Clou ihm zu. Er sah Rajennko forschend an. »Was geschah dann?«
     
    »Sie kamen als hochdekorierter Kriegsheld zurück nach Primwelt K … ich meine, nach Kerian. Der König beförderte Sie nach einigen Jahren zum Großadmiral. Sie wurden der Nachfolger von Großadmiral Antonin Weldrak«, fuhr Rajennko fort.
     
    »Weldrak«, murmelte Clou.
     
    »Kommt Ihnen der Name bekannt vor?«
     
    »Ein bisschen. Aber völlig ohne Zusammenhang ist die Erinnerung an einen Namen ziemlich wertlos«, sagte Clou enttäuscht.
     
    »Dahin kommen wir schon noch«, sagte Rajennko aufmunternd, »Sie werden sehen.«
     
    *
     
    Alles ging viel einfacher, als Rajennko es sich vorgestellt hatte. Doktor Paneemas Idee, Gallagher zunächst mit Erinnerungen an ein paar wahre Begebenheiten aus seinem Leben zu füttern, war richtig gewesen. Gallagher hatte selbst gesagt, dass er sich manchmal dunkel an etwas zu erinnern glaubte; zumindest konnte er ein Gefühl dafür empfinden, ob sich etwas richtig oder falsch anfühlte.
     
    Nachdem Rajennko Gallagher in den Glauben versetzt hatte, sich in ruhigem Fahrwasser zu befinden, konnte er allmählich von Gallaghers tatsächlicher Biografie abweichen und anfangen, ihn neu zu konditionieren. Es

Weitere Kostenlose Bücher