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Gallaghers Tochter (German Edition)

Gallaghers Tochter (German Edition)

Titel: Gallaghers Tochter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Hiltrop
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hatte Rajennko sogar Spaß gemacht, aus den historischen Datenbanken der Stellar News Agency den theoretischen Verlauf von Gallaghers weiterer Karriere in der kerianischen Raumflotte zu konstruieren.
     
    Er musste nur vorsichtig genug vorgehen. Solange das, was er Gallagher erzählte, plausibel genug war, konnte ihm nichts geschehen.
     
    Warum sollte Gallagher ihm auch misstrauen?
     
    Rajennko war für ihn in diesem Moment die einzige Verbindung zu dem, was Gallagher als sein früheres Leben betrachtete.
     
    Solange Rajennko keinen Fehler machte, gab es für Gallagher keinen Grund, seine Aussagen infrage zu stellen.
     
    Nicht den geringsten.
     
    *
     
    Er war ein Kriegsheld gewesen, hatte Rajennko gesagt. Ein Admiral der kerianischen Flotte. Ein enger Vertrauter des Königs von Kerian, immer an der Seite des Herrschers …
     
    Bis zu dem Attentat.
     
    Clou runzelte die Stirn, und die Euphorie, mit denen er Rajennkos Worten gelauscht hatte, wich einer plötzlichen Ernüchterung.
     
    »Das Attentat«, wiederholte er tonlos.
     
    »Das Attentat auf den König«, sagte Rajennko bedauernd, »bei dem der König und seine Familie getötet wurden. Erinnern Sie sich daran etwa auch nicht?«
     
    Clou dachte angestrengt nach. Ein Attentat … Irgendwo tief in seinem Inneren brachte das Wort eine Saite zum Erklingen, eine vage Ahnung beschlich ihn, dass er tatsächlich in seinem früheren Leben einmal Zeuge eines Terroranschlags geworden war. Vielleicht hatte er auch nur ein Holodrama über das Thema gesehen, oder jemand hatte ihm davon erzählt … nein, das Gefühl war anders, es war wirklich geschehen, und er war dabei gewesen.
     
    »Eine … eine Explosion«, murmelte er.
     
    Rajennko starrte ihn gebannt an.
     
    »Es war … da war eine Explosion. Im Palast«, sagte Clou unsicher. »Stimmt’s?«
     
    Rajennko nickte. »In der Tat. Sie erinnern sich?«
     
    »Nein«, Clou schüttelte entmutigt den Kopf. »Es war wohl mehr eine spontane Assoziation. Aber irgendwie kommt es mir real vor.«
     
    »Es war auch so«, beruhigte ihn Rajennko, »es war in der Tat eine Explosion , die den König getötet hat. Separatisten, die für eine Trennung ihrer Welt vom kerianischen Königreich kämpften, hatten eine Sprengladung in den Palast geschmuggelt und im Thronsaal gezündet. Ein furchtbares Blutbad.«
     
    »Wo war ich?«, fragte Clou. »Sie sagten vorhin, ich sei immer an der Seite des Königs gewesen, als sein engster Vertrauter und so weiter. Warum bin ich nicht bei dem Anschlag gestorben?«
     
    »Sie waren auf einer Mission für den König unterwegs«, erklärte ihm Rajennko, »um eben jenen rebellischen Planeten zu befrieden. Als Sie zurückkehrten, fanden Sie den König ermordet vor.«
     
    »Ich verstehe«, sagte Clou niedergeschlagen.
     
    »Sie haben für eine Übergangszeit in einer Interimsregierung mitgewirkt und später die Amtsgeschäfte an Direktor Katachara übergeben, welcher dann die Galaktische Allianz gegründet hat«, fuhr Rajennko fort.
     
    Clou hörte nur noch mit einem Ohr zu. Der König, dessen enger Freund und Vertrauter er gewesen war, war tot. Und ausgerechnet er war nicht zur Stelle gewesen, um ihn vor den feigen Attentätern zu beschützen, um ihn und seine Familie zu retten. Er schämte sich für sein Versagen.
     
    Das Wort Familie ging ihm eine Weile im Kopf herum.
     
    *
     
    »Er schläft jetzt«, sagte Rajennko mit einem erleichterten Seufzer, als er sich erschöpft in Doktor Paneemas Arbeitszimmer in einen Sessel fallen ließ.
     
    »Wie war’s?«, fragte die Ärztin, ohne aufzublicken. Sie war mit der Lektüre ihrer Korrespondenz am Bildschirm beschäftigt.
     
    »Anstrengender, als ich dachte. Ich habe angefangen, von seiner wirklichen Biografie abzuweichen. An einigen Stellen habe ich schon befürchtet, ich verliere ihn, aber er ist mir weiterhin gefolgt.«
     
    Sie sah ihn streng über den Rand ihrer Brille hinweg an. »Mister Rajennko, ich erinnere Sie noch einmal an meine Worte: Gallagher hat sein Gedächtnis vielleicht verloren, aber er ist nicht dumm. Er merkt, wenn Sie ihn anlügen. Stellen Sie sich ihn wie einen Lügendetektor vor, der von Emotionen gesteuert wird.«
     
    »Ich weiß, ich weiß«, winkte Rajennko ab, »deshalb streue ich ja ständig eine kleine Prise Wahrheit in meine Geschichten. Heute Nachmittag zum Beispiel habe ich Fragmente aus seiner Zeit am Hofe des symirusischen Kaisers mit Elementen aus den Lebensläufen von Admiral Weldrak und Admiral Delanne

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