Gallaghers Tochter (German Edition)
…
Andererseits, wer konnte schon wissen, ob Katachara die Wahrheit sagte? Der Drobarianer war ein Profi, wenn es darum ging, Fakten zu verzerren und Scheinrealitäten zu konstruieren.
»Solange es sich nur um eine Handvoll alt gewordene Söldner auf dem Nostalgietrip handelt, die sich die guten alten Zeiten zurückwünschen, kann ich über Mister Jedrells Aktivitäten großzügig hinwegsehen«, sagte Katachara, »wenn sich allerdings herausstellt, dass Mister Jedrell der Knotenpunkt einer Verschwörung zwischen den Symirusen und der Erde ist, die sich gegen die Galaktische Allianz richtet, muss ich einschreiten. Ich hoffe, dass das Eigentum Ihrer Frau Gemahlin dabei keinen Schaden nimmt.«
»Das hoffe ich auch«, murmelte Cartier abwesend.
»Sie könnten natürlich entscheidend dazu beitragen, die Angelegenheit drastisch zu verkürzen«, schlug Katachara vor. »Sie müssen mir lediglich sagen, wo ich das Schiff finde.«
Cartier schüttelte sanft den Kopf. »Ich kann Ihnen nicht helfen. Ich habe ihm das Schiff nicht freiwillig gegeben. Jedrell hat es einfach gestohlen.«
»Überlegen Sie sich gut, was Sie jetzt sagen«, sagte Katachara schnell. »Das Schiff ist nicht als gestohlen gemeldet worden. Warum nicht, wenn Sie es nicht freiwillig hergegeben haben?«
»Weil … weil …« Cartier rang nach Worten. »Weil er eine Geisel genommen hat. Meinen Sohn.«
»Aha.« Katachara grinste breit. »Ich verstehe. Nun, dann sollte es erst recht in Ihrem Interesse sein, wenn wir Mister Jedrell schnell aufspüren und dingfest machen. Selbstverständlich werden wir uns bemühen, Ihren Sohn und Ihr Schiff unversehrt zu Ihnen zurückzubringen.«
»Danke«, knurrte Cartier.
»Ach, und noch etwas …«
»Ja?«
»Ich hörte, Sie hatten gerade Geburtstag«, säuselte Katachara. »Herzlichen Glückwunsch nachträglich.«
*
»Ich kann es kaum erwarten«, sagte Clou mit einem jungenhaften Grinsen und tätschelte seine Blasterpistole, die in dem schwarzen Lederholster an seinem rechten Oberschenkel steckte.
»Nur Geduld«, sagte Rajennko und deutete auf die Anzeigen des Cockpits. »Wir sind ja gleich da.«
Die wilden Farbwirbel des Hyperraums vor dem Kanzelfenster entzerrten sich mit einer lähmenden Langsamkeit und schrumpften wieder zu stecknadelkopfgroßen Lichtpunkten zusammen. Rajennkos Raumschiff hatte das kerianische Sonnensystem erreicht.
»Primwelt K«, sagte Clous Freund und deutete mit einer theatralischen Geste auf den graugrün schimmernden Globus, der sich majestätisch vor ihnen drehte. »Sitz der Regierung der Galaktischen Allianz. Vormals Zentralwelt des Königreichs Kerian. Willkommen zu Hause, Clou.«
Clou trat neben Rajennko und sah zu, wie der Pilot und der Kopilot des Raumschiffes Kontakt mit der kerianischen Flugsicherheit aufnahmen und anschließend Kurs auf den Raumhafen der Hauptstadt nahmen.
»Sir?« Die Funkoffizierin hob schüchtern die Hand, um die Aufmerksamkeit des prominenten Passagiers auf sich zu lenken.
Rajennko drehte sich zu ihr um. »Ja, bitte?«
»Die Relaisstation sendet mir gerade ein ziemlich großes Datenpaket mit persönlichen Nachrichten für Sie, Sir. Soll ich die Daten zu der Kommunikationskonsole in Ihrem Quartier routen?«
Rajennko sah auf die Uhr. »Wir werden wahrscheinlich gelandet sein, ehe ich alles gelesen habe. Machen Sie mir einen Download, ich lese es dann unterwegs. Gibt’s Nachrichten von der Front?«
Die Offizierin blickte auf einen Sekundärmonitor, auf dem Schlagzeilen der Stellar News Agency vorbeiscrollten. »Es hat erste Gefechte im System Trellbe gegeben. Mehr ist noch nicht bekannt, Sir.«
Rajennko grinste Clou schief an. »Das heißt, unsere Flotte hat den Kürzeren gezogen und die Zensoren überlegen noch, wie sie die Pressemeldung formulieren müssen. Wenn wir gewonnen hätten, wären unsere Bildschirme voller Jubelbotschaften gewesen, sobald wir den Hyperraum verließen.«
Clou nickte ernst. Beim Wiedereintritt in den Realraum loggte sich die Kommunikationsanlage des Schiffes selbsttätig in die offiziellen Nachrichtennetze oder bei dem nächstgelegenen Relaissatelliten ein und rief alle aktuellen Nachrichten ab. Ein schneller Sieg wäre sicherlich ohne Zögern zu Propagandazwecken ausgeschlachtet worden. »Ich verstehe.«
Er drehte sich wieder um, um den Piloten neugierig bei ihrer Arbeit zuzusehen. Das Cockpit war mit den modernsten und
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