Gallaghers Tochter (German Edition)
heutzutage üblichen Waffen zu schulen. Für mich sieht das so aus, als ob Clou bald wieder irgendwo aktiv ins Geschehen eingreifen soll.«
»Aber nicht zu aktiv«, wandte Pprall ein, »sonst würde da auch ein namhafter Kampfsportlehrer herumturnen, um Gallagher auf Vordermann zu bringen.«
»Für so was ist mein Vater nun wirklich zu alt«, widersprach Charlene.
»Genau«, stimmte ihr der Symiruse zu. »Man bildet ihn also bestenfalls nur zu einem Scharfschützen oder so was aus … oh Pardon, Rara«, fügte er hastig hinzu, als er den finsteren Seitenblick bemerkte, den sein Kamerad ihm zuwarf.
»Aber wozu?«, warf Armand ein, der die ganze Zeit über nachdenklich zugehört hatte. »Ich meine, nach all den Jahren … Warum reaktiviert man ihn ausgerechnet jetzt?«
»Dafür gibt es zwei mögliche Erklärungen«, sagte Jedrell und begann, die Alternativen an den Fingern der rechten Hand abzuzählen. »Möglichkeit eins: Katachara hatte exakt die gleiche Idee wie Nnallne – Clou ins Leben zurückzuholen, um ihn für einen Schlag gegen seine politischen Gegner zu nutzen. Und während Nnallne am liebsten den Generaldirektor ausschalten möchte, hat Katachara wiederum wahrscheinlich Nnallne im Visier. Wer Clou für sich gewinnen kann, hat schon fast gewonnen, und Katachara ist momentan im Vorteil, weil er Clou bereits in den Händen hat.«
Daher weht also der Wind, dachte Charlene. Nnallne finanzierte ihre Mission nicht aus reiner Freundlichkeit oder ausschließlich wegen seiner Freundschaft zu Clou; nein, er wollte ihren Vater benutzen, um an Katachara heranzukommen. Auch wenn ihr alter Herr inzwischen reichlich angegraut sein sollte, für ein spektakuläres Attentat auf den Regierungschef war er sicherlich noch zu begeistern. Nun aber sah es so aus, als ob es Katachara gelungen war, ihnen zuvorzukommen. Nur … was konnte man Clou erzählt haben, das ihn dazu bewegen konnte, mit seinem früheren Gegner gemeinsame Sache zu machen?
»Möglichkeit zwei: Katachara hat irgendwie vorhergesehen, was heute Morgen geschehen ist – die Erdregierung hat der Galaktischen Allianz den Krieg erklärt und den Korridor zwischen Trellbe und Bulsia erobert«, fuhr Jedrell fort.
Eine Totenstille senkte sich über den Raum. Der erwartete kollektive Aufschrei blieb aus, und so räusperte sich Jedrell leise, ehe er weitersprach. »Wir wissen noch nicht viel über den derzeitigen Stand der Dinge«, sagte er, »da die Regierung sehr sparsam mit Informationen ist. Wir wissen nur, dass zwei starke Flottenverbände im Orbit um Trellbe und Bulsia sind und dass davon ausgegangen wird, dass dies erst der erste Schritt einer unmittelbar bevorstehenden Invasion ist. Es wird bereits über mögliche nächste Ziele spekuliert; vielleicht trifft es Oea, vielleicht sogar eine der Primwelten. Es ist auch nicht bekannt, ob noch weitere irdische Schiffe im Anflug sind.«
»Welche Gegenmaßnahmen gibt es bis jetzt?«, fragte Armand gespannt.
»Die Regierung hat nach offiziellen Angaben damit begonnen, Schiffe nach Bulsia und Trellbe zu entsenden. Über deren Art, Anzahl oder Bewaffnung gibt es keine Informationen.«
»Interessant, dass die Konfrontation sich nicht bei Bulsara abspielt«, bemerkte Dack ruhig. »Ich hatte immer erwartet, dass unsere Welt wieder zum Schlachtfeld zwischen den großen Nationen wird, wenn es eines Tages so weit ist.«
»Geduld, Dack. Der Krieg hat ja gerade erst angefangen«, bemerkte Pprall bissig.
»Jedenfalls könnte es sein, dass Katachara Clou für irgendeine Rolle in dem sich abzeichnenden Krieg benötigt. Bestenfalls zapft er ihn als Informationsquelle und Berater an. Schlimmstenfalls opfert er ihn als Sündenbock. Aber das«, schloss Jedrell achselzuckend, »ist eine sehr vage Theorie.«
*
Hinter der unscheinbar wirkenden Fassade der Cartier Calibration Enterprises verbarg sich einer der brisantesten Produktionsstandorte in Raymon Alejandro Cartiers weitverzweigten Konzern. Die CCE war ein führendes Unternehmen der Rüstungsindustrie, welches bis vor einigen Jahren noch unter dem Namen Gabler Defense Services bekannt gewesen war. In diesen Fabriken fand die Endmontage und Feinjustierung von Geschützen statt, welche dann in den Werften des Cartier-Konzerns in Raumschiffe aller Klassen eingebaut wurden. Das Sortiment der CCE reichte von einfachen Energiewaffen über doppelläufige Projektilkanonen bis hin zu Geschütztürmen von zwölf Metern
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