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Gallaghers Tochter (German Edition)

Gallaghers Tochter (German Edition)

Titel: Gallaghers Tochter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Hiltrop
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runde schwarze Öffnungen drohend auf den Planeten gerichtet waren. Clous erster Gedanke war, dass das Schiff aussah wie eine ins Gigantische vergrößerte Revolvertrommel, die er von einer der altmodischeren Projektilwaffen aus seinen Schießstunden kannte. »Weißt du, woran mich das erinnert?«, fragte Clou.
     
    Rajennko schüttelte stumm den Kopf. Sein Blick hing gebannt an den Raumkreuzern, die einen schützenden Kordon um das fremdartige Schiff gebildet hatten und es nun zu eskortieren schienen. Der Geleitzug eröffnete unbarmherzig das Feuer auf alle Schiffe, die sich im gleichen Sektor befanden, und löschte Passagierschiffe, Frachter und eilig herbeigeeilte Abfangjäger des Militärs gleichermaßen aus. Nur die starken Schutzschilde des Diplomatenschiffes verhinderten, dass Clou und Rajennko sich zwischen verstrahlten Trümmern im Raum treibend wiederfanden, als ihr Kreuzer unter dem Einschlag einer Breitseite erzitterte.
     
    »Die schießen ja auf alles, was sich bewegt«, stellte Clou entsetzt fest.
     
    »Als ob sie keine Zeugen wollten«, bemerkte Rajennko, der angesichts des mysteriösen Schiffes, welches sich Primwelt K unaufhaltsam näherte, ein ungutes Gefühl bekam.
     
    »Die Kreuzer der Heimatverteidigung sind unterwegs hierher«, meldete die Funkoffizierin erleichtert.
     
    Rajennko schluckte trocken. »Zu spät. Sie sind jetzt genau über der Hauptstadt.«
     
    »Ich frage mich …«, begann Clou, doch dann verstummte er.
     
    Die Revolvertrommel, wie Clou sie in Gedanken bezeichnete, gab den ersten Schuss ab. Das mächtige Raumschiff zitterte ein wenig, und die gähnende Mündung der obersten Kammer glühte für einen Sekundenbruchteil auf, aber man sah weder einen gleißenden Energieblitz noch eine todbringende Rakete starten – die Wirkung der Waffe jedoch war unübersehbar.
     
    Wo die Ladung auf die Atmosphäre traf, warf die schützende Lufthülle des Planeten kreisrunde Wellen wie eine Wasseroberfläche, in die jemand einen Stein geworfen hat. Clou vermutete, dass die Turbulenzen, die dort unten entstanden, die Ausmaße eines schweren tropischen Wirbelsturms hatten. Weiter unten auf der Planetenoberfläche hingegen erschien ein bedrohlicher schwarzer Fleck von etlichen Kilometern Durchmesser, der selbst von hier oben aus dem Orbit mit bloßem Auge sichtbar war. Clou fröstelte es; wenn das, was er sah, wirklich das war, was er befürchtete, dann bedeutete das, dass ein Schuss dieser Waffe Millionen von Kerianern in rauchende Asche verwandeln konnte.
     
    »Verstanden, Flugsicherung. Wir verlassen den Sektor«, hörte Clou den Piloten wie aus weiter Ferne sagen.
     
    Die gigantische Revolvertrommel rotierte langsam. Nach einer Sechsteldrehung befand sich die nächste Kammer in Schussposition. Die Waffe feuerte wieder. Ein weiterer Fleck verdunkelte einen Teil der Planetenoberfläche. Wieder wurde ein Teil der Millionenmetropole Kerian eingeäschert.
     
    »Die Flugsicherung antwortet nicht mehr«, sagte der Kopilot leise.
     
    Clou, Rajennko und die Crew des Schiffes sahen fassungslos zu, wie der dritte Schuss die Hauptstadt des einstigen Königreichs Kerian restlos von der Planetenoberfläche brannte. Als dann die Schlachtschiffe der Galaktischen Allianz eintrafen und die Schiffe der Erdregierung in ein heftiges Feuergefecht verwickelten, verließ Rajennkos Raumschiff hastig den umkämpften Quadranten.
     
    *
     
    Während Clou in Eva Paneemas Kabine eilte, um der Ärztin von den dramatischen Ereignissen zu berichten, die sich im Orbit um Primwelt K abgespielt hatten, zog sich Iljic Rajennko in seine Kabine zurück. Er schenkte sich einen Kognak ein und ließ sich mit einem tiefen Seufzer in den Sessel vor seiner Kommunikationskonsole fallen.
     
    Seine Gedanken rasten. Wenn das einst stolze Kerian jetzt tatsächlich eine rauchende Trümmerwüste war, durfte er getrost annehmen, dass auch Katachara den Angriff nicht überlebt hatte. Der Drobarianer hatte seine Büros und sein Haus mitten in der historischen Altstadt gehabt, und soweit Rajennko wusste, hatten es ihm seine Amtsgeschäfte in den letzten Jahren so gut wie nie erlaubt, sich von Primwelt K zu entfernen. Es durfte also als sicher gelten, dass die Galaktische Allianz derzeit führerlos war.
     
    Und genau das war seine Chance.
     
    Er war sozusagen Katacharas rechte Hand gewesen, und da mit dem Tod des Generaldirektors sicherlich auch ein großer Teil seines Führungsstabes ausgelöscht worden war, lag es nun an ihm, Iljic

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