Gallaghers Tochter (German Edition)
Rajennko, eine Interimsregierung auf die Beine zu stellen.
Nur wie?
Er nippte an seinem Drink und genoss die wohlige Wärme, die der Kognak auf dem Weg die Speiseröhre hinab in seinem Körper verbreitete. Alleine konnte er die Galaktische Allianz nicht führen, da machte er sich keine Illusionen. In einer Zeit, in der die Allianz in einen Krieg mit der Erdregierung hineingezogen wurde, konnte er jede Hilfe brauchen, die er bekommen konnte.
Sogar die Hilfe der Opposition.
Es gab immerhin etliche Leute, die allem Anschein nach ganz versessen darauf waren, an die Macht zu kommen. Warum also sollte er nicht ein Zweckbündnis mit solchen Kräften eingehen und sie mitregieren lassen? Zumindest so lange, wie es die Notlage erforderte? Wenn es ihm gelang, den Krieg mit der Erde abzuwenden, und er sich wieder in sicherem Fahrwasser befand, konnte er immer noch entscheiden, mit welchen Fraktionen er sich dauerhaft verbünden wollte und mit welchen nicht.
Er hob sein Glas im stummen Andenken an Katachara und tippte aus dem Gedächtnis die Nummer eines Anschlusses in seine Kommunikationskonsole. Der alte Drachen würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, wen ich jetzt anrufe.
Der Bildschirm der Konsole wurde hell und zeigte das verdutzte Gesicht des symirusischen Senators Nnallne.
*
»Ach, Mist!« Charlene fuhr sich mit der Hand durch ihre langen, lockigen Haare und seufzte schwer. Dack und Pprall, die mit ihr um den Besprechungstisch saßen, sahen überrascht auf.
»Stimmt etwas nicht, Charly?«, schnarrte Pprall.
Charlene schüttelte müde den Kopf. »Ich weiß nicht … wir zermartern uns hier unser Hirn, und ich habe das Gefühl, wir drehen uns die ganze Zeit im Kreis.«
»Das ist exakt der Inhalt der Aufgabe, die uns Mister Jedrell gestellt hat«, dröhnte die sonore Stimme des alten Polizeiroboters. »Wir sollen unseren Plan immer wieder durchspielen, bis wir alle Schwachstellen gefunden und mögliche Alternativen entwickelt haben.«
»Ich weiß«, stöhnte Charlene, »ich weiß, Dack.«
»Ich sehe natürlich ein, dass die Arbeit aufgrund ihres hohen Redundanzfaktors ein gewisses Frustrationspotenzial für organische Daseinsformen birgt«, fügte Dack nach einer Weile hinzu.
»Deine Anteilnahme ist wirklich rührend, Blechmann«, zischte Pprall. Dann wandte er sich an Charlene und tätschelte aufmunternd ihre Hand. »Ich verstehe dich, Kindchen. Mir geht auch so einiges auf den Geist hier.«
Charlene lächelte müde, zog ihre Hand weg und zwang sich, ihre Aufmerksamkeit wieder auf den tragbaren Computer zu richten, der vor ihr stand. »Also noch mal von vorne. Die Möglichkeit, aus allen Rohren feuernd in die Klinik einzudringen und die Herausgabe meines Vaters mit Gewalt zu erzwingen, haben wir bereits ausgeschlossen.«
»Zu riskant«, nickte Pprall. »Schade eigentlich, wenn ihr meine persönliche Meinung hören wollt.«
»Die Risiken sind sowohl für die zu befreiende Zielperson als auch für die Mitglieder unseres Teams unvertretbar hoch«, stellte Dack nüchtern fest. »Wir wissen zu wenig über die tatsächliche Stärke und Ausrüstung der Sicherheitskräfte im Inneren der Klinik.«
»Die Alternative lautet, unser Team zu teilen«, fuhr Charlene fort, »und zwar in eine Einheit, die getarnt in die Klinik eindringt, und eine zweite, die draußen wartet.«
»Wobei sich die Frage stellt: Soll die Einheit, welche die Klinik infiltriert, als bewaffnetes Kommandounternehmen oder als potenzielle Patienten verkleidet einrücken?« Pprall kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. »Von dieser Entscheidung hängen unsere nächsten Schritte ab; wenn wir erst noch falsche Papiere für unsere Tarnidentitäten brauchen, müssen wir noch mindestens einen Zwischenstopp irgendwo bei einem Fälscher einlegen, ehe wir losschlagen können.«
Charlene schürzte die Lippen. »Was denkst du?«
Pprall legte die Stirn in Falten. »Du darfst nicht vergessen, dass ein verkleidet einreisendes Team unter Umständen durchsucht werden könnte. Funkgeräte können wir also vergessen.«
»Was helfen uns Funkgeräte, wenn Jedrell wieder Funkstille anordnet?« Die junge Frau zuckte mit den Schultern. »Die Kommunikation zwischen den beiden Teams wird so oder so schwierig.«
»Ich befürworte trotzdem diese Vorgehensweise«, brummte Dack. »Falls unser Spähtrupp wider Erwarten herausfinden sollte, dass sich Clou Gallagher nicht in
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