Gallaghers Tochter (German Edition)
Familie erinnern zu können, gab ihm neuen Mut. Mehr noch, er war sich sicher, mit seiner Vermutung recht zu haben, dass Katachara die beiden nicht umgebracht hatte. Das konnte nur bedeuten, dass Debi und Rebecca noch lebten, falls ihnen in den vergangenen Jahren nichts zugestoßen war. Auf irgendeiner Welt, die einen von diesen Sternen dort draußen umkreisten …
»Ich finde euch«, flüsterte er unhörbar.
Dann plötzlich hielt er zögernd inne; es gab lediglich ein einziges, dafür aber entscheidendes Problem: Wenn er sich auf nichts von dem, was Rajennko ihm erzählt hatte, verlassen konnte – wie zum Teufel war er dann überhaupt in seine Kälteschlafkammer gekommen?
Clou schnallte sich seinen Holster wieder um. Es gab nur einen Weg, das herauszufinden …
*
Nachdem er wieder die relative Sicherheit seiner Kabine erreicht hatte, nahm Rajennko hastig an seiner Kommunikationskonsole Platz. Ungeduldig rief er die Nachrichten auf, die während seines Abstechers zur Mayflower für ihn eingegangen waren. Nachdem er die Liste der Absender quergelesen hatte, atmete er erleichtert auf. Beinahe alle Industriemagnaten, Lokalpolitiker und andere Interessenvertreter, die er zur Teilnahme an seiner Interimsregierung eingeladen hatte, hatten ihm geantwortet. Ohne die Nachrichten im Einzelnen aufzurufen, war sich Rajennko sicher, dass die überwältigende Mehrheit der Absender eine positive Einstellung zu der unerwarteten Herausforderung haben würde, andernfalls hätten sie sich sicher gar nicht erst die Mühe gemacht zu antworten.
»Das klappt ja wie am Schnürchen!« Er rieb sich unternehmungslustig die Hände und lehnte sich entspannt in seinem Sessel zurück. Dann stutzte er.
Moment mal …
Die Rufleuchte der Konsole blinkte rot; ein Gesprächsteilnehmer wartete noch auf ihn in der Leitung.
Rajennko nahm das Gespräch an, und seine gute Laune verschlechterte sich in Sekundenschnelle, als der kahle gelbe Schädel eines Drobarianers, den Rajennko nur zu gut kannte, auf dem Bildschirm erschien.
»Da sind Sie ja endlich!«, schnaubte Katachara, ohne ein Wort des Grußes an seinen ehemaligen Mitarbeiter zu verschwenden.
Rajennko schluckte. Dies war die Stunde der Wahrheit. Er hatte diesem Moment mit einer konfusen Mischung aus Angst und Vorfreude entgegengesehen. »Wie ich sehe, sind Sie der Katastrophe unversehrt entkommen, Chef.«
»Knapp«, grunzte Katachara. »Aber das hatte ich Ihnen ja in meiner Nachricht schon hinterlassen.«
»Das ist richtig«, sagte Rajennko.
»Dürfte ich dann wissen«, säuselte der Drobarianer süßlich, »warum über meine erfolgte Evakuierung kein Wort in der offiziellen Berichterstattung der Stellar News Agency verloren wurde? Sie wussten doch, dass ich nicht mehr auf Primwelt K war, als der Angriff kam, Iljic! So, wie die derzeitige Nachrichtenlage aber ist, bin ich nicht mehr am Leben! Was soll das?«
Rajennko räusperte sich verhalten. »Es erschien mir sicherer.«
Der Stachelkamm des Drobarianers faltete sich knisternd zusammen. »Sicherer?«, echote er ungläubig. »Die Öffentlichkeit denkt jetzt, ich sei tot!«
»Gibt es einen stärkeren Schutz?«, fragte Rajennko unschuldig. »Sehen Sie’s mal so, Chef: Wenn wir bekannt geben würden, dass Sie von dem drohenden Angriff gewusst haben und rechtzeitig geflohen sind, würde das in den Augen unseres Volkes ziemlich schlecht aussehen. Geradezu feige«, fügte er mit einem provokanten Grinsen hinzu.
»Reden Sie weiter«, grollte Katachara.
»Zudem wäre es riskant, wenn Ihr gegenwärtiger Aufenthaltsort irgendwie bekannt würde«, fuhr Rajennko fort, »weil die Erdregierung dann gleich das Ziel für den nächsten Angriff vorgegeben bekommt.«
»Hm«, machte der Drobarianer.
»Also«, sagte Rajennko entschlossen, »ist die Wirkung größer, Sie für ein oder zwei Tage versteckt zu halten. Wenn dann Ihre wundersame Rettung bekannt wird, ist die Wirkung eine ganz andere … Wir könnten das Ganze ein wenig ausschmücken, das bekommt dann so einen messianischen Touch, verstehen Sie?«
»Iljic«, sagte Katachara kopfschüttelnd, »das geht nicht gut. Man könnte mich für ein eiligst herbeigeschafftes Double halten. Für Menschen und Symirusen sieht doch ein Drobarianer wie der andere aus. Und wer soll so lange die Führung übernehmen? Sie etwa?«
In Rajennkos Wange zuckte ein Muskel. »Und warum nicht?«
Der Drobarianer lachte
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