Gallaghers Tochter (German Edition)
heiser. »Ich bitte Sie, Iljic, machen wir uns nichts vor. Sie sind ebenso wenig ein Politiker wie ich ein Mensch. Der ganze Plan ist Unfug. Ich sage Ihnen jetzt, was wir machen werden …«
Rajennko wischte den Einwand mit einer energischen Handbewegung beiseite. Er hatte gehofft, sein letztes Ass im Ärmel noch nicht ausspielen zu müssen. Nun aber kam es zu der offenen Konfrontation mit Katachara, die Rajennko bislang vermieden hatte. Das Wissen um etliche Millionen Kilometer, die zwischen ihm und seinem bisherigen Chef lagen, verlieh ihm jedoch eine gewisse Selbstsicherheit. »Falsch. Ich sage Ihnen, was wir jetzt machen werden. Ich habe bereits das Kommando übernommen, ich werde Sie mundtot machen, und – wenn das nicht reicht – sogar ganz tot, Katachara.«
Wenn der Drobarianer überrascht war, ließ er es sich nicht anmerken.
»Sehr amüsant«, sagte er nach einer kleinen Pause, »wirklich, sehr amüsant. Darf ich mich erkundigen, wie Sie das anzustellen gedenken?«
Rajennko holte tief Luft. »Lord Percy Thorne«, sagte er langsam.
Katacharas selbstgefälliges Grinsen gefror zu einer ungläubig dreinschauenden Maske. Er wusste nur zu gut, was Rajennko meinte. Nun betrachtete er seinen treuen Mitarbeiter plötzlich mit ganz anderen Augen. Zum ersten Mal schien er zu begreifen, in welche Position sich Rajennko manövriert hatte – und welche Konsequenzen das für ihn, den bisherigen Generaldirektor der Galaktischen Allianz, haben konnte. Jetzt erst erkannte er, dass der ehemalige Journalist und Bürokrat zu einem ernst zu nehmenden Gegner herangereift war.
Rajennkos Herz schlug schneller, als er an Lord Percy Thorne zurückdachte. Vor vielen Jahren, als Rajennko und Katachara noch Redakteure bei der Stellar News Agency gewesen waren, hatte Lord Percy Thorne die besagte Nachrichtenagentur geleitet. Eines Tages, als Rajennko zu einem Termin mit seinem Vorgesetzten geeilt war, hatte er Thorne tot auf dem Boden seines Büros aufgefunden. Im Hals des alten Mannes hatte ein Messer gesteckt – und ausgerechnet Katachara, der unmittelbar danach Thornes Platz an der Spitze der SNA übernahm, hatte mit blutverschmierten Händen neben der Leiche gekniet. Selbstverständlich hatte er jegliche Schuld an dem Vorfall abgestritten; Katachara hatte sogar behauptet, Thorne hätte noch gelebt, als er ihn gefunden hatte. Offiziell hatte man es seinerzeit so dargestellt, als habe Thorne Selbstmord begangen, doch das schlechte Gewissen hatte ständig an Rajennko genagt. War Katachara wirklich unschuldig an Thornes vorzeitigem Tod gewesen? Hatte er sich von Katachara zum Mitwisser oder gar zum Mittäter machen lassen? Die Ungewissheit hatte Rajennko nächtelang nicht schlafen lassen, bis er auf die Idee gekommen war, Thornes Arbeitszimmer nach versteckten Überwachungseinrichtungen zu kontrollieren.
»Sie haben nichts in der Hand«, sagte Katachara eisig.
»Doch«, entgegnete Rajennko, »habe ich.«
Rajennko hatte herausgefunden, dass in der Tat eine geheime Kamera eine Aufzeichnung von Lord Percy Thornes Todesqualen aufgenommen hatte. Und es war unbestreitbar, dass Katachara nicht nur zum Zeitpunkt der Tat bereits anwesend gewesen war – nein, es war auch ganz deutlich zu sehen gewesen, wessen Hand das Messer geführt hatte, als es den Kehlkopf und die Halsschlagader des Medienmoguls durchtrennt hatte.
»Es gibt keine Beweise. Für gar nichts«, sagte Katachara stur.
Rajennko lächelte milde. »Das denken Sie auch nur.«
Die Kameraaufzeichnungen hatten sich seinerzeit im Besitz des Hausmeisters der SNA-Zentrale befunden, als Rajennko sie ausfindig gemacht hatte. Katachara hatte den Hausmeister bestochen, die Bänder verschwinden zu lassen. Allerdings hatte der arme Mann die Aufzeichnungen nicht vernichtet, sondern gehofft, sie eines Tages mit Profit weiterzuverkaufen. Dann aber hatte er kalte Füße bekommen und sie Rajennko sofort angeboten. Rajennko hatte prompt zugegriffen und ihm die Bänder für einen großzügigen Betrag abgenommen. Stunden später war der Hausmeister unglücklich die Kellertreppe hinabgestürzt und hatte sich dabei das Genick gebrochen. Rajennko vermutete bis zum heutigen Tag, dass Katachara irgendwie in den Unfall des einzigen ihm bekannten Mitwissers verwickelt war.
»Ich habe die Bänder, die den Mord an Thorne zeigen, vor ihrer Vernichtung bewahrt«, fuhr Rajennko fort, »und ich werde sie in den Abendnachrichten ausstrahlen, wenn Sie
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