Gallaghers Tochter (German Edition)
natürlich funktioniert, doch diesmal galt es, fünf bewaffnete Wachleute zu überwinden. Katachara trug zwar einiges an Bargeld bei sich, doch ob es genügen würde, gleich fünf Gegner zu bestechen? Selbst wenn nur einer der Wachmänner sich als unbestechlich oder unkooperativ erweisen sollte, konnte die Situation leicht außer Kontrolle geraten. Eine Schießerei war das Letzte, was er jetzt brauchen konnte.
Nein, hier musste er seine volle Autorität in die Waagschale werfen, erkannte er. Selbst, wenn das bedeutete, dass er seine wahre Identität preisgeben musste. Dort oben in der Klinik geschah etwas Wichtiges, und eine innere Stimme sagte ihm, dass er auf jeden Fall dabei sein musste.
Demonstrativ griff er nach dem Translatormodul, das er an einer Kette um den Hals trug, und schaltete es aus. Dann sprach er den Wachtposten in akzentfreiem Teräisch an: »Ich vermute, Sie wissen, wer ich bin?«
Das ebenholzfarbige Gesicht des Teräers wurde eine Spur blasser. Es gab in der ganzen Galaxis lediglich eine Handvoll Drobarianer, die sich dazu entschlossen hatten, sich der unerhört kostspieligen Kehlkopfoperation zu unterziehen, dank derer sie in die Lage versetzt wurden, andere Sprachen als Drobarianisch zu sprechen. Der prominenteste unter ihnen war zweifelsfrei der frühere Regierungschef der Galaktischen Allianz. Und auch wenn für andere Rassen ein Drobarianer auf den ersten Blick aussah wie jeder andere, so gab es doch genügend Unterschiede – der Gelbton der Haut, die Größe und Form der Augen, die Länge des Stachelkamms –, an denen man einzelne Individuen wiedererkennen konnte. Für den teräischen Wachmann gab es keinen Zweifel, wen er vor sich hatte.
»Generaldirektor Katachara«, sagte er heiser.
»Ich habe keine Zeit, mich mit Ihnen über Formalitäten zu unterhalten«, fuhr Katachara unwirsch fort. »Lassen Sie mich nun durch, oder muss ich erst mit Ihrem Chef sprechen?«
Der Teräer lächelte nicht, als er die Mündung seiner Maschinenpistole auf die Stirn des verblüfften Drobarianers richtete. »Das werden Sie, Sir. Ganz bestimmt sogar.«
*
Die Sonne stand bereits tief über dem Horizont, als Ota Jedrell, Rara Harris und Pprall das Felsplateau erreichten. In geduckter Haltung rannte der kleine Trupp auf die nächstgelegene Deckung zu – eine dichte, dornige Hecke, die einen kleinen Park neben dem Klinikgelände säumte.
Pprall spähte vorsichtig um die Ecke und gab seinen Kameraden dann mit Handzeichen zu verstehen, dass die Luft rein war. Sie schienen in diesem Teil der Anlage allein zu sein.
»Kameras!«, zischte Harris mit einem Mal und hielt unwillkürlich den Atem an.
Jedrell klopfte ihm beruhigend auf die Schulter. »Polymorph-Rüstung«, sagte er grinsend. Er griff in eine Schenkeltasche seines Tarnanzugs und zog eine Gesichtsmaske hervor, die aus dem gleichen Gewebe bestand wie die Uniform mit den chamäleongleichen Eigenschaften.
»Wir müssen uns nur langsam und gleichmäßig bewegen. Keine ruckartigen Bewegungen, sonst kann sich der Stoff nicht schnell genug anpassen«, schärfte Jedrell seinen Kameraden ein. Der hochmoderne Tarnanzug mit dem integrierten Brustpanzer verfügte darüber hinaus über eine Vorrichtung, welche die Abstrahlung von Körperwärme auf ein Minimum reduzierte , sodass selbst mit Infrarotkameras keine Ortung möglich war. Soweit Jedrell es beurteilen konnte, waren sie vor einer eventuellen Entdeckung optimal geschützt.
»Hauptsache, die Wachen hier sind nicht auch mit Polymorph-Rüstungen ausgestattet«, bemerkte Harris sarkastisch, »aber wenn wir plötzlich tot sind, werden wir’s schon merken.«
»Wir sind allein hier«, zischte Pprall gereizt zurück, »verlass dich auf mich.«
Jedrell und Harris wechselten einen wortlosen Blick. Die Drogen, die der Symiruse eingenommen hatte, hatten nicht nur seine Reflexe stimuliert, sondern auch seine Sinne so weit geschärft, dass Jedrell schon manchmal das Gefühl hatte, Pprall könne Gedanken lesen oder in die Zukunft sehen. Empathie, entgegnete der Symiruse bei diesen Gelegenheiten stets, ist keine Telepathie.
»Wir warten, bis es Nacht ist. Dann gehen wir rein«, beschloss Jedrell.
»Lüftungstunnel oder Müllschacht?«, fragte Pprall.
Jedrell lachte leise. »Fällt dir nichts Originelleres ein?«
Der Symiruse machte eine wegwerfende Handbewegung.
Harris zog schweigend ein Zielfernrohr aus seiner Brusttasche und
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