Gallaghers Tochter (German Edition)
wieder an seinen Fesseln, bis seine Handgelenke weiß wurden und die Fesseln in sein Fleisch schnitten. Er wartete einige Atemzüge lang, konzentrierte seine Kraft auf die Muskeln seines rechten Arms, und riss diesen dann mit einem Ruck nach oben.
Knirschend gab das Bettgestell nach. Das Rohr, an dem Clou angekettet war, brach in der Mitte durch und gab seine rechte Hand frei. Scheppernd fiel ein Metallteil zu Boden.
Clou richtete sich halb auf und betrachtete zufrieden sein Werk. Die linke Hand freizubekommen war relativ leicht; kniffliger würde es werden, das Zimmer zu verlassen.
Egal.
Wenn es einen Weg gab, würde er ihn finden.
Und dann würden Katachara und Rajennko nichts zu lachen haben.
*
Charlene sah Armand vorwurfsvoll von der Seite an, als sie neben ihm und Dack zurück zu ihrer Hoverlimousine gingen.
»Tu doch was!«, zischte sie.
Armand zuckte hilflos mit den Schultern und deutete auf die beiden bewaffneten teräischen Polizisten, die zwei Schritte hinter ihnen folgten. Das Wachpersonal am Tor hatte offenbar die Kollegen in der Klinik exakt über die Vereinbarung mit Armand informiert. Gratulieren Sie Ihrem Vater und verlassen Sie anschließend unverzüglich das Gelände. Die Teräer nahmen diese Anweisung sehr wörtlich; Armand hatte seinen Vater nur wenige Minuten sprechen können, dann waren Wachen und Klinikpersonal in das Zimmer gekommen und hatten Raymon Cartier freundlich, aber unmissverständlich aufgefordert, sie zu dem Zimmer zu begleiten, welches für ihn vorbereitet worden war. Damit war auch die Schonfrist abgelaufen, die man Armand und seinen Begleitern eingeräumt hatte.
Nun wurden sie von den beiden Teräern zurück zu ihrem Wagen eskortiert, und es sah ganz so aus, als ob sie die Klinik unverrichteter Dinge wieder verlassen mussten.
Charlene kaute nervös auf ihrer Unterlippe. Wo steckte nur Lisnoa? Der kleine Kerl hatte sich irgendwann im Laufe des Abends von der Gruppe getrennt und war seitdem nicht wieder aufgetaucht. Hoffentlich kam er bald zurück, sonst musste er alleine hier bleiben …
»Charly«, zirpte Lisnoa im nächsten Moment leise in ihr Ohr. »Team. Zwei. Ist. Hier.«
»Was?« Charlene drehte sich um, sah aber nur Dack, der behäbig neben ihr hertrottete.
Lisnoa war schon wieder fort.
Der antike Polizeiroboter blieb plötzlich stehen. Sein empfindliches elektronisches Gehör hatte die Nachricht des Dekletianers ebenfalls vernommen. Dack drehte sich langsam um und verschränkte trotzig die Arme.
»Ich gehe keinen Schritt weiter«, verkündete er theatralisch.
Die teräischen Polizisten sahen sich ratlos an und richteten zögernd ihre Waffen auf den Roboter, der sie um zwei Köpfe überragte.
»Äh … Dack?«, sagte Armand kleinlaut.
»Zumindest nicht«, fuhr Dack dröhnend fort, »in diese Richtung.«
Mit einer Schnelligkeit, die ihm niemand zugetraut hätte, schossen seine Hände nach vorne. Ehe die beiden Polizisten wussten, wie ihnen geschah, klapperten ihre Waffen über den Boden. Sekunden später lagen die Teräer mit gebrochenem Genick daneben.
»Ich schlage vor«, sagte Dack seelenruhig, »dass ihr die Kleidung und Waffen der beiden an euch nehmt.«
»Und dann?«, fragte Charlene mit zitternder Stimme. Ihr Blick hing wie gebannt an den Polizisten, die Dack mühelos überwältigt hatte.
»Dann stoßen wir zu Team zwei«, entgegnete Dack nüchtern. »Was sonst?«
»Okay.« Armand atmete tief durch und begann, einen der Polizisten in eine dunkle Ecke zwischen zwei geparkte Raumschiffe zu zerren.
Charlene kniete neben der anderen Leiche nieder. Es kostete sie enorme Überwindung, den Toten zu berühren. Es wird alles gut, sagte sie sich immer und immer wieder, während sie ihm die Uniform abstreifte, es ist gleich vorbei.
Dack wartete regungslos, bis Armand und Charlene fertig waren.
*
Die Tür zu Katacharas Zelle öffnete sich, und der Drobarianer sah auf. Es überraschte ihn nicht, Iljic Rajennko in Begleitung dreier Teräer eintreten zu sehen. Im Gegenteil, er hatte ihn sogar erwartet.
»Guten Abend, Iljic«, sagte Katachara. »Normalerweise würde ich aufstehen und Ihnen die Hand geben, doch Ihr Personal hat es vorgezogen, mich an meinen Stuhl zu fesseln.«
»Ich hatte explizite Anweisungen für den unwahrscheinlichen Fall hinterlassen, dass Sie hier auftauchen«, erwiderte Rajennko kühl, »und ich bin froh, dass ich
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