Gallaghers Tochter (German Edition)
der Klinik brauchte er sich nicht zu fürchten, und sollte es noch mehr bewaffnete Sicherheitsleute hier geben, so konnte er auch mit denen fertig werden. Schließlich war er für solche Situationen ausgebildet worden, dachte er grimmig.
Nun wollte er nur noch fort von hier.
Draußen vor der Klinik gab es einen großen Parkplatz für Raumschiffe und Hoverlimousinen, das wusste er noch von seiner letzten Abreise. Wenn es ihm gelang, bis dorthin zu kommen, ohne Aufsehen zu erregen, konnte er sicherlich ein geeignetes Schiff stehlen und diesen verdammten Ort ein für alle Male zu verlassen. Er würde seinen alten Freund Ray um Hilfe bitten, oder ›Mad‹ Ota Jedrell, und irgendwie würde er auch sicher Debi und Rebecca wiederfinden.
Nach all den Jahren …
Clous Schritte wurden langsamer. Dann blieb er stehen und sah sich um. War er diesen Korridor nicht vorhin schon einmal entlang gegangen?
Er stutzte und ging ein paar Schritte zurück.
Seltsam …
»Scheiße«, murmelte er, »verlaufen!«
Er machte erneut kehrt und ging wieder in die Richtung, die er ursprünglich eingeschlagen hatte. Die Flure in dieser Etage schienen völlig verwaist zu sein; er begegnete niemandem auf seinem Weg. Nach einigen Metern erreichte er einen Durchgang zu einem Treppenhaus; hier sah er zum ersten Mal wieder Fenster, sodass er sich orientieren konnte.
Draußen wurde es bereits dunkel. Clou schätzte, dass es etwa acht oder neun Uhr abends Ortszeit sein mochte. Er konnte das Landefeld vor dem Gebäudekomplex erkennen; an diesem Abend parkten dort deutlich mehr Schiffe und Limousinen als sonst, stellte er verwundert fest. Er selbst befand sich wohl in der dritten oder vierten Etage; nun wusste er wenigstens wieder, wohin er gehen musste.
Zielstrebig folgte er den Treppen nach unten. Im Erdgeschoss angekommen, erwartete ihn eine Überraschung – am Ende des Treppenhauses lag kein weiterer offener Korridor, sondern lediglich eine einzelne, unscheinbare Metalltür.
Clou streckte die Hand nach dem Türöffner aus, doch als er Stimmen hörte, hielt er in der Bewegung inne. Leise trat er näher. Er hielt den Atem an und presste sein Ohr fest gegen die Tür.
Nun konnte er zwei Stimmen unterscheiden, ohne jedoch das Gesagte zu verstehen. Beide Sprecher schienen sehr erregt zu sein, dachte Clou. Er lächelte grimmig bei dem Gedanken, wie erregt die beiden erst in wenigen Sekunden sein würden, wenn sie bemerkten, dass sie zwischen ihm und seiner Freiheit standen.
Entschlossen öffnete er die Tür, und mit vorgehaltener Waffe trat er ein.
»Keine Bewegung!«, bellte er.
In Sekundenschnelle registrierte er, dass es nicht zwei Gegner waren, mit denen er es zu tun hatte, sondern fünf. Drei bewaffnete Teräer, welche die Uniformen des Sicherheitspersonals der Klinik trugen, standen etwas abseits und ließen überrascht die Waffen sinken; im Falle eines Schusswechsels hätten die drei sich ohnehin gegenseitig im Weg gestanden, dachte Clou.
Die beiden anderen Anwesenden waren Iljic Rajennko und Generaldirektor Katachara.
Sowohl Rajennko als auch der Drobarianer wechselten erschrocken die Farbe, als sie Clou mit einer Waffe in der Hand erblickten.
»Gallagher?!«, raspelte Katachara heiser und sah Rajennko vorwurfsvoll an. »War das Ihre tolle Idee?«
Clou versteifte sich. Ein feiner roter Nebel schien sich vor seinen Augen im Zimmer auszubreiten. Die Zeit schien sich zu dehnen; es fühlte sich an, als ob sein Gehirn nach und nach alle nicht benötigten Sinne abschaltete. Zuerst das Gehör, sodass alle im Raum zu verstummen schienen, obwohl sich ihre Münder nach wie vor bewegten. Dann der Geschmackssinn – ein metallisch schmeckender, pelziger Belag machte sich auf seiner Zunge breit. Er sah plötzlich nur noch Katachara vor sich, der Rest des Universums hatte in diesem Moment für ihn aufgehört zu existieren. Clou wurde es kalt, und sein Körper fühlte sich taub an. Es war, als ob ihn ein grausamer Zauberspruch in seinem Körper gefangen hielt, über den er keine Kontrolle mehr hatte. Ohne sich der Tatsache bewusst zu sein, richtete er die Mündung seiner Waffe auf Katacharas Stirn.
Katachara blieb reglos sitzen.
Er sagte etwas, aber Clou konnte ihn nicht hören.
Clous Zeigefinger krümmte sich um den Abzug der Waffe.
Der Drobarianer sprach immer noch mit ihm.
Quälend langsam zog Clou den Abzug bis an den Druckpunkt
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