Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)

Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)

Titel: Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerouac
Vom Netzwerk:
Spitzenrennfahrer, und in sein biederes Automobil hatte er einen frisierten Motor eingebaut, der zweihundertachtzig Kilometer in der Stunde schaffte. Aber er führte ihn nur vor, indem er an einer roten Ampel Gas gab, damit ich das tiefe Surren der Kraft hörte. Dann nahm mich ein Holzfäller mit, der sagte, er kenne die Forstaufsichtsbeamten da, wo ich hinwollte, und sagte: «Das Skagit-Tal steht an Fruchtbarkeit nur noch dem Nil nach.» Er setzte mich am Highway 1-G ab, der die kleine Zufahrtsstraße zur 17-A war; die wand sich bis ins Herz des Gebirges und endete, wie sich später herausstellte, tatsächlich als Feldweg bei Diablo Dam. Jetzt war ich wirklich im Bergland. Die Typen, die mich mitfahren ließen, waren Holzfäller, Uranschürfer, Farmer, sie fuhren mich durch die letzte große Stadt des Skagit-Tals, Sedro Woolley, einen Landwirtschaftsmarkt, und dann raus, während die Straße schmaler und kurvenreicher wurde, und der Skagit, den wir auf der 99 als geruhsam träumenden, satten Flug mit Wiesen auf beiden Seiten überquert hatten, war jetzt ein reiner Sturzbach von geschmolzenem Schnee, der sich schmal und schnell zwischen schlammigen Ufern voller Treibholz ergoss. Auf beiden Seiten tauchten Klippen auf. Die schneebedeckten Berge selbst waren verschwunden, aus meiner Sicht entrückt, ich konnte sie nicht mehr sehen, aber ich fing jetzt an, sie deutlicher zu spüren.

32. Kapitel
    In einer alten Wirtschaft sah ich einen alten, heruntergekommenen Mann, der sich kaum noch hinter die Bar schleppen konnte, um mir ein Bier zu holen. Ich dachte: ‹Ich möchte lieber in einer Gletscherhöhle sterben als in so einem ewigen Nachmittagszimmer voll Staub.› Ein noch sehr verliebtes junges Ehepaar setzte mich bei einem Lebensmittelladen in Sauk ab, und von dort nahm mich das letzte Stück ein irrer, betrunkener, torkelnder, finsterer, auf Elvis frisierter, Gitarre spielender Cowboy vom Skagit-Tal mit, der in einer fliegenden Staubwolke bei der Marblemount Forst-Station zum Halten kam und mich ans Ziel brachte.
    Der Hilfsförster stand da und sah zu. «Sind Sie Smith?»
    «Ja.»
    «Freund von Ihnen?»
    «Nein, hat mich nur mitgenommen.»
    «Für wen hält er sich eigentlich, dass er auf Staatsgelände rumrast.»
    Ich schluckte. Ich war kein freier Bhikku mehr. Jedenfalls nicht, bis ich in der nächsten Woche Unterschlupf oben auf meinem Berg gefunden haben würde. Ich musste eine Woche in der Feuerschule mit ganzen Massen junger Leute verbringen, wir alle mit Helmen auf, die wir entweder gerade auf dem Kopf trugen oder, wie ich, in einem verwegenen Winkel, und wir hoben im nassen Wald Feuergräben aus oder fällten Bäume oder löschten kleine Versuchsfeuer, und ich lernte den Alt-Förster und früheren Holzfäller Burnie Byers kennen, den ‹Lumberjack›, den Japhy immer mit seiner vollen, tiefen, komischen Stimme nachahmte.
    Burnie und ich saßen in seinem Wagen im Wald und unterhielten uns über Japhy. «Es ist verdammt schade, dass Japhy dies Jahr nicht wiedergekommen ist. Er war der beste Ausguck, den wir je gehabt haben, und bei Gott, er hat die Pfade gerodet, so was habe ich noch nie gesehen. Wie wild darauf aus, überall rumzuklettern, und immer so verdammt gut aufgelegt, ich hab nie einen besseren Jungen gesehen. Und er hatte vor niemand Angst, er war einfach offen heraus. Das mag ich gern, denn wenn es erst so weit kommt, dass ein Mann nicht mehr sagen kann, was er will, dann ist es, glaub ich, so weit, dass ich mich in den letzten Winkel zurückziehe und mein Leben in einem Schuppen beschließe. Aber eins steht fest bei Japhy, egal wo er den Rest seines Lebens verbringen wird, egal wie alt er wird, er wird es sich immer gutgehen lassen.» Burnie war ungefähr fünfundsechzig und sprach von Japhy ganz wie ein Vater. Einige von den anderen Jungs erinnerten sich auch noch an Japhy und wollten wissen, warum er nicht wieder da war. Weil es Burnies vierzigjähriges Jubiläum bei der Forstaufsicht war, überreichten die anderen Förster ihm an jenem Abend einen nagelneuen großen Ledergürtel als Geschenk. Old Burnie hatte immer Ärger mit Gürteln und trug zurzeit eine Art Schnur. Also legte er seinen neuen Gürtel an und machte einen Witz darüber, dass er lieber nicht mehr so viel essen sollte, und alle klatschten Beifall und ließen ihn hochleben. Ich dachte mir, Burnie und Japhy waren wahrscheinlich die beiden besten Männer, die je in diesem Land gearbeitet hatten.
    Wenn die Brandschule aus war,

Weitere Kostenlose Bücher