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Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)

Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)

Titel: Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerouac
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diesem Morgen und dem Morley vom letzten Abend, nur dass seine Stimme in der Frische dieses Morgens ganz besonders aufgekratzt klang, wenn er ununterbrochen seine kleinen intelligenten Stiche und Seitenhiebe verteilte, so wie die Stimmen von Menschen eben klingen, die früh am Morgen aufgestanden sind: etwas leicht Nachdenkliches und Heiseres und Ungeduldiges war darin, bereit, es mit dem neuen Tag aufzunehmen. Bald war es warm in der Sonne. Das Schwarzbrot war gut. Sean Monahans Frau hatte es gebacken, Sean, der ein Häuschen in Corte Madera hatte, wo wir jederzeit leben konnten, ohne Miete bezahlen zu brauchen. Der Käse war scharfer Cheddar. Aber ich wurde nicht recht satt davon, und als wir nun immer mehr in die freie Natur kamen und nirgends Häuser mehr und sonst was, fing ich an, mich nach einem guten alten heißen Frühstück zu sehnen, und als wir eine kleine Bachbrücke überquert hatten, sahen wir plötzlich am Straßenrand ein lustiges kleines Häuschen unter gewaltigen Wacholderbäumen, mit rauchendem Schornstein und Neon-Reklame draußen und ein Schild im Fenster, das für Pfannkuchen und heißen Kaffee warb.
    «Lasst uns da reingehen, wir brauchen bei Gott ein Männerfrühstück, wenn wir den ganzen Tag klettern sollen.»
    Ich stieß auf keinen nennenswerten Widerstand, als ich diese Idee äußerte, und wir gingen rein und setzten uns, und eine nette Frau nahm unsere Bestellung mit der fröhlichen Gesprächigkeit von Menschen entgegen, die auf dem Lande wohnen. «Na, Jungs, wollt ihr auf die Jagd heute Morgen?»
    «Nein», sagte Japhy, «wir wollen bloß aufs Matterhorn steigen.»
    « Matterhorn , also, da würde ich nicht raufwollen, selbst wenn mir jemand tausend Dollar dazugibt.»
    Inzwischen ging ich hinters Haus, dahin, wo die Plumpsklohäuschen standen, und wusch mich mit Leitungswasser, das angenehm kühl war, und mein Gesicht prickelte davon, dann trank ich aus dem Hahn, und es war wie kaltes, flüssiges Eis in meinem Magen und war sehr erfrischend, und ich trank noch einen Schluck. Zottige Hunde bellten im goldroten Sonnenlicht, das von den Zweigen der dreißig Meter hohen Tannen heruntertroff. Ich sah schneebedeckte Berge in der Ferne glitzern. Einer von ihnen war das Matterhorn. Ich ging hinein, und die Pfannkuchen waren fertig, heiß und dampfend, und ich goss Sirup über meine drei Butterröllchen und teilte sie auseinander und schlürfte heißen Kaffee und aß. Henry und Japhy machten dasselbe – endlich mal keine Konversation! Dann spülten wir alles mit diesem unvergleichlichen kalten Wasser hinunter, als Jäger in Jagdstiefeln und Wollhemden kamen, aber keine albernen besoffenen Jäger, sondern ernsthafte Jäger, die nach dem Frühstück hinausgehen wollten. Nebenan war eine Bar, aber niemand war diesen Morgen scharf auf Alkohol.
    Wir stiegen ins Auto, kamen nochmal an einen kleinen Fluss, fuhren über die Brücke, fuhren über eine Wiese mit ein paar Kühen und Holzhütten und waren dann auf einer Ebene, von der aus man in südlicher Richtung deutlich erkennen konnte, wie sich das Matterhorn aus dem Massiv zackiger Gipfel erhob, höher als alle anderen und Schrecken gebietend. «Da ist es», sagte Morley richtig stolz. «Ist es nicht wunderschön? Erinnert es dich nicht an die Alpen? Ich habe eine Sammlung mit Bildern von schneebedeckten Bergen, die solltet ihr euch mal ansehen.»
    «Ich bin mehr für die Sache selbst», meinte Japhy mit einem ernsten Blick auf die Berge, und aus dem verträumten Blick in seinen Augen, aus dem heimlichen Seufzer sah ich, dass er wieder zu Hause war. Bridgeport ist eine verschlafene kleine Stadt auf dieser Ebene und hat eine seltsame Ähnlichkeit mit Neuengland. Zwei Restaurants, zwei Tankstellen, eine Schule, und alles liegt unmittelbar am Highway 395, der da durchgeht auf seinem Weg von Bishop im Süden bis hinauf nach Carson City in Nevada.

8. Kapitel
    Nun gab es mal wieder einen unvorhergesehenen Aufenthalt, weil Mister Morley auf den Gedanken kam, er wollte mal nachsehen, ob in Bridgeport die Geschäfte offen sind. Er hatte vor, sich für die nächste Nacht auf dreitausend Meter Höhe einen Schlafsack oder wenigstens ein großes Stück Segeltuch oder eine Art Zeltplane zu kaufen, denn nach der letzten Nacht auf gut zwölfhundert Metern konnten wir uns ausmalen, dass es ganz schön kalt werden würde. Inzwischen warteten Japhy und ich, saßen auf dem Rasen vor der Schule in der Sonne, die nun, vormittags um zehn, schon recht warm war,

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