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Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)

Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)

Titel: Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerouac
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verhältnismäßig einfache Bergtour immer wieder durcheinanderbrachte, störte, verzögerte und im Kreis herumlaufen ließ.
    «Was willst du nun anfangen? Was sollen wir anfangen? Sieben Kilometer zurücklaufen?»
    «Mir bleibt nichts anderes übrig, als allein zurückzugehen, das Kühlwasser ablaufen zu lassen, wieder zurückzukommen, hinter euch den Bergpfad hochzuklettern und euch heute Abend am Lager einzuholen.»
    «Und ich werde ein großes Freudenfeuer anmachen», sagte Japhy. «Und du wirst die Glut sehen und brauchst bloß zu jodeln, und wir dirigieren dich dann zu uns.»
    «Das ist einfach.»
    «Aber du wirst schon einen Zahn zulegen müssen, wenn du bis zum Abend beim Lager sein willst.»
    «Tu ich ja schon! Ich gehe jetzt gleich los!»
    Doch dann tat mir der arme, unglückliche, ulkige Henry leid, und ich sagte: «Ach Quatsch! Du steigst jetzt mit uns auf den Berg. Scheiß auf das Kühlwasser! Du kommst jetzt mit uns!»
    «Es würde zu viel Geld kosten, wenn das Ding einfrieren würde. Nein, Smith, ich glaube, ich gehe lieber zurück. Ich habe einen Haufen hübscher Gedanken, mit denen ich sowieso schon immer mal nähere Bekanntschaft schließen wollte, wahrscheinlich dieselben Dinge, über die auch ihr beiden den ganzen Tag reden werdet. Also ich gehe jetzt gleich los, und passt auf, dass ihr die Bienen nicht so laut anbrüllt, und tretet keine Hunde tot, und wenn ihr der Tennisgesellschaft begegnet und keiner hat ein Hemd an, dann starrt nicht so aufdringlich in die Scheinwerfer oder die Sonne haut euch einen Mädchenarsch mitten ins Gesicht, und Katzen und Kisten mit Früchten und Apfelsinen drin …» und noch mehr solche Äußerungen, und ohne viel Umstände und Abschiedszeremonien ging er die Straße runter, winkte bloß nochmal kurz und murmelte vor sich hin und redete mit sich selbst, sodass wir ihm nachriefen: «Los, Henry, beeil dich», und er antwortete nicht, sondern ging einfach achselzuckend weg.
    «Weißt du», sagte ich, «ich glaube, es macht ihm überhaupt nichts aus. Er ist schon zufrieden, wenn er herumwandern kann und alles andere vergessen.»
    «Ja, und sich den Bauch tätscheln und die Dinge so sehen, wie sie sind, beinahe wie in Tschuang-tse», und Japhy und ich lachten herzlich, als wir Henry mutterseelenallein die Straße zurückgehen sahen, die wir eben gekommen waren, allein und verrückt.
    «Nun müssen wir aber los», sagte Japhy, «wenn mir der große Rucksack zu schwer wird, tauschen wir.»
    «Ich bin so weit. Los, Mensch, gib ihn mir jetzt gleich. Ich habe Lust, was Schweres zu tragen. Wenn du wüsstest, wie wohl ich mich fühle. Los, Mensch!» Also tauschten wir die Rucksäcke und gingen los.
    Wir waren beide in prächtiger Stimmung und redeten ins Blaue hinein über alles, über Literatur, die Berge, Mädchen, Princess, die Dichter, unsere früheren Abenteuer im Leben, und mir wurde plötzlich klar, dass es eine Art heimlicher Segen war, dass Morley vergessen hatte, das Kühlwasser ablaufen zu lassen, sonst wäre Japhy den lieben langen Tag überhaupt nicht zu Wort gekommen, und nun hatte ich Gelegenheit, seine Ideen zu hören. Die Art, wie er alles anpackte, auch das Wandern, erinnerte mich an meinen Jugendfreund Mike, der auch gern voranging und die Führung übernahm, ganz ernst wie Buck Jones, die Augen auf ferne Horizonte gerichtet wie Lederstrumpf, immer ein mahnendes Wort auf den Lippen, «Reiß hier keine Zweige ab» oder «Hier ist es zu tief, lass uns ein Stück flussabwärts gehen, da können wir besser rüberwaten» oder «Da unten im Tal ist es schlammig, besser, du machst ’n Bogen» und todernst und glücklich. Ich konnte Japhys ganze Jugend in den Wäldern Oregons da im Osten aus der Art herauslesen, wie er vor mir ging. Er ging, wie er redete, von hinten konnte ich sehen, wie sich seine Zehen leicht nach innen bogen, genau wie meine, und nicht nach außen. Doch wenn es dann bergaufwärts ging, bog er die Zehen nach außen wie Chaplin. Wir überquerten eine Art ausgetrockneten, aber noch leicht schlammigen Flusslauf durch dichtes Unterholz und kamen an ein paar Weiden vorbei und am anderen Ufer etwas nass wieder heraus und begannen, den Bergpfad hochzuklettern, der deutlich markiert und mit einem Namen versehen war. Ein Trupp von Wegearbeitern hatte ihn erst kürzlich ausgebessert, aber dann kamen wir an eine Stelle, wo ein paar Felsblöcke auf den Weg gerollt waren, und Japhy schaffte sie sehr fürsorglich beiseite und sagte: «Ich habe bei

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