Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)

Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)

Titel: Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerouac
Vom Netzwerk:
dann fahre ich dich nach Tucson.»
    «Ausgezeichnet!» Wir stiegen in den Laster und fuhren nach Mexicali zurück auf der Straße, die ich gerade im Bus hinter mich gebracht hatte. Aber es lohnte sich, wenn ich dafür direkt nach Tucson kam. Wir parkten den Laster in Calexico, das jetzt um elf ruhig war, und gingen rüber nach Mexicali, und ich brachte ihn von den Touristenfängerkneipen weg und führte ihn zu den guten, alten Saloons des echten Mexiko, wo es Mädchen zu einem Peso den Tanz gab und starken Tequila und jede Menge Spaß. Es ging in der Nacht hoch her, er tanzte und amüsierte sich, ließ sich mit einer Señorita fotografieren und trank ungefähr zwanzig Tequilas. Irgendwann im Laufe der Nacht hängte sich ein Farbiger an uns, der nicht ganz astrein, aber unheimlich komisch war und uns in einen Puff führte, und als wir rauskamen, nahm ihm ein mexikanischer Cop sein Klappmesser ab.
    «Das ist das dritte Messer, das mir diese Schweine in diesem Monat gestohlen haben», sagte er.
    Am Morgen kamen Beaudry (der Fahrer) und ich mit verquollenen Augen und verkatert zum Lastwagen zurück, und er verlor keine Zeit und fuhr auf geradem Wege nach Yuma, nicht wieder über El Centro, sondern auf dem ausgezeichneten, verkehrsarmen Highway 98, glatte hundertsechzig Kilometer, nachdem er bei Gray Wells auf den 80 abgebogen war. Schon bald kamen wir dann auch nach Tucson rein. Wir hatten außerhalb von Yuma kurz zu Mittag gegessen, und nun sagte er, er hätte Appetit auf ein ordentliches Steak. «Der Ärger ist bloß, dass diese Raststätten keine Steaks haben, die mir groß genug sind.»
    «Ach, du parkst deinen Laster einfach vor einem von diesen Supermärkten auf der Durchgangsstraße in Tucson, und ich kaufe einen zwei Zoll dicken Balken von Steak, und wir halten in der Wüste, und ich mache ein Feuer an und schmore dir das größte Steak deines Lebens.» Er glaubte nicht recht daran, aber ich tat es. Außerhalb der Lichter von Tucson in einer flammend roten Dämmerung über der Wüste hielt er an, und ich machte mit Mesquitenzweigen ein Feuer an, auf das ich größere Zweige und später, als es dunkel wurde, Holzklötze legte, und als die Glut heiß war, versuchte ich, das Steak mit einem Spieß darüberzuhalten, aber der Spieß brannte an, und so briet ich die riesigen Steaks in ihrem eigenen Fett in meinem schönen, neuen Kochtopfdeckel und reichte ihm mein Klappmesser, und er machte sich darüber her und sagte: «Nam, nam, das ist wirklich das beste Steak, das ich je gegessen habe.»
    Ich hatte auch Milch gekauft, und es gab nur Steak und Milch, ein großes Proteinfest, bei dem wir im Sand hockten, während die Wagen auf der Straße an unserem kleinen, roten Feuer vorbeiflitzten. «Sag mal, wo hast du all diese komischen Sachen eigentlich gelernt?», lachte er. «Und, weißt du, ich sage komisch, aber irgendwie sind sie so verdammt vernünftig. Da fahre ich nun diese Karre von Ohio nach L. A. und von L. A. wieder nach Ohio und verdiene mehr Geld, als du in deinem ganzen Leben als Hobo jemals gehabt hast, aber du hast was vom Leben, und nicht nur das, sondern du machst das auch noch, ohne zu arbeiten oder einen Haufen Geld zu haben. Wer ist jetzt der Klügere, du oder ich?» Und er hatte ein schönes Zuhause in Ohio mit Frau, Tochter, Weihnachtsbaum, zwei Wagen, Garage, Rasen, Rasenmäher, aber er hatte gar nichts davon, weil er in Wirklichkeit nicht frei war. Es war traurig, aber wahr. Das soll aber nicht heißen, dass ich ein besserer Mensch als er war, im Gegenteil, er war ein großartiger Mensch, und ich mochte ihn, und er mochte mich und sagte: «Ich will dir mal was sagen, angenommen, ich fahre dich ganz nach Ohio.»
    «Mensch, herrlich! Damit bin ich schon praktisch zu Hause! Ich fahre von da aus südwärts nach North Carolina.»
    «Ich konnte mich zuerst nicht entschließen wegen der Leute von der Markell-Versicherung; wenn die dich nämlich in meinem Wagen erwischen, verliere ich meinen Job.»
    «Verdammter Mist! Aber ist das nicht mal wieder typisch?»
    «Ja natürlich, aber ich will dir was sagen, nachdem du mir dies Steak gemacht hast, wenn ich es auch bezahlt habe, aber du hast es gebraten, und hier stehst du jetzt und wäschst dein Geschirr im Sand ab, kann ich denen nur sagen, sie sollen sich den Job an den Hut stecken, denn du bist jetzt mein Freund, und ich habe ein Recht, meinen Freund mitfahren zu lassen.»
    «Okay», sagte ich, «und ich werde beten, dass wir von keinen

Weitere Kostenlose Bücher