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Ganz, nah!

Titel: Ganz, nah! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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sie zusätzlich davon überzeugt, dass sie sich grundlos Sorgen gemacht hatte. Michael hatte sie in keiner Weise bedrängt, und sie fragte sich, wie sie überhaupt auf die Idee gekommen war. Wahrscheinlich lag es daran, dass in der letzten Zeit so viel auf sie eingestürmt war, dass sie nicht mehr klar denken konnte.
    Sie blickte sich um und sagte: »Du hast hier wirklich ein Stück vom Himmel. «
    »Gefällt es dir? «
    »Ja, absolut. « Rechts, hinter einem breiten Bogendurchgang, lag vermutlich das Schlafzimmer, aber sie war sich nicht sicher, weil sie durch das Zimmer hindurch bis auf den Central Park sehen konnte. In dem Raum zur Linken aber musste sein Arbeitszimmer sein, denn dort sah sie Bücherschränke stehen. »Ich dachte, du wärst noch nicht eingezogen? «, sagte sie.
    »Ich wollte damit nicht zum Ausdruck bringen, dass ich noch nicht hier wohne. Diesen Teil hier habe ich vor zwei Wochen einrichten lassen, damit ich mich wenigstens hier aufhalten kann. Ich habe meine alte Wohnung nahezu komplett möbliert verkauft«, erklärte er und ging ins Arbeitszimmer. Leigh stellte ihren Cognacschwenker auf einen Konsoltisch und folgte ihm. »Ich habe nur meinen Schreibtisch behalten, weil ich ihn selber entworfen habe, meine Bücher und ein paar Bilder und Skulpturen, die ich liebe. «
    Er betätigte einen Schalter, und die indirekte Beleuchtung ging an. Das ganze Arbeitszimmer war mit Mahagoni getäfelt, auch die Kassettendecke.
    Sein Schreibtisch war wunderschön, groß, ohne massiv zu wirken, mit abgerundeten Kanten. »Du hast viele Talente«, sagte Leigh bewundernd und fuhr mit dem Finger über die Einlegearbeiten.
    Als er nicht antwortete, blickte sie sich um und sah, dass er mitten im Zimmer stehen geblieben war und sie halb ernst, halb amüsiert betrachtete. Verwirrt wandte sie sich ab und musterte die Bücher in den Bücherschränken. Langsam ging sie die Regale entlang. »Gibt es eigentlich irgendetwas, an dem du nicht interessiert bist? «, fragte sie lächelnd.
    »Nicht viel. «
    Eine seltsame, knappe Antwort, dachte sie. Er schien zwar über unerschöpfliche Energie zu verfügen, aber vielleicht war es ja doch zu viel, nach einem anstrengenden Arbeitstag bis spät am Abend mit ihr unterwegs zu sein. »Bist du müde? «
    »Nicht im Geringsten. «
    Leigh trat zu den Vitrinen an der Wand gegenüber von seinem Schreibtisch. »Dann wollen wir doch mal sehen, was für Kunstwerke und Skulpturen du besonders liebst. « Er hatte einen erlesenen Geschmack, fand sie - eine wundervolle etruskische Vase, eine großartige Marmorbüste, eine prächtige Lapislazuli-Schale mit Blattgold. Sie gelangte zu einem kleinen, gerahmten Ölgemälde. »Jetzt sag nicht, dass der Renoir schon hier gestanden hat, als die Handwerker in der Wohnung waren. «
    »Nein, er war bis heute im Tresor, und außerdem ist das Sicherheitssystem in diesem Zimmer ausgefeilter, als man auf den ersten Blick denkt. «
    Leigh war bei seinen Worten bereits weitergegangen und  starrte fassungslos auf das nächste Objekt, das in einer Nische stand. Die kleine, billige Zinnfigur eines Ritters in Rüstung. Sie drehte sich um und blickte Michael fragend an. Er zog jedoch nur die Augenbrauen hoch und schwieg. Kurz kämpfte sie mit sich, ob sie etwas dazu sagen sollte, entschied jedoch dann, dass es an ihm war, ihr eine Erklärung zu geben, ln diesem Moment kam ihr ihre Schauspielausbildung zugute. Lässig stellte sie sich vor das nächste Ausstellungsstück und sagte: »Ist diese Glasskulptur von Bill Meeks? «
    »Ja«, erwiderte er und verbiss sich das Lachen. Sie war zauberhaft in ihrer betont gleichmütigen Haltung.
    »Ich liebe die Arbeiten von Bill Meeks. Sie wirken so leicht und fröhlich. «
    »Und was hältst du von der Zinnfigur daneben? «
    Höflich warf Leigh noch einmal einen Blick darauf und erwiderte ausweichend: »Sie ist exzellent beleuchtet. «
    In Michael stieg Zärtlichkeit auf. »Ich habe sie schon immer wegen der Subtilität ihrer Aussage bewundert. «
    »Was glaubst du, wie viel ein solches Stück wert ist? «, fragte Leigh und heuchelte Interesse.
    »Diese Figur hier ist unbezahlbar. «
    »Ich verstehe. « Scheinbar unbeteiligt ging sie weiter. Nach einer Weile sagte sie: »Weißt du, vor langer Zeit habe ich einem Mann einmal genau so einen kleinen Zinnritter geschenkt. «
    »Tatsächlich? Und wie hat er reagiert? «
    »Er wollte ihn nicht. Er wollte eigentlich überhaupt nichts mit mir zu tun haben. Er redete nur mit mir, wenn es

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