Ganz, nah!
begegnet. Warum hat sie gelogen? «
»Sie hat nicht gelogen«, erwiderte Valente.
Ob er doch nicht reden wollte? Vorsichtig sagte Sam: »Ich werde mich bemühen, so wenig Fragen wie möglich zu stellen. Ich kann gut verstehen, dass es Ihnen schwer fällt, meine äußerst persönlichen Fragen zu beantworten. Aber wenn Sie sie mir beantworten, werde ich auf Ihre Fragen antworten. Abgemacht? «
Valente ging zwar auf den Handel nicht ein, beantwortete aber zumindest ausführlicher ihre letzte Frage. »Leigh hat mich auf der Party nicht erkannt, weil wir uns vierzehn Jahre lang nicht gesehen hatten. Außerdem hatte ich früher einen Bart. «
»Hat sie denn noch nicht einmal Ihren Namen wiedererkannt? «, fragte Sam skeptisch.
»Sie kannte mich unter einem anderen Namen. «
»>Falco< oder >Nipote «, bohrte sie.
Er lachte spöttisch auf. »Sie haben die Karte an sich genommen, die ich ihr zu dem Korb mit den Birnen geschrieben hatte«, sagte er kopfschüttelnd. »Ihr Polizisten seid unglaublich. «
»Wie kommen Sie darauf, dass ich die Karte habe, nur weil ich die beiden Namen erwähnt habe? «
Zögernd antwortete er ihr: »Es waren die einzigen Namen, unter denen Leigh mich damals kannte. Und jetzt überlegen Sie doch mal: Hätte ich mich unter meinem eigenen Briefkopf weiter identifizieren müssen, wenn sie gewusst hätte, wer Michael Valente ist? «
Sam schüttelte den Kopf. »Wann hat denn Mrs. Manning gemerkt, dass Sie ihr alter Freund >Falco Nipote< waren? «
Ein Lächeln huschte über sein hartes Gesicht und machte es weich und schön. Die Verwandlung war so unvermittelt, dass Sam beinahe der Atem stockte. »Habe ich jetzt etwas Komisches gesagt? «, fragte sie.
»Nein«, erwiderte er, immer noch lächelnd. »Aber >Falco< heißt >Falke< auf Italienisch, und damals war es mein Spitzname. Leigh kannte mich nur unter diesem Namen. «
»Und >Nipote«, drängte Sam.
»Das heißt >Neffe< auf Italienisch. «
Sam blickte ihn verwirrt an. »Das wurde uns auch gesagt, als wir überprüft haben, was die beiden Wörter bedeuten, aber wir dachten, es müsse zwischen Ihnen und Mrs. Manning noch eine andere Bedeutung haben. «
»Nein, sie hat immer gehört, wenn meine Tante mich so nannte, und sie dachte, es sei mein Name. «
»Dann haben Sie sich also damals gar nicht so besonders gut gekannt? «
»Wir haben kaum ein Wort gewechselt. «
»Ich verstehe. Wann hat denn Mrs. Manning gemerkt, dass Sie ihr alter Freund aus der Great Jones Street sind? «, fragte sie.
»Am selben Abend, an dem sie erfahren hat, dass ihr Mann tot ist. Ich war zu ihr gegangen, um ihr zu sagen, wer ich bin. «
»Waren Sie auch noch da, als wir an jenem Abend mit ihr gesprochen haben? «, fragte Sam. Mittlerweile hatte der Wagen gehalten, und der Chauffeur stieg aus, um die hintere Tür aufzumachen.
Verärgert blickte er sie an. »Das wissen Sie sehr gut«, erwiderte er. Mit dem Kopf wies er auf die offene Wagentür. »Hier steigen wir aus. «
Sam blieb nichts anderes übrig, als den beiden Männern auf den Bürgersteig zu folgen. Fröstelnd blieb sie stehen und blickte sich unschlüssig nach einem Taxi um, während Valente und Buchanan auf ein großes Gebäude zugingen, das fast den ganzen Block einnahm. Vorher wandte sich Valente noch an den Fahrer und sagte etwas zu ihm. Der Mann nickte.
Aus einem Impuls heraus beschloss Sam, den beiden zu folgen. »Hey, Miss, wohin wollen Sie? «, rief Valentes Chauffeur ihr hinterher. »Mr. Valente hat mir aufgetragen, Sie zum Revier zurückzubringen... «
»Warten Sie hier, oder fahren Sie um den Block«, ordnete Sam an. »Ich habe vergessen, ihn etwas zu fragen. «
Sie stürzte in das Gebäude, als Buchanan und Valente gerade im Aufzug verschwanden. An der Anzeigentafel sah sie, dass die beiden in den sechzehnten Stock fuhren, und als sie sich zu den Namensschildern in der Halle wandte, stellte sie fest, dass sich dort neben einer Steuerberaterpraxis und einer renommierten Anwaltskanzlei nur noch eine Firma namens Interquest Inc. befand.
Sam trat an den Empfang, zückte ihre Polizeimarke und sagte zu dem Wachmann: »Was können Sie mir über Interquest erzählen? «
»Nicht viel, Detective. Ich weiß nur, dass es eine Privatdetektei im sechzehnten Stock ist. Sie müssen verdammt teuer sein, denn sie haben ein Riesenbüro da oben. «
»Vielen Dank«, erwiderte Sam und blickte auf sein Namensschild. »Leon. «
Gedankenverloren blickte Sam aus Valentes Limousine auf den stetigen Strom
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