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Ganz oder gar nicht (German Edition)

Ganz oder gar nicht (German Edition)

Titel: Ganz oder gar nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Häusler , Lothar Matthäus
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hätte mir definitiv vertrauen können.
    Inzwischen haben wir beide ein super Verhältnis zueinander. Beim Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Israel Ende Mai 2012 saßen wir nebeneinander auf der Tribüne des Leipziger Stadions und diskutierten über den durchwachsenen Auftritt von Jogis Elf. Über unsere Vergangenheit sprechen wir allerdings nicht mehr. Ich will nicht nachhaken und eventuell neues Öl ins Feuer gießen. Das war einmal.

UND JETZT DIE ACHILLESSEHNE
    Zurück ins Bundesliga-Geschäft: Wer sollte nun die Nachfolge antreten von Franz Beckenbauer als Interimscoach beim FC Bayern? Ich machte Franz darauf aufmerksam, dass Giovanni Trapattoni gerade frei sei und ich mir vorstellen könnte, dass er zu den Bayern passt. Gesagt, getan: Ich kannte Trap ja bereits und wusste, wie er trainiert. Sehr lange, sehr trocken, viel Taktik. Ich musste einige Male vermitteln zwischen Mannschaft und Trainer und wurde so zu einer Art Mittelsmann zwischen beiden Parteien.
    Doch kaum hatten wir uns aufeinander eingestellt, kassierte ich im Januar 1995 meine zweite schwere Verletzung. Es geschah bei einem Freundschaftsspiel in Bielefeld. Der Boden war leicht gefroren. Ich wollte den Ball mit der Brust annehmen, machte einen langen Schritt, kam mit dem linken Fuß auf und hörte plötzlich einen unglaublichen Schlag – wie eine Explosion. Selbst das Publikum hat das gehört. Mir war klar, dass da nur die Achillessehne kaputtgegangen sein konnte. Ich schaute runter, und tatsächlich: Alles hing auseinander. Die Wade hing ganz oben, zwischen Ferse und Wade war nichts.
    Ich wurde vom Platz getragen und nahm sofort Kontakt zu Dr. Müller-Wohlfahrt auf, der die nächsten Schritte einleitete. Dieses Mal wurde ich in München operiert und begann wieder direkt im Anschluss mit der Reha. Allerdings diesmal unter Aufsicht, da dem FC Bayern daran gelegen war, dass ich möglichst schnell wieder zurückkomme.
    Auch in diesem Falle schaffte ich das Comeback in Rekordzeit. Ich saß bei Trapattonis letztem Spiel auf der Bank, das gleichzeitig das letzte Spiel der Saison gewesen ist. Es ging gegen Bremen, unseren größten Konkurrenten damals. Hätten wir gewonnen, und hätte gleichzeitig Dortmund sein Spiel gegen Hamburg gewonnen, wäre Dortmund Meister geworden. Hätte Bremen gewonnen und Dortmund verloren, hätte Bremen bei uns die Meisterschaft gefeiert. Wir waren also das Zünglein an der Waage. Wir lagen knapp mit 1:0 in Führung, und Trapattoni wollte mich nach meiner viermonatigen Pause einwechseln. Ich hatte mich schon mit den anderen Reservespielern warm gemacht, als Trapattoni mich rief. Ich ahnte, was er vorhatte, und gab ihm aus der Ferne zu verstehen: »Nein! No! Ich nicht! Non voglio!« Ich wollte in diesem Moment nicht für einen Spielausgang verantwortlich sein, der die Meisterschaft beeinflusste, nur weil Trapattoni vorhatte, mir einen Gefallen zu tun und mich einsetzte, obwohl die Leistung noch nicht wieder auf gewohntem Niveau war. Auch in diesem Falle verhielt ich mich sportlich gegenüber Borussia Dortmund. Am Ende haben wir gewonnen, Dortmund hat gewonnen, Dortmund ist Meister geworden.
    Mein erster Einsatz sollte erst in der neuen Saison stattfinden. Also machte ich mich mit meiner Familie auf in den Urlaub. Die Malediven! Im Banyan Tree Resort trainierte ich weiterhin jeden Tag am Strand. Nach meiner Rückkehr und dem Beginn der Saisonvorbereitung mit Otto Rehhagel merkte ich, dass meine Achillessehne wieder dicker wurde. Wir versuchten es immer wieder mit Kühlung, die Achillessehne schwoll aber immer wieder an. Es stellte sich heraus, dass sich direkt an der operierten Stelle eine Zyste gebildet hatte. Ich musste noch einmal aufgeschnitten und die Achillessehne an der betroffenen Stelle zu einem Drittel abgeschabt werden. Das bedeutete für den Heilungsprozess einen Rückschlag von vier bis fünf Monaten. Erst im November stieß ich wieder zur Mannschaft.

UNTER SCHOCK
    1995 bereitete mir nicht nur die Achillessehne Kummer. In diesem Jahr erlebte ich den bisher düstersten Moment meines Lebens. Wegen einer PR-Aktion musste ich für den FC Bayern München auf der Automobilausstellung in Frankfurt herumturnen. Als ich am Abend an den Starnberger See zurückkehrte, war alles anders. Das Haus: leer. Keine Lolita, kein Loris. Keine Hunde. Nichts. Ein totes Haus. Ich war schockiert. Kein Zettel, keine Nachricht, keine Erklärung. Als ich feststellte, dass alle persönlichen Sachen Lolitas verschwunden

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