Ganz oder gar nicht (German Edition)
Stärke geglaubt habe. Wichtig ist doch, dass man im Leben einmal mehr aufsteht als man hinfällt.
Wir spielten keine schlechte Saison, wurden Zweiter. Erst am letzten Spieltag entschied sich die Meisterschaft zugunsten von Werder Bremen. Ein Erfolg, wenn man bedenkt, dass der FC Bayern in der vorhergehenden Saison gegen den Abstieg gespielt hatte. Parallel dazu fand ich den Weg zurück in die Nationalmannschaft, die in meiner Abwesenheit bei der EM 1992 das Finale erreicht hatte.
ACH, ROM!
Die ersten Wochen in München mussten Lolita, Loris und ich improvisieren. Wir wohnten zuerst in einer Art Generationenhaus, in der See-Villa von Rudi Houdek. Unten wir, im ersten Stock Erich Ribbeck und seine Frau. In so einem Haus begegnet man sich zwangsläufig, und so hatte der aktuelle Bayern-Trainer auch unseren Loris oft auf dem Arm. Dann fanden wir ein wunderschönes Haus in der Nähe des Starnberger Sees. Lolita ließ all ihre Tiere nachkommen, nicht nur ihre Hunde und Katzen. Auch ein Pferd und ein Pony mussten in der Nachbarschaft untergebracht werden.
Für mich lief alles wie früher. Ich fuhr zum Training, war viel unterwegs. Aber Lolita hat gelitten. Sie hat nie darüber gesprochen, und ich realisierte das erst hinterher. Sie hatte zwar ihre Moderationen in der Schweiz und regelmäßig Kontakt zu ihrer Familie. Aber trotz ihrer Tiere und des Kontakts zu einigen Spielerfrauen fühlte sie sich in München nicht wohl. 1993 floppte auch noch ihre erste deutsche TV-Show »Babys Bester«. Zwanzig Sendungen waren angekündigt, acht strahlte die ARD aus. Davor hatte sie noch nie eine Niederlage im Job hinnehmen müssen.
Kurz vor der Winterpause wurde Erich Ribbeck entlassen. In diesem Falle war es vor allem ein Spieler, der Politik gegen Ribbeck betrieben hatte: der Holländer Jan Wouters. Das Training sei nicht zeitgemäß, es sei von gestern, wurde in die höheren Etagen vermittelt. Man entschloss sich, Ribbeck zu kündigen und Franz Beckenbauer für sechs Monate als Clubtrainer zu installieren. Franz wollte das erst nicht, er verwies darauf, dass Erich Ribbeck sein Freund sei, ließ sich dann aber doch überreden. Eine seiner ersten Amtshandlungen: Er machte mich wieder zum Kapitän. Torhüter Raimond Aumann, der die Binde getragen hatte, war nicht begeistert. Nach 1990 wieder ein Kreativteam mit Franz zu bilden, war sicher reizvoll, doch zum Sommer 1994 sollte mein Vertrag bei den Bayern auslaufen. Giovanni Trapattoni wusste das und rief mich an: »Lothar, verlängere deinen Vertrag nicht. Ich gehe zum AS Rom, und ich möchte dich unbedingt dabeihaben.« Lolita und ich waren begeistert von dem Angebot. Das war im März. Im selben Monat gewann der AS Rom jedoch sechs Spiele in Folge. Der Trainer war gerettet, Trapattoni stand nicht mehr zur Debatte und damit mein Wechsel nach Rom auch nicht mehr.
Dummerweise hatte ich schon unser Haus am Starnberger See verkauft, weil ich wirklich davon überzeugt war, dass wir nach Italien zurückgehen würden. Mit Glück fanden wir recht schnell ein neues, idyllisches Seegrundstück mit Bootsanleger. Die Tiere wanderten mit. Und weil sich Ponys schnell einsam fühlen und sich größere Pferde nicht um sie kümmern, bekam Lolita noch einen Esel dazu. Das Pony hatte nun Gesellschaft. Was ich nicht ahnte: Lolita fühlte sich ebenso wie das Pony vorher – entsetzlich einsam.
Wir ließen unsere römische Vision davonziehen, und ich verlängerte mit dem FC Bayern. Paradoxerweise beim Italiener, per Handschlag. Zu was diese Vertragsverlängerung in meiner Ehe führen würde, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch kein bisschen.
WARTEN AUF DEN RUCK
Die Weltmeisterschaft 1994 in Amerika war für mich als Kapitän eine große Enttäuschung. Der Teamgeist in der Mannschaft und das Vertrauen von Berti Vogts zu mir – beides war miserabel.
Vogts vermutete, dass ich mit der Bild -Zeitung zusammenarbeiten und Interna herausgeben würde, was eine reine Unterstellung gewesen ist. Es wurden Dinge über mich geäußert, um mir zu schaden. Ich hatte einen guten, vielleicht zu guten Kontakt gehabt speziell zu einer Person von der Bild -Zeitung, aber »enger Kontakt« heißt nicht, dass ich Interna herausgebe. Das habe ich nie getan. Gegenüber der Mannschaft und dem Verein war ich immer loyal. Dennoch ist mir heute klar, dass mir die Nähe zu Bild teilweise mehr geschadet hat als geholfen.
Eine Information, die mir damals zugetragen wurde, fällt mir schwer zu glauben: Um seinen Verdacht zu
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