Garan - Der Ewige
werdenden Nebel gerichtet. Sie beachtete Garin nicht, ebensowenig taten es die beiden Anas, die mit ihrer Schleppe spielten, und die flüsternden Frauen in ihrer Begleitung.
Garin trat in die Schatten zurück und sah nicht mehr die Waffen des Krieges, sondern dichtes, schwarzes Haar und anmutige weiße Glieder in funkelndem Gewebe.
Urg und einer der anderen betätigten den Türhebel, und mit einem protestierenden Quietschen verschwand die Glaswand im Felsen. Das frische Grün von Tav lockte sie hinaus ins Freie, aber über der weiten Ebene und dem Wald lag eine seltsame Stille.
»Wachen!« befahl Dandtan. »Die Finsteren werden bald kommen.«
Er winkte Garin und wandte sich an Thrala. »Wir wollen in die Halle der Throne gehen.«
Die Tochter erwiderte sein Lächeln nicht. »Es ist nicht der Zeitpunkt, müßig zu plaudern. Laßt uns statt dessen die Hilfe jener anrufen, die vor uns dorthin gegangen sind.«
Während sie sprach, warf sie Garin einen Blick zu, der so kalt war wie die arktischen Gestade jenseits des Randes von Tav, und dann schritt sie stolz davon, von Sera gefolgt, die ihre Schleppe trug.
Dandtan sah Garin an. »Was ist zwischen euch beiden geschehen?«
Garin schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Keinem Mann ist es gegeben, Frauen zu verstehen.«
»Aber sie ist ärgerlich auf dich. Du mußt doch wissen, warum.«
Sekundenlang war Garin versucht, ihm die Wahrheit zu gestehen: nämlich, daß er nicht wagte, die Schranke niederzureißen, die sie zwischen ihnen aufgerichtet hatte, damit er nicht nach dem griff, was in Ehren nicht sein war. Aber dann schüttelte er nur stumm den Kopf. Und keiner von ihnen sah Thrala wieder, bevor der Tod die Höhlen betrat.
5.
Garin stand mit Dandtan am Eingang der Höhlen und blickte über die Ebene von Tav. In einiger Entfernung ragten zwei schlanke Türme mit Stahlspitzen auf, die in Wahrheit nichts anderes als hohle Röhren waren – gefüllt mit dem Schwarzen Feuer.
»Sie scheinen uns bereits für besiegt zu halten«, bemerkte Dandtan und berührte den Schutzschirm, den sie vor dem Höhleneingang errichtet hatten. »Sollen sie es nur glauben.«
Kepta erschien im hohen Gras und rief zu ihnen hinüber: »Ho, Felsenbewohner! Ich möchte mit euch sprechen.«
Dandtan trat ein wenig hinter dem Schutzschild hervor, Garin einen Schritt hinter sich.
»Ich sehe dich, Kepta.«
»Gut. Ich hoffe, daß deine Ohren so gut sind wie deine Augen. Dies sind meine Bedingungen: Gib mir Thrala, auf daß sie mein Zimmer teile, und den Ausländer zum Vergnügen für meine Kapitäne! Leistet keinen Widerstand, sondern öffnet das Tor, damit ich meinen rechtmäßigen Platz in der Halle der Throne einnehmen kann! Wenn du dies tust, werden wir Frieden halten.«
Dandtan stand reglos vor dem Schutzschild. »Und dies ist unsere Antwort: Kehre zurück zu seinen Höhlen, zerbrich die Brücke zwischen deinem und unserem Land! Laß keine Finsteren jemals wieder hierherkommen!«
Kepta lachte. »Nun, das ist also deine Entscheidung. Dann werden wir Thrala nehmen, auf daß sie mein sei für eine Weile, um dann auf meine Kapitäne überzugehen.«
Garin stürzte wie von Sinnen vorwärts. Er spürte Keptas Lippen unter seiner Faust. Seine Finger wollten sich gerade um Keptas Kehle schließen, als Dandtan versuchte, ihn von seiner Beute fortzureißen.
»Gib acht!« rief er ihm zu.
Ein Morgel war aus dem Gras gesprungen, schnappte mit den Fängen nach Garins Handgelenk und zwang ihn, Kepta loszulassen. Dann traf das Tier Dandtans Gürtel, und es fiel besinnungslos zu Boden.
Auf Händen und Knien kroch Kepta zu seinen Männern zurück. Der untere Teil seines Gesichts war blutverschmiert. In wilder Wut schrie er einen Befehl.
Dandtan zog den immer noch vor Zorn rasenden Garin hinter den Schutzschild.
»Sei doch ein wenig umsichtig!« keuchte er. »Mit Kepta muß man anders fertig werden als mit den bloßen Fäusten.«
Die Türme schwangen ihre Spitzen jetzt herum, bis sie genau auf den Höhleneingang gerichtet waren. Dandtan ließ den Schutzschirm noch fester in die Öffnung keilen.
Draußen kam benommen der von Dandtan niedergeschlagene Morgel auf die Füße. Das Tier war erst die halbe Entfernung zu seinem Herrn zurückgehumpelt, als Kepta den Feuerbefehl gab. Der breite Strahl schwarzen Lichts aus der Spitze des nächsten Turmes traf die Bestie von vorn. Ein markerschütternder Todesschrei ertönte – und gleich darauf trieb dort, wo eben noch der Morgel gewesen war, graue
Weitere Kostenlose Bücher