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Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition)

Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition)

Titel: Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Ulrich Grimm
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schon fast 30 Jahre zuvor, in seinem 1972 erschienenen Buch »Pure, White and Deadly«, die Zusammenhänge aufgezeigt, Untertitel: »über den Zucker als Ursache für Herzkrankheiten, Diabetes« und andere Krankheiten. Es war sogar in deutscher Übersetzung erhältlich, 1974 im Verlag Hoffmann und Campe erschienen unter dem Titel »Süß, aber gefährlich«.
    Doch die hiesigen Experten ließen sich dadurch in ihrer Meinung nicht stören. Das Übergewicht sei schuld – nicht die Menge an Zucker oder die Kalorien, die man zu sich nimmt. Der Zucker wirke sich allenfalls begünstigend auf eine Diabetes-Erkrankung aus, weil er dick mache. Und auch daran seien die Menschen selbst schuld. Wer überdurchschnittlich viel Cola trinkt und auf Schokoriegel steht, sollte eben mehr Sport treiben als andere Menschen. »Viele Menschen ernähren sich falsch und sind träge«, tadelte die Düsseldorfer Diabetologin Toeller.
    Und der Oberarzt und Diabetesforscher Theodor Koschinsky aus Düsseldorf meinte gar im Spiegel, wer sich über so lange Zeit mit falscher Ernährung vergewaltige, könne doch froh sein, einen »tollen Körper zu haben, der das so lange aushält«.
    Angesichts solch schneidiger Kommentare aus der zuständigen Disziplin gaben selbst die Funktionäre der Zuckerkranken klein bei. Der Diabetikerbund-Vorsitzende Klaus Fehrmann sprach die Konzerne öffentlich frei: »Wir müssen wohl alle einsehen, dass die Genussmittelindustrie nicht schuld ist an unserer Krankheit.«
    Sogar in den Leserbriefspalten kam Empörung auf – gegen den Zuckerkranken: »Heute versucht auch bei uns so mancher, aus seiner eigenen Blödheit noch Kapital zu schlagen«, schrieb einer im Spiegel.
    Angesichts der herrschenden Meinung auf Medizinerseite und auch in der Öffentlichkeit blieb zum Beispiel Coca-Cola »total entspannt«. »Fälschlicherweise gelten zuckerhaltige Erfrischungsgetränke als Verursacher von Übergewicht.« So Coca-Cola damals. »Auf die Gefahren des Verzehrs von Lebensmitteln hinzuweisen«, etwa mit Warnhinweisen, »erscheint uns wenig opportun.« Schließlich gebe es »keine guten oder schlechten Lebensmittel, sondern nur gute oder schlechte Essgewohnheiten«.
    Mars-Hersteller Masterfoods ergänzte, eine »Vielzahl wissenschaftlicher Untersuchungen« belege, dass Diabetes »nicht auf den Konsum zucker- oder fetthaltiger Produkte zurückzuführen« sei. So sehen das die Beschuldigten. Und sie bekamen recht, in mehreren Instanzen vor diversen Gerichten. Das Ansinnen des Zuckerkranken wurde zurückgewiesen, zum Beispiel vom Landgericht Essen. Der Vorsitzende Richter der 16. Zivilkammer am Landgericht Essen, Mathias Kirsten, sagte bei der Urteilsbegründung: »Coca-Cola hat einen nicht unerheblichen Anteil von Zucker. Diese produkttypische Eigenschaft wird von den Konsumenten in Kauf genommen. Wer trotz der allgemein bekannten Gefahren von Zuckerkonsum Coca-Cola trinkt, handelt eigenverantwortlich.«
    Bislang konnte die Industrie sich immer auf den »mündigen Verbraucher« berufen, wenn sie wegen möglicher Gesundheitsfolgen zur Rechenschaft gezogen werden sollte. Jeder könne schließlich frei entscheiden, was er isst. Die Produzenten sahen ihren Part nur in der Bereitstellung der Produkte, sie füllten Zucker ein, machten kräftig Werbung und lehnten dann aber jede Mitschuld ab, wenn die Verbraucher sich wie erhofft und erwartet verhalten und zugreifen.
    Der mündige Verbraucher war bislang auch die offizielle Leitfigur der Politik. Mit Hinweis auf ihn konnte die Politik ihrerseits die Verantwortung ablehnen: Verbote oder auch nur Kennzeichnungsvorschriften, Warnhinweise, alles unnötig, eine Gängelung gar, schließlich könne der mündige Verbraucher selbst entscheiden, was er kaufen will.
    Jetzt stellt sich heraus: Bei genauerem Hinsehen gibt es den mündigen Verbraucher gar nicht. Der mündige Verbraucher ist eine Fiktion, die nur geschaffen wurde, um die Verantwortung abwälzen zu können. Der mündige Verbraucher ist in Wahrheit ein »Vehikel des Lobbyismus«, so der Wissenschaftliche Beirat Verbraucher- und Ernährungspolitik beim deutschen Bundesverbraucherministerium in einer Stellungnahme (Titel: »Wollen wirklich alle den mündigen Verbraucher? Wie Interessengruppen ein Leitbild instrumentalisieren«).
    Tatsächlich ist der Verbraucher nicht die autonome Figur, als die er gern dargestellt wird. Der wirkliche Verbraucher steht unter starkem Einfluss von außen. Er ist nach Auffassung der Wissenschaftler eher

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