Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition)
Importe an Snacks wie Kartoffelchips und Popcorn aus den USA von 1989 bis 2005 von 2000 auf 15 000 Tonnen. Die Einfuhrmengen von Keksen, Süßgebäck und Schokolade stieg von 1990 bis 2005 von 10 000 auf über 150 000 Tonnen, jährlich. Auch die Diabetesraten explodierten, Mexiko katapultierte sich bei der Zuckerkrankheit an die Weltspitze, dort sollen schon 100 000 Tote pro Jahr zu beklagen sein.
Ohne das einschlägige Angebot gibt es auch keine falsche Ernährung. Das ist eigentlich logisch. Zugreifen kann man nur dort, wo das »Gift« vorrätig gehalten wird. Auch hierzulande wäre es schwierig, der Zuckersucht zu verfallen, wenn es die »giftige Umgebung« mit Twix, Nuts, Fanta, Ritter Sport nicht überall gäbe, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Auswandern geht nicht. Die Süchtigen müssen sich sozusagen immunisieren gegen die Anfechtungen der Umgebung, in der als Genussmittel verkauft wird, was sie inzwischen würgt und ekelt. Sie sollen sich umprogrammieren, das Gift als Gift erkennen und den Kaufzwang stoppen.
Die junge Lara, die in Berlin-Niederschönhausen in dem Bungalow am Waldrand im Liegestuhl sitzt, will sich jetzt innerlich wappnen. Frau Althen, die Therapeutin, hilft ihr dabei, die Abwehr aufzurichten. Die Hypnose, mit der sie arbeitet, hat nichts zu tun mit den Klischees aus Filmen, in denen die Menschen marionettenhaft durch nächtliche Großstädte wandeln, unter Einfluss der Hypnose. Es ist, ganz im Gegenteil, eine wissenschaftlich erprobte Methode, die eigenen inneren Kräfte zu stärken und den eigenen Willen zu unterstützen, mehr Autonomie zu wagen.
Sie setzt auf Wörter, Sätze, Bilder, die die Immunkraft stärken, gegen die Dominanz der Stimulanzien, die von außen kommen. Sie spricht leise, langsam, mit ruhiger weiblicher Stimme.
»Möchten Sie jetzt doch die Decke haben? Um sich ein bisschen geborgener dabei zu fühlen?«
»Ja.«
»Sehr schön. Ihre Arme und Ihre Hände möchte ich gern sehen. Und dann möchte ich Sie bitten, die Augen jetzt zu schließen. Und dann erlauben Sie sich bitte, auf die Geräusche im Raum zu achten. Und gleichzeitig beobachten Sie Ihre Atmung. Das Ein- und das Ausatmen.«
Frau Althen fährt fort.
Es ist still, von draußen ist nur der Wind zu hören.
»Und Sie können sich erlauben, noch etwas tiefer und tiefer zu sinken. Und dann möchte ich Ihnen noch eine kleine Geschichte erzählen.«
Es ist die Geschichte vom Adler, der im Bauernhof unter Hühnern lebt, seit er ganz klein war, und der glaubt, ein Huhn zu sein, der gar nicht weiß, dass er auch fliegen kann, bis der Fremde kam, der dem Adler seine Möglichkeiten zeigte. Der Fremde nahm ihn mit auf einen Berg und sprach auf den Adler ein: »Adler, schau, die Orte überall, du kannst hinfliegen, wohin du möchtest. Du darfst frei sein. Das alles ist dein Reich.« Bis der Adler schließlich abhob.
Und dann solle sich Lara doch einmal vorstellen, wie es in ein paar Wochen sei, wenn sie es geschafft habe, am Ziel sei. Sie solle sich selbst ein Bild eingeben von der Situation, die sie anstrebt. »Damit nehmen Sie eine Programmierung Ihres persönlichen Navigationssystems vor«, sagt die Therapeutin. Dieses Bild könne sie immer wieder abrufen, auch abends zum Beispiel, »wenn Sie sich überlegen, ess ich jetzt was Süßes, oder ess ich es nicht«.
Drei bis vier Sitzungen reichen dafür gemeinhin. »Die Zuckersucht ist eigentlich ein klassisches Einsatzgebiet der Hypnose«, sagt Frau Althen. Auch Essstörungen dauern etwa so lange. »Die Hypnotherapie ist Kurzzeittherapie«, sagt die Therapeutin. Sie arbeitet nach der Methode des amerikanischen Psychiaters Milton H. Erickson (1901–1980), der die Hypnose als Methode zur Stärkung des Ich entwickelt hatte. Bei ihm spielt das Unbewusste eine tragende Rolle, das zur Stärkung der inneren Kräfte genutzt werden kann. Wenn Lara sich innerlich so programmiert, dass sie keine Lust mehr auf Ferreros Zehnerpacks hat, dann war die Hypnose also erfolgreich.
Dass die Methode wirken kann, ist wissenschaftlich nachgewiesen. Der Tübinger Psychologieprofessor Dirk Revenstorf hat festgestellt, dass Hypnose trotz der zum Teil kurzen Behandlungszeiten »hoch effektiv ist«, nach einer Übersichtsstudie unter anderem bei Migräne, Bulimie, Rauchen und bei Übergewicht. Auch bei Allergien und Neurodermitis seien Erfolge nachweisbar, so berichten andere Hypnotherapeuten.
Die Hypnose wird von der deutschen Bundesärztekammer als Heilmethode anerkannt. So
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