Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition)
Deutschen Diabetes Gesellschaft.
Typ-2-Diabetes, das ist jene Variante, an der 90 Prozent der Zuckerkranken leiden. Bei Typ-2-Diabetikern wird der Zucker aus dem Blut nicht mehr ausreichend in die Körperzellen transportiert. Entweder weil die Zellen den Zucker nicht mehr richtig aufnehmen (»resistent« geworden sind) oder weil die Bauchspeicheldrüse infolge langjähriger Überbeanspruchung nicht mehr ausreichend Insulin produziert, was wiederum bei Typ-1-Diabetikern das Hauptmerkmal ihrer Krankheit ist. Mittlerweile vertreten manche Mediziner auch die Meinung, die Unterscheidung sei eigentlich überholt und vor allem bei der Therapie eher hinderlich. »Sowohl in der Forschung als auch im klinischen Alltag zeigt sich zunehmend, dass diese grobe Einteilung in zwei Typen häufig so nicht zutrifft und sogar irreführend sein kann«, sagt der Zürcher Medizinprofessor Marc Y. Donath.
Der Zucker in der Nahrung spielt natürlich bei beiden Typen eine tragende Rolle. Wenn mehr Zucker in der Nahrung ist, wird mehr Insulin benötigt, und wenn Lebensmittel gegessen werden, die weniger Zucker ins Blut gelangen lassen, dann ist das gut für die Zuckerkranken.
Auch davon ist die Rede bei so einem Kongress der Diabetologen. »Lifestyleintervention« heißt das in ihrer Sprache. »Lebensstilmodifikation«. Wenn die Menschen ihr Leben umstellen und einfach das Zeug nicht mehr essen, das ihren Blutzuckerspiegel in die Höhe treibt. Da gab es eine neue Studie aus Großbritannien, die in der Fachwelt rund um den Globus für Aufregung gesorgt hatte. »Unglaublich, aber wahr«, entfuhr es beispielsweise dem Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie am Universitätsklinikum Düsseldorf, Professor Werner A. Scherbaum: »Es ist möglich, den Diabetes binnen einer Woche zu heilen.«
Die Hormonforscherin Dr. Ee Lin Lim, die aus Malaysia stammt, hatte zusammen mit Professor Roy Taylor und den Kollegen vom Zentrum für Altern und Vitalität der Universität im britischen Newcastle upon Tyne im Fachjournal Diabetologia berichtet, dass sie bei Diabetespatienten durch schlichtes Fasten schon eine Verbesserung erreicht hatten, und zwar nach nur einer Woche. Die Bauchspeicheldrüse hatte sich erholt, der Körper reagierte wieder besser auf Insulin, und auch die Fettwerte in der Leber hatten sich verbessert.
Diabetes, die Krankheit, die bisher als unheilbar galt, geheilt nach einer Woche. Die Mediziner reagieren auf solche Erkenntnisse einerseits fasziniert, andererseits auch ein bisschen beunruhigt, fast erschrocken. Die Medizinprofessorin Hannele Yki-Järvinen von der Universität Helsinki beispielsweise, die in der Branche als harte Pharma-Befürworterin gilt, schrieb dazu einen Kommentar in Diabetologia. Wenn die Patienten einfach anders essen und dadurch geheilt werden, dann sei das eine gute Therapie, »nicht teuer und ohne Nebenwirkungen«. Eine Therapie allerdings, die die Ärzte nicht leisten könnten: »Wie sind wir als Gesundheitsversorgungsprofis dafür ausgebildet, den Patienten zu helfen, abzunehmen und auch nicht wieder zuzunehmen? Haben Sie jemals ein Training in solchen Fähigkeiten bekommen? Ich nicht.« Was sie gelernt habe in ihrer Ausbildung, sei etwas ganz anderes gewesen: »Ich lernte, wie man ein Rezept ausstellt.«
So sahen das auch die Ärzte auf dem Symposium beim Diabetes-Kongress. Man müsste vielleicht mehr »Mentaltraining« anbieten, sinnierte einer der Referenten. »Das wäre dann allerdings keine Medizin mehr«, meinte er. Und: »Da sind wir als Ärzte die falschen Ansprechpartner.«
Das ist nicht ihr Business. Verhaltenstraining! Dafür braucht man ja nun wirklich keinen Arzt.
Für die Patienten, von denen es ja immer mehr gibt, ist das bedauerlich, wenn ausgerechnet die Ärzte sich bei der Heilung der wichtigsten Krankheit für unzuständig erklären. Es wäre aber auch verhängnisvoll für die Gesundheitswirtschaft, wenn ein wichtiger Umsatzträger wie der Zuckerkranke nach einer Woche wegbricht, weil er einfach gesund wird.
Und es hätte auch noch weitere Konsequenzen, für die Forschung zum Beispiel. Die läuft ja derzeit auf Hochtouren, gerade zum Thema Diabetes und Übergewicht. Die Politik wirft mit Millionen nur so um sich. Auch da wäre es geschäftsschädigend, das Problem einfach als gelöst zu erklären, und das nach einer Woche.
Wo die deutsche Bundesregierung gerade eine Million Euro ausgeworfen hat, um »ein Mittel gegen die gefährlichen
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