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Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition)

Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition)

Titel: Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Ulrich Grimm
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Schokoriegel und Softdrinks, kam Karies schon früh auf und sorgte für erregte Debatten.
    Karies ist der offensichtlichste Ausdruck der »giftigen Umgebung«, und dass Zucker der Grund ist, das sei »wissenschaftlich inzwischen sehr gut abgesichert«, schreiben die Zahnmediziner Professor Dr. Dr. Hans Jörg Staehle und Dr. Harald Strippel im Fachblatt Zahnärztliche Mitteilungen. Der Kampf gegen die offensichtlichen Zuckerfolgen im Gebiss der Kinder ist für die Industrie besonders wichtig. Denn wenn die Kinder überall mit schwarzen Stellen im Mund herumlaufen, bestünde die Gefahr, dass die Risiken und Nebenwirkungen der Verzuckerung deutlich werden – und Eltern auf die Barrikaden gehen, Schulen, Behörden zu Gegenmaßnahmen gezwungen und die schönen Geschäfte eingeschränkt werden.
    Die süße Branche arbeitet daher seit Jahren daran, den Zusammenhang zwischen Zucker und Zahnschäden unsichtbar werden zu lassen und aus dem öffentlichen Bewusstsein zu tilgen. Das Mittel dazu ist eine Chemikalie: Fluor. Fluor macht die Folgen des Zuckers unsichtbar. Man muss es nur unter die Leute bringen, und zwar weltweit. Die Lobby gründete eine einflussreiche Vereinigung, den »Informationskreis Mundhygiene und Ernährungsverhalten« (IME), der auf Zahnärzte, Wissenschaftler, Schulen und Medien einwirkt. Im Vordergrund steht die »Bedeutung von Mundhygiene« bei der Vorbeugung gegen Karies.
    Die Industrievereinigung International Life Sciences Institute (ILSI) rief eine Sondereinsatztruppe (Task Force) zusammen zum Thema Mundgesundheit, lustigerweise unter dem Vorsitz von Südzucker. Sie veranstaltete Kongresse, veröffentlichte Studien, arbeitete auch mit der Weltgesundheitsorganisation zusammen und den zuständigen Fachgesellschaften, der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde sowie der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde.
    Zu den »wichtigsten Faktoren« im Kampf gegen Karies zählten »regelmäßige Maßnahmen für die Mundhygiene durch die tägliche Verwendung einer Fluor-Zahnpasta«, so eine Publikation des holländischen ILSI-Wissenschaftlers Cor van Loveren, die unter der Obhut der Sondereinsatztruppe erschien. Auch Südzuckers Vertreterin Susanne Ziesenitz betonte »die wichtige Rolle der Fluoride bei der Vorbeugung gegen Karies«.
    Auf allen Ebenen hämmerte die Zuckerlobby ihre Botschaften ins Bewusstsein der Meinungsbildner und der Öffentlichkeit. Mit großem Erfolg. In Deutschland ist seit 1991 fluoridiertes Salz erhältlich. Kinder bekommen von Geburt an Tabletten, die Fluor enthalten, oft zusammen mit Vitamin D. Zahnpasta ist zumeist fluoridiert. In vielen Ländern der Welt wird sogar das Trinkwasser fluoridiert, etwa in den USA, in Australien, Brasilien, Chile, Irland, Malaysia und Vietnam. Mittlerweile trinken 5,7 Prozent der Weltbevölkerung fluoridiertes Wasser.
    Karies gibt es trotzdem noch. Aber der »früher leicht nachweisbare Zusammenhang zwischen Zucker und Karies« sei »heute durch den zunehmenden Gebrauch von Fluoriden nicht mehr immer in gleicher Weise offensichtlich«, schreiben die Dentalwissenschaftler Staehle und Strippel in den Zahnärztlichen Mitteilungen.
    Der erfolgreiche Kampf der Lobby gegen die sichtbaren Folgen des Zuckerkonsums im Gebiss hat die Verantwortung verschoben. Karies gilt jetzt nicht mehr als Folge des Zuckers, sondern als Folge mangelnder Sorgfalt beim Zähneputzen. Die Kinder sind selbst schuld, wenn sie schlechte Zähne haben. Oder ihre Eltern. Die schwarzen Stellen im Gebiss haben ihren Charakter als Warnzeichen verloren.
    Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor den Folgen des Zuckerverzehrs sind damit entbehrlich geworden. Der Zuckerkonsum konnte weitergehen. Die Warnzeichen wurden einfach ausgeschaltet und dem Zucker so der weitere Weg ins Körperinnere eröffnet. Dort nun allerdings richtet er weit schlimmere Schäden an. Beispielsweise bei jenen Frauen, deren Babys schon im Mutterleib der »Zuckermast« unterliegen und so schon programmiert werden auf lebenslange Zuckergier.
    Diese Gefahr drohte auch dem ungeborenen Kind von Janette Willburger, als die Ärzte in der Ulmer Geburtsklinik die erhöhten Werte feststellten. Janette Willburger musste daher unmittelbar die Zuckerflut stoppen, auf ärztlichen Rat hin, um sich und das Baby nicht noch weiter zu gefährden. Je weniger Zucker, desto besser fürs Baby. Das ist die erste Maßnahme in der Therapie des Schwangerschaftsdiabetes, wie die werdende Mutter gleich erfahren

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