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Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition)

Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition)

Titel: Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Ulrich Grimm
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39,7 Prozent Zucker. Auf den weiteren Plätzen folgten Kinder Maxi King, eine Milch-Schoko-Kombination im Handyformat, mit 34,5 Gramm Zucker; mit 33,1 Prozent kam Kinder-Pingui auf den dritten Platz, und die klassische Kinder-Milchschnitte brachte es noch auf 29,2 Prozent Zucker. Der Kinder-Konzern rechtfertigte sich mit einem besonders lustigen Argument: Es handle sich »nicht um Artikel, die nur für Kinder bestimmt sind«.
    Nicht nur der italienische Familienkonzern zielt mit Zuckerbomben auf die Kleinsten, auch der nette Herr Hipp (»Dafür stehe ich mit meinem Namen«) vom gleichnamigen Babynahrungskonzern, den die Mütter so lieben, dass sie ihm die Ernährung ihrer Kinder anvertrauen. Schon früh am Morgen: Seine Hipp Knusperflakes Honey Moby kommen auf 41 Prozent Zuckergehalt. Hipp immerhin reagierte und kündigte an, die stark zuckerlastigen Honey Mobys aus dem Programm zu nehmen.
    Die Frühstücksflocken, die ja als gesunder Einstieg in den Tag gelten, sind nach »Foodwatch«-Untersuchungen ein besonders krasser Fall von Zuckerterror. 96 Prozent der untersuchten Produkte gehörten in die »rote« Kategorie, weil sie zu 25 bis 50 Prozent aus Zucker bestehen. Ob Honigkugeln oder Froot Loops: Die vermeintlich gesunden Frühstückscerealien seien nichts anderes als »süße Snacks«, schreiben die Kinderschützer von »Foodwatch«.
    Der Lebensmittel-Multi Nestlé hatte kein einziges Flockenprodukt für Kinder mit weniger als 30 Gramm Zucker im Sortiment. Die beliebten Smacks von Kellogg enthielten 43 Gramm Zucker. Und der sympathische Billigheimer Aldi war gar unter den Rekordhaltern beim Zuckergift: Aldis Honey Balls enthielten unglaubliche 45 Gramm Zucker pro 100 Gramm.
    Wer glaubt, mit dem fertigen Brei fürs Baby aus dem Gläschen auf der sicheren Seite zu sein, bekommt mit Sicherheit – zu viel Zucker. Ein Babygläschen mit Apfel und Banane kann bis zu 33 Gramm Zucker enthalten. Schon von Gesetzes wegen wird überzuckert: Die Europäische Union hat in ihrer Richtlinie zur Säuglingsnahrung den Kalorienbedarf von Säuglingen um 15 bis 17 Prozent überschätzt, weil der Energiegehalt von Muttermilch zu hoch angesetzt worden war. Nach einer Öko-Test -Untersuchung enthält der Nestlé Alete Milchbrei Joghurt-Erdbeere-Banane schon 95 Prozent der täglich tolerierbaren Zuckermenge: 4,8 Stück Würfelzucker pro Portion.
    Und dabei preist Nestlé den Zuckerbrei als »leicht verdauliche« Abendmahlzeit für Kinder ab sechs Monaten an, besonders wertvoll dank diverser Gesundheitszusätze. »Ein Hohn«, kommentiert Öko-Test. Bebivita Frucht & Joghurt Pfirsich-Maracuja enthielt pro Portion 89 Prozent der Tageszuckermenge, und der Bebivita Früchtetee pro 200-Milliliter-Portion 3,2 Würfelzucker – etwa zwei Drittel der täglichen Maximal-Zuckerration.
    Mit den Kinderprodukten aus Supermarkt und Drogerie werden die Kleinen früh auf Zucker eingestellt. Ob Dr. Oetkers Paula Schokoladen Pudding Vanille-Flecken, Bauers Biene Maja Kinderjoghurt, Danones Fruchtzwerge: überall Zucker. Monster Backe Knister von Ehrmann, laut Werbung mit »gesundem Joghurt«, ist in Wirklichkeit eher ein süßes Monster. Zuckeranteil: 15 Prozent. Der 120-Gramm-Becher Joghurt & Smarties von Nestlé warte gar mit »sage und schreibe sechs Stücken Würfelzucker« auf, empört sich Öko-Test  – Urteil: »mangelhaft«. Auch viele Säfte sind »reinste Zuckerbomben«, so der Kinderernährungsspezialist Professor Berthold Koletzko von der Ludwig-Maximilians-Universität München.
    Wer schuld ist? Das weiß ein Mann namens Ingo Barlovic, denn er hat es einmal untersucht: »Vor einigen Jahren haben wir im Rahmen eines Markttests Kindern und Müttern sowohl ein Milchprodukt mit mehr Zucker als auch eines mit weniger Zucker angeboten«, erzählt Barlovic, der ein Fachmann ist für solche Sachen, als Geschäftsführer des Münchner Marktforschungsinstituts Iconkids & Youth. Er arbeitet für Firmen wie die Bonbonfabrik August Storck, die Schokoladefabrik Lindt & Sprüngli, den Softdrink-Riesen Coca-Cola, den Fruchtzwerge-Konzern Danone, den Kinder-Konzern Ferrero, die Fruchtgummifirma Katjes und viele andere, darunter Kraft Foods (Milka), Nestlé (Smarties), Unilever (Langnese). Die sind aber allesamt nicht schuld. Schuld sind die Mütter und die Kinder, die merkwürdigerweise das Ungesunde bevorzugten: »Gewonnen hat bei den Kindern und Müttern ganz klar die weniger gesunde Variante – vor allem wegen des Geschmacks.«

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