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Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition)

Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition)

Titel: Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Ulrich Grimm
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ab.
    Nicht nur der Zucker steckt in der Krise, auch seine neuen Erscheinungsformen. Und das merken jetzt auch schon die Konzerne, die vom Süßen leben und ohne Süße nicht überleben können. Allen voran natürlich die Soft-Drink-Riesen.
    Doch wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch. So hoffen dann schon manche auf einen ganz neuen Stoff, einen völlig unbelasteten Stoff. Und der eigentlich nicht neu ist, sondern ganz alt ist, eine lange Tradition hat und völlig natürlich sein soll. Sogar aus dem Urwald kommt er, natürlicher geht’s nun wirklich nicht.
    Von Natur aus süß. Das wär’s. Darauf haben sie gewartet, die Konsumenten. Leider war er bisher verboten, unverständlicherweise, aber jetzt hat er plötzlich mächtige Freunde, sogar ein Konzern wie Coca-Cola setzt große Hoffnungen auf ihn und hat ihn endlich aus der Illegalität geholt. So könnte das süße Leben vielleicht doch noch gerettet werden.

9. Urwald auf dem Dach
    Die Hoffnung der Konzerne: mit Stevia-Süßstoff aus der Krise
    Die neue Süße aus der Subkultur – endlich legal / Was der Schweizer Anarchist im Urwald fand / Das süße Kraut wird erst mal chemisch behandelt / Ist das denn noch gesund? / Wie die Herren der Supermärkte den Cola-light-Süßstoff verunglimpften / Geschmack geglättet, Bitternis maskiert: So natürlich ist das auch wieder nicht, finden die Behörden
    E s waren nur ein paar unscheinbare Blätter in einer Plastiktüte, die seinem Leben eine neue Wendung gaben. Ein Freund hatte sie aus dem Urlaub mitgebracht, und sie öffneten die Tüte gemeinsam: »Wir haben die probiert, und die haben süß geschmeckt. Das ist ganz selten. Zucker ist es nicht, aber es schmeckt süß.« Er wälzte Bücher, verbrachte Stunden in Bibliotheken, reiste um die halbe Welt, um die Pflanze zu bekommen, er setzte sie ein, er goss sie, beobachtete das Wachstum, notierte die Ergebnisse. Er veröffentlichte Artikel, Bücher, ging auf Konferenzen. Sogar seine Doktorarbeit schrieb er über die Pflanze mit den schmalen, gezackten Blättern. Einmal stand die Polizei vor seiner Tür, denn die Pflanze war verboten.
    Dr. Udo Kienle ist Agrarwissenschaftler, er trägt gern lässige Kleidung, Jeans, T-Shirt, er ist ja oft auf dem Feld unterwegs, erforscht Pflanzen, Wachstumsbedingungen, Erträge. Sein Institut gehört zur Universität Hohenheim in Stuttgart, ein moderner Bau mit Glas und Waschbeton, umgeben von Grün. Studenten aus aller Welt kommen hierher. Heute ist Kienle der wichtigste Experte in Deutschland für das süße Kraut mit dem botanischen Namen Stevia rebaudiana Bertoni. Er traut seiner Lieblingspflanze eine große Karriere zu, in der Rolle als »Zucker des 21. Jahrhunderts«.
    Es interessieren sich immer mehr Menschen dafür, jetzt wird es auch schon im großen Stil angebaut, vor allem in China. Große Konzerne sind eingestiegen. Es gibt jetzt nicht nur ein grünes Kraut, das süß schmeckt, sondern auch ein weißes Pulver. Und auch die Rechtslage hat sich entwickelt.
    Viele Mythen und Legenden ranken sich um die Pflanze; von dunklen Mächten zum Beispiel, die dafür sorgten, dass es so lange keine Zulassung gab. Dr. Kienle ist Naturwissenschaftler, er lässt sich von Mythen nicht beeindrucken.
    »War da die Zuckerlobby am Werk?«
    Kienle: »Um eine Zulassung zu bekommen, muss man die gesundheitliche Unbedenklichkeit nachweisen, und das ist nicht geschehen in der Vergangenheit, weil die Antragsteller nicht in der Lage waren, die nötigen Dinge beizubringen. Deswegen hat das so lange gedauert. Da hat man also gar keine Lobby gebraucht. Zumindest in Deutschland haben sich sogar alle Zuckerunternehmen immer wieder, speziell aber in den 80er Jahren, mit Stevia rebaudiana und ihren Süßstoffen beschäftigt. Das Interesse ist aber dann erlahmt, weil ab 1987 in Deutschland der künstliche Süßstoff Aspartam zugelassen wurde.«
    »Später ging es dann ganz schnell.«
    Kienle: »Als das US-Unternehmen Cargill zusammen mit Coca-Cola diese Unterlagen beigesteuert hat, kam es schließlich zu einer Zulassung.«
    »Stevia ist ja nichts Neues, schon die Indianer in Paraguay kannten es.«
    Kienle: »Man muss da unterscheiden zwischen der Pflanze selber und dem Süßstoff.«
    »Die Pflanze ist so natürlich wie die Kartoffel.«
    Kienle: »Die Kartoffel ist bei uns ein Grundnahrungsmittel seit 200 Jahren, und daher gibt es auch keine Probleme, dass hier gesundheitliche Bedenken auftreten könnten. Aber die Süßstoffe aus der Stevia-Pflanze sind ja

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