Garantiert wechselhaft
Eigenschaften von Tupperware im Allgemeinen und das aufregende Leben einer Tupperwareberaterin im Besonderen erfahren. Aber meine Gedanken schweiften, wie so oft, zu Christian ab. Er hatte sich regelmäßig gemeldet, um mir zu sagen, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis er bei mir anfangen könne. Leider meinte er damit nur die Reparatur der Fenster, nicht die Heilung meines verliebten Herzens.
Aber ich hatte mir geschworen, stark zu bleiben. Schließlich hatte ich auch ohne Affäre mit einem verheirateten Mann genügend Probleme an der Backe. Zum Beispiel eine Tupperparty, die von allen Eingeladenen fröhlich ignoriert wurde.
In diesem Moment hörte ich, wie die Haustür geöffnet wurde, und schoss hoch. Voller Erwartung eilte ich in den Flur, und dort stand … Martin.
«Da bist du ja schon!» Er hielt zwei Schutzhelme in der Hand. «Lust auf einen Kinoabend in Bayreuth?»
Ich schüttelte den Kopf. «Geht heute nicht.»
«Du hast was Besseres vor?» Martin grinste mich an. «Jetzt bin ich echt gespannt.»
«Ich veranstalte eine Tupperparty.»
Martin schaute mich einen Moment ungläubig an. Dann riss er die Tür zum Saal auf, wo Frau Kolb einsam und allein zwischen ihrem Sortiment und den mit Essen überladenen Tischen saß. Sie winkte erfreut.
Martin winkte charmant zurück, dann wandte er sich wieder zu mir.
«Alles klar», sagte er. «Die Stimmung kocht.»
«Möchtest du mitmachen?», fragte ich hoffnungsvoll.
«Unbedingt!», brummte er. «Aber mir ist gerade eingefallen, dass ich vergessen habe, meinen Kaktus zu gießen.»
Beim Hinausgehen drehte er sich um. «Du solltest dich bald mal um das Holz da draußen kümmern. Das wird nicht besser, wenn es unter der Plane liegt!»
«Na? Wer möcht denn schon a Gläsla Broseggo mit Waldmeistersirubb und Kiwi?», rief Frau Kolb gut gelaunt, ein Tablett mit vollen Gläsern in der Hand. «Nanu, is der Herr wieder gegangen?»
«War nur ein Bekannter, der kurz vorbeikam», sagte ich. «Aber Prosecco ist eine gute Idee!» Ich nahm ihr ein Glas ab und stieß mit ihr an.
«Die Gäste kommen schon noch!», sagte sie tröstend. «Des hammer öfters, dasses a bissle verspädet losgeht.» Sie nippte an ihrem Glas und linste durch den Vorhang. «Na, wer sagt’s denn. Do sinn ja scho die ersten!»
Wirklich?! Ich steckte begeistert den Kopf neben ihr durch die Gardine und sah tatsächlich drei Frauen auf den Gasthof zukommen. Die Sache hatte allerdings einen Schönheitsfehler: Sie wurden von der Beyer begleitet, die wild gestikulierend auf sie einredete. Vor dem Haus blieben sie kurz stehen – aber dann gingen sie gemeinsam weiter.
«Die hamm wohl was anderes vor.» So schnell ließ Frau Kolb sich nicht entmutigen. «Aber da kommen ja scho die nächsten!»
Diesmal waren sie zu fünft und in Begleitung von Frau Haas. Das Grüppchen ging vorbei, ohne das Gasthaus auch nur eines Blickes zu würdigen. Ich schüttete das ganze Glas Prosecco-Kiwi-Waldmeister-Mix hinunter und nahm ein weiteres vom Tablett.
«Da scheint’s noch a Veranstaldung zu geben», flötete Frau Kolb unbeirrt. «Des hammer öfters.» Sie sah sich im Saal um und entdeckte einen der Sinnsprüche von Onkel Hubert. «Duun’s in Ihrer Freizeit wohl gern a weng sticken?»
«Die hat alle mein Onkel gemacht», sagte ich.
«Ach, Ihr Onkel stickt?» Es war offensichtlich, dass Frau Kolb sich allmählich fragte, ob sie in einem Irrenhaus gelandet war.
«Hat. Er ist schon tot», sagte ich düster. Ich würde jetzt auch gleich mit dem Handarbeiten beginnen. Und der Spruch, den ich als Erstes exklusiv für die Damen Haas und Beyer auf ein Bettlaken sticken und quer über die Hauptstraße hängen würde, lautete:
Wer Mutti kränkt, wird gehängt. In Blutrot.
«Soll ich Ihnen derweil schon amol a baar Dubberbrodukte zeigen?», fragte Frau Kolb.
Ich tauschte mit gnadenloser Entschlossenheit mein leeres Glas gegen ein volles. «Gerne!»
Frau Kolb hielt gerade die erste Vorratsdose in die Höhe, als jemand in den Flur polterte. Irgendetwas fiel scheppernd um, dann schloss sich die Haustür mit einem dumpfen Schlag.
«Ach, die hamm sich alle vorher irgendwo gedroffen und kommen etzt alle z’samm», jodelte Frau Kolb. «Die Dubberbadie kann beginnen!»
Herein kam aber nur Gustl Beck, mit einem verlegenen Grinsen im Gesicht und einer quietschbunten Krawatte über dem karierten Hemd. «Die Beyers Leni sacht, hier däd a heiße Padih steigen?»
Das war endgültig zu viel des Guten. Ich spürte, wie
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