Garnet Lacey 04 - Biss in alle Ewigkeit
auf.
Er hielt sie mir hin, sie war stark gerötet. Die Haut an den Fingern und in der Handfläche war von Blasen überzogen, die aufgeplatzten Stellen nässten stark.
„Ich habe Angst, diese Verletzungen zu berühren“, erklärte ich.
In dem Moment ging die Tür auf; kalte Luft fegte durchs Zimmer, und als ich den Kopf hob, sah ich Sebastian, der mit argwöhnischer Miene davon Kenntnis nahm, dass ich vor Parrish kniete. Sofort stand ich auf, obwohl mir klar war, wie schuldbewusst das aussehen musste. Bevor Sebastian auch nur einen Ton von sich geben konnte, sagte ich:
„Ich kann das erklären.“
Sebastians Blick wanderte zu den Scherben der zerbrochenen Vase, und seine Miene nahm einen noch düstereren Ausdruck an. Seine Kiefermuskeln zuckten, aber er drehte sich um und hängte seine Jacke auf. „Okay“, erwiderte er.
„Teréza war hier“, begann ich und berührte dabei meine Wange, die mit ihren Fingernägeln Bekanntschaft gemacht hatte. „Mich hat sie angegriffen, und Parrish hat sie mit ihrer Magie die Hand verbrannt.“
„Es stimmt“, bestätigte Parrish und stand abrupt auf. „Ich war hergekommen, weil ich euch beiden gratulieren und euch alles Gute für die Hochzeit wünschen wollte.“
„Wie rührend.“ Sebastians Stimme wirkte vor Wut wie erstickt.
Parrish ignorierte den Kommentar. Obwohl Sebastian die Tür hinter sich geschlossen hatte, stand er immer noch da, während der Schnee an seinen Stiefeln schmolz.
Ich hatte mich ebenfalls nicht von der Stelle gerührt und hielt das Verbandszeug ausgestreckt, als wollte ich sagen: „Hier hast du den Beweis, dass ich keine unlauteren Absichten hatte.“
Parrish war von uns allen der Einzige, der sich wenigstens einigermaßen behaglich fühlte. Zwar hielt er seine verletzte Hand weiter an seine Brust gedrückt, aber mit der anderen streichelte er wieder Barney. Sie stand auf der Armlehne und rieb ihre Wange an seinen Fingerknöcheln. Dass sie eben so unsanft von seinem Schoß befördert worden war, als Parrish
plötzlich vom Sofa aufgesprungen war, hatte sie ihm längst nachgesehen.
„Der Zompir ist ja eine bemerkenswerte Schöpfung“, bemerkte Parrish. „Dein Werk, nehme ich an.“
„Der was?“ Sebastian sah zu mir und wartete auf eine Erklärung.
Gerade wollte ich antworten, da redete Parrish weiter: „Der Zompir. Oder gefällt dir Vambie besser?“ Ein boshaftes Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Du hattest bestimmt Mühe, sie zu verwandeln, wie?“
„Daran ist überhaupt nichts lustig“, herrschte Sebastian ihn an.
„Kann ich mir gut vorstellen“, gab Parrish zurück. „Eine untote Ehefrau macht das Eheleben bestimmt ziemlich kompliziert, oder nicht?“
„Das geht dich nichts an“, entgegnete er und machte einen Schritt nach vorn. „Außerdem waren wir nie verheiratet.“
„Ach, dann ist das Kind ja ein Bastard“, merkte Parrish so beiläufig an, als spräche er über die Farbe der Vorhänge.
Einen Moment lang stand Sebastian wie erstarrt da, als hätte ihm jemand eine Ohrfeige gegeben. Doch dann gewann er seine Fassung schnell genug zurück, um mit einem ironischen
Lächeln zu reagieren. Es deutete an, dass diese Bemerkung unter seinem Niveau war. „Lass meine Familie aus dem Spiel. Du bist hier nicht willkommen, Nachtwandler. Ich schlage vor, du gehst jetzt.“
Ich räusperte mich. „Na ja ... also genau genommen habe ich ihn gebeten hereinzukommen.“ Sebastian verzog das Gesicht, als wäre er soeben von stechenden Kopfschmerzen befallen worden. Hastig griff ich nach seinem Arm. „Hör zu, Schatz. Parrishs Hand muss unbedingt verbunden werden. Danach geht er wieder.“
Mein Ex warf mir einen verletzten Blick zu, als hätte ich ihn auf der Stelle zurück in den Schnee und die Kälte geschickt. Als Antwort darauf zog ich eine Augenbraue hoch, die so viel
besagte wie: Was hätte ich denn an deiner Stelle sagen sollen?
Nach einem Blick auf die verletzte Hand erklärte Sebastian: „Das sieht nicht gut aus. Im Zweiten Weltkrieg habe ich als Sanitäter gedient. Ich verbinde das.“ Mit diesen Worten nahm er mir das Verbandszeug ab.
Parrish hielt ihm die Hand hin, erwiderte dann aber mit einem Hauch Sarkasmus in der Stimme. „Sie sind ein wahrer Gentleman, Sir.“
Von Sebastian kam nur ein Schnauben, dennoch untersuchte er behutsam die Brandverletzung und machte sich daran, einen Verband anzulegen. „Es war dumm von dir herzukommen“, sagte er, während er die Mullbinde präzise um die verletzte Hand
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