Garnet Lacey 04 - Biss in alle Ewigkeit
Sebastian und Parrish wusste ich, es war keine Leichtigkeit, ein Vampir zu werden. Da war dieses ganze Zeugs mit
dem Leben nach dem Leben, und ich konnte mir nicht mal ansatzweise vorstellen, wie man an seine Blutspender herankam. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass Teréza auch noch mit einem Kulturschock zu kämpfen hatte, war sie doch mehr als hundert Jahre lang tot gewesen. Ich nickte. „Ja, ich glaube auch, dass sie Hilfe benötigt, um sich auf ihre Situation einzustellen. Er sollte für sie da sein.“
Mátyás drehte sich um und sah mich ungläubig an.
„Was denn?“, fragte ich beim Anblick seiner schockierten Miene. „Ist das so eine Überraschung für dich, dass ich Mitgefühl zeige?“
Er lachte. „Um ehrlich zu sein, ja.“
„Tja, dann krieg dich mal wieder ein“, sagte ich. „Es ist für mich kein Problem, wenn Sebastian Teréza helfen will oder sogar helfen muss, damit sie lernt, was es heißt, Vampir zu sein. Es ist aber sehr wohl ein Problem für mich, dass sie versucht, ihn zu töten. Und mich. Und dass sie Parrishs Hand in Flammen hat aufgehen lassen. Glaubst du, sie ist ... na ja ... all dem hier gewachsen? Ich meine, sie war lange Zeit tot. Das könnte sich irgendwie auf ihren Gemütszustand ausgewirkt haben, oder denkst du nicht?“
Schlagartig wurde Mátyás ernst. „Es geht ihr gut. Sie hat nur leichte Schwierigkeiten, sich auf ihre Situation einzustellen.“
Na, wer redet sich denn da die Realität schön? „Oh“, machte ich. Als jemand, der in dieser Disziplin viel Übung hatte, wusste ich, dass es kaum etwas gab, was ich darauf noch hätte
sagen können. „Okay.“
„Sie kommt schon wieder in Ordnung“, beteuerte er und stellte dabei das Gitter vor den Kamin, in dem das Feuer inzwischen intensiv brannte. „Wenn Papa etwas mehr Zeit mit ihr verbringen würde, dann wäre alles wieder gut.“
Aber sicher, dachte ich. Spätestens, nachdem sie uns alle umgebracht hatte, würde alles wieder gut sein. Allerdings sprach ich das nicht laut aus, sondern legte Mátyás eine Hand auf die Schulter und drückte sie. Er versteifte sich angesichts dieser Berührung, dennoch wartete ich noch einen Moment, bevor ich meinen Arm wieder sinken ließ. „Was die Hochzeit angeht, ist der größte Teil längst geregelt. Es spricht eigentlich nichts dagegen, dass Sebastian etwas Zeit mit Teréza verbringt. Damit er herausfinden kann, ob er irgendetwas für sie tun kann. Ich werde gleich morgen früh mit ihm reden.“
Das hörte sich tatsächlich nach einer guten Idee an. Und wer wollte schon sagen, ob es nicht sogar hilfreich für sie sein würde? Anders als Parrish, schien Sebastian in der Lage zu sein, sich gegen Teréza zur Wehr zu setzen. Er hatte den Vorteil der Blutmagie, oder was auch immer es sein mochte, das ihm Macht über sie verlieh. Und solange keine weiteren Schreckensmeldungen rund um die Hochzeit eingingen, gab es von jetzt an bis zum großen Ereignis für alle Beteiligten nicht mehr allzu viel zu tun. Ich wurde zwar das Gefühl nicht los, Teréza könnte mich verflucht haben, aber das war von mir vielleicht nur albern oder abergläubisch. Und selbst wenn, ich konnte immer noch einen Schutzzauber wirken, der alle negative Energie ablenkte, die möglicherweise von ihr ausgesandt wurde. Hey, das war vielleicht prinzipiell gar keine schlechte Idee!
Mátyás betrachtete mich, als wäre er sich nicht ganz sicher, ob er meinem plötzlichen Ausbruch von Großzügigkeit über den Weg trauen sollte, also fügte ich noch hinzu:
„Ganz ehrlich, Mátyás. Ich werde mit ihm reden.“
„Okay“, erwiderte er und richtete sich auf. „Das ist immerhin ein Anfang.“
„Wo ist Teréza jetzt?“
Er schüttelte den Kopf und lachte betrübt. „Ich hab dir ja schon gesagt, ich weiß nicht, wohin sie geht.“
„Hast du ihr nicht eine sichere Unterkunft beschafft?“, wollte ich wissen.
„Ja, es gibt einen Ort, an den sie sich eigentlich begeben sollte, aber in letzter Zeit ist meine Mutter ein bisschen ...“ Er suchte nach dem richtigen Wort, dann hatte er sich entschieden. „... unberechenbar.“
Unberechenbar? „Völlig neben der Spur“ traf es wohl besser. Trotzdem nickte ich nur. „Wird sie nicht erfrieren? Wenn sie draußen ist, meine ich? Hat sie die gleiche Physiologie wie
Sebastian? Ihr wird doch nichts passieren, wenn sie allein in der Kälte unterwegs ist, oder?“
„Sorgst du dich ernsthaft um sie?“
Ich zuckte mit den Schultern, schließlich konnte ich ihm
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