Garnet Lacey 04 - Biss in alle Ewigkeit
Klinge über meine Schulter gezogen wurde und meine Jacke zerschnitt. Die überraschende Aktion veranlasste Lilith dazu, sich wie ein Laser zu konzentrieren. Meine Rechte zuckte hoch, legte sich um ihren Kehlkopf und begann zu drücken.
Ich roch menschliche Verwesung, etwas Schleimiges glitt sich windend auf meine Haut. Weiße Insekten krochen über mein Handgelenk. Maden! Angeekelt zog ich meine Hand zurück. Kaum hatte ich sie losgelassen, waren die Tiere verschwunden. Eine Illusion? Ich schüttelte meine Rechte, um das kribbelnde Gänsehautgefühl loszuwerden.
Teréza taumelte aus dem Kreis, hielt sich den Hals und ließ die Sense zu Boden fallen.
Lilith fauchte wütend. Teréza hatte mich mit ihrer Magie reingelegt. Lilith mochte es nicht, wenn man SIE aufs Kreuz legte. Ich musste zügig handeln, wenn ich den Vorteil wiedererlangen wollte.
In dem Moment flog das Scheunentor auf. „Halt!“
Obwohl unsere Blutsverbindung über die Jahre hinweg schwächer geworden war, bekam Sebastian es dennoch jedes Mal mit, wenn ich Lilith an die Oberfläche rief. Meine Finger waren bereits in Terézas Haar verkrallt, die andere Hand hielt ich hoch, um ihr den Kehlkopf zu zertrümmern.
„O weh, Garnet!“, rief eine Stimme. Das war meine Mutter.
„Himmel und Hölle!“, ließ mein Vater verlauten, der neben meiner Mom auftauchte. Das veranlasste mich dazu, von Lilith abzulassen. Mein Vater bekam sonst kaum einmal einen Fluch über die Lippen. Lilith sackte tief nach unten. Die knisternde Schutzsphäre zuckte, und dann brach sie um meine Knöchel herum zusammen. Teréza zog sich von mir zurück und brachte mich dazu, ihre Haare loszulassen.
Als ich mich umdrehte und dazu ansetzte, Sebastian und meinen Eltern mein Handeln zu erklären, stürzte sie sich plötzlich auf mich. Mein Kopf schlug auf dem Steinboden auf, und dann ließ sie sich wie ein Sack Ziegelsteine auf mich fallen. Die Luft wurde aus meinen Lungen gepresst, und sie versuchte, mit den Fingernägeln mein Gesicht zu zerkratzen.
Ich ließ Liliths Kraft zutage treten und versetzte Teréza einen Stoß, der sie hoch in die Luft schleuderte und mit einem nassen Klatschen auf den Boden aufschlagen ließ. Sie stöhnte, rührte sich aber nicht.
Sebastian tauchte übernatürlich schnell neben mir auf und drückte eine Hand dort auf meine Schulter, wo die Sense mich erwischt hatte. „Geht es dir gut?“, fragte er. Zwar sah er zu Teréza, doch er blieb an meiner Seite.
Mein Vater stand im geöffneten Scheunentor und schüttelte den Kopf. Meine Mutter gab einmal mehr ein „ts, ts, ts“ von sich und murmelte etwas vor sich hin, sie habe mich nicht großgezogen, damit ich mich auf Schlägereien einlasse.
Aus dem Augenwinkel beobachtete ich, wie Teréza sich aufrappelte und nach der Sense griff. Unsere Blicke begegneten sich eine Sekunde lang, dann brüllte ich: „Aufpassen!“
Ich verkrampfte mich und rechnete jeden Moment damit, getötet zu werden. Am Rand meines Gesichtsfeldes nahm ich eine Bewegung wahr, die so wirkte, als griff mein Vater nach irgendetwas. Ich war mir aber nicht sicher, da mein Blick starr auf Teréza gerichtet war, die mit der Sense ausholte. Die Klinge kam auf meinen Kopf zugeschossen, und ich begann, einen Zauber zu murmeln, konnte mir jedoch nicht vorstellen, damit noch rechtzeitig fertig zu werden.
Ich sah hoch, als Terézas Kopf zur Seite geschleudert wurde, nachdem eine über einen halben Meter hohe, metallene Milchkanne von ihrem Schädel abgeprallt war. Sie verdrehte die Augen und sackte zusammen.
Als ich mich umschaute, um dahinterzukommen, was da gerade passiert war, entdeckte ich meinen Vater, der seinen Daumen in die Höhe streckte und ihn mir zeigte. Er wischte sich die Hände an seiner Jeans ab, und ich vermutete, dass er die Kanne geworfen hatte.
Meine Mom wirkte ein bisschen grünlich im Gesicht, war aber sichtlich stolz auf das Wurfgeschick meines Dads. „Ist sie tot?“
„Genau genommen ist sie das schon länger“, meinte Sebastian ironisch und wandte sich wieder mir zu, um den Wust von Daunen zu sichten, der aus meiner Jacke gequollen war. „Deine dicke Daunenjacke hat den Treffer weitgehend abgefedert, aber trotzdem ist da irgendwo Blut.“ Viel leiser flüsterte er mir ins Ohr: „Ich kann es riechen.“
Na wunderbar, mein Vampir-Verlobter wurde in Gegenwart meiner Eltern blutgeil. Das hatte mir gerade noch gefehlt.
Ich kniff warnend die Augen zusammen und deutete mit einer knappen Kopfbewegung auf meine
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