Garnet Lacey 04 - Biss in alle Ewigkeit
Magie ist ziemlich beeindruckend“, sagte Mom zu mir.
„Ach, das ist zum größten Teil Liliths Werk“, erwiderte ich ein wenig verlegen. Ich konnte es mir selbst nicht erklären, aber mit meiner Mom über Magie zu reden, das war so, als unterhielten wir uns über Sex.
„Sei doch nicht so bescheiden“, hörte ich Sebastian protestieren, der mit Dad zusammen Teréza über die knarrenden Stufen nach unten trug. Dad konnte natürlich nicht annähernd so gut sehen, wohin der Weg führte. Meine Mom versuchte, mit ihrer Taschenlampe so viel Licht wie möglich zu spenden, aber die Batterien waren bereits geschwächt. „Garnet ist auch so eine sehr mächtige Hexe.“
„Tatsächlich? Und wieso wissen wir nichts davon?“, fragte meine Mom in dem gleichen verletzten Tonfall, den sie schon hatte anklingen lassen, als sie auf das Hochzeitskleid zu sprechen gekommen war. O Gott!
„Und Knoblauch? Mögen Sie Knoblauch?“, wollte Dad unterdessen wissen.
„Passen Sie bei der letzten Stufe auf“, sagte Sebastian. „Die ist, meine ich, etwas locker.“
„Dad, wir hatten uns in einem italienischen Restaurant verabredet. Du weißt, dass Knoblauch ihm nichts ausmacht“, warf ich ein.
„Sehr gut“, ächzte Dad, als sie den Keller erreicht hatten. „Ich könnte nicht mit einem Schwiegersohn zurechtkommen, der keinen Knoblauch isst. Woher kommt diese Geschichte mit dem Knoblauch eigentlich? Die hat für mich nie einen Sinn ergeben.“
„Knoblauch ist ein natürlicher Blutverdünner“, antwortete Sebastian. „Und in manchen Ländern gilt es als Allheilmittel.“
Mom und ich spähten in den Sturmkeller. Sogar von dort, wo wir standen, konnte ich die Feuchtigkeit riechen. Moms Taschenlampe beschien Regale, die vollgestellt waren mit verstaubten Gläsern mit Bohnen und Gurken. In einer Ecke stand etwas, das wie ein alter Diaprojektor aussah. „Sieh dir das nur an!“, sagte ich zu Sebastian. „Du solltest diesen Raum
nutzen.“
„Stimmt“, meinte er und schaute sich um. „Drüben im Keller habe ich bald keinen Platz mehr für mein Eingemachtes.“
Sebastian war in erster Linie ein Kräuterkenner, aber er hatte auch einen kleinen Gemüsegarten, und jeden Herbst kochten wir Tomatensoße und machten Gurken und vieles mehr ein, das uns in die Finger fiel.
„Sie können einkochen? Das ist ja wunderbar!“ Meine Mutter war total begeistert, was ich in gewisser Weise sogar verstehen konnte. Einkochen war eine aussterbende Kunst, und für Sebastian und mich wurde es von Mal zu Mal schwieriger, im Supermarkt die notwendigen Zutaten zu finden.
Als sie Teréza auf den Boden legten, begann sie, sich zu regen. Ihr Fuß zuckte, und ich umklammerte den Griff meiner Schaufel fester. Mein Vater wich einen Schritt zurück und wäre fast über eine verrostete Wanne gestolpert. „Hoppla“, meinte er, während er versuchte, das Gleichgewicht wiederzuerlangen. „Wir sollten besser raufgehen, bevor sie wach wird.“
Prinzipiell war ich Dads Meinung, wandte aber ein: „Was sollen wir Mátyás sagen? Er wird sie einfach wieder rauslassen, und dann wird sie auf jeden von uns stinksauer sein.“ Ich warf Sebastian einen bedeutungsschwangeren Blick zu, als er die verstaubte Treppe hinaufkam. Immerhin hatte er Teréza erst gestern noch geküsst, und jetzt machte er dabei mit, sie in einen Sturmkeller einzuschließen.
Mom hielt den Lichtkegel der Lampe auf Terézas Gesicht gerichtet. „Sie sieht aus wie ein Kind.“
„Sie war dreiundzwanzig, als sie starb“, erklärte Sebastian. Auch wenn ich ihn in der Dunkelheit nicht richtig erkennen konnte, hörte ich den Schmerz aus seiner Stimme heraus. Mit einem traurigen Lachen fuhr er fort: „Zu ihrer Zeit galt sie damit ja nicht mehr als jung.“ Sebastian hob die Falltür an, um sie zu schließen, hielt aber auf halber Höhe noch einmal inne.
Vielleicht war ich einfach nur unsensibel, vielleicht schmerzte mich aber auch der Kuss noch zu sehr, auf jeden Fall fragte ich: „Und trotzdem hast du sie geschwängert und nie geheiratet?“
„Garnet!“, zischte meine Mutter.
Sebastian ließ die Tür mit lautem Knall zufallen. „Wir sollten die Luke verriegeln.“
„Bist du wirklich so eiskalt, oder versuchst du nur, das Thema zu wechseln, damit ich aufhöre, Fragen zu stellen?“
Er griff nach meiner Schaufel und riss sie mir aus der Hand. „Das dürfte genügen.“
Ich schnappte nach Luft, weil mich sein Gewaltausbruch völlig überraschte.
„Behandeln Sie meine Tochter
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